Sanierungs-Wille nur vorgetäuscht?

Zweibrücken · Anfang 2015 verkündete der LVIM, dass an seinem Evangelischen Krankenhaus Sanierungsmaßnahmen für 50 Millionen Euro anstünden. Das Geld sei zurückgelegt und werde auch investiert. Jetzt erweckt der Träger auf Anfrage einen ganz anderen Eindruck: dass man schon damals keine Perspektive mehr für die Klinik sah.

 Wie sanierungsbedürftig ist das Evangelische Krankenhaus eigentlich wirklich? Foto: Wittenmeier

Wie sanierungsbedürftig ist das Evangelische Krankenhaus eigentlich wirklich? Foto: Wittenmeier

Foto: Wittenmeier

Ob Krankenhaus-Angestellte, aktuelle oder frühere Patienten oder im jüngsten Stadtrat auch Lokalpolitiker: Viele fragen sich, was am Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken in der Oberen Himmelsbergstraße eigentlich sanierungsbedürftig ist. Wie gar jemand behaupten könne, das Gebäude sei "marode". "Es gibt kein fehlendes Brandschutzkonzept im Evangelischen Krankenhaus", sagte Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) am Mittwoch im Stadtrat. Lediglich dann, wenn Umbaumaßnahmen notwendig würden, müsse man auch den Brandschutz überdenken.

Walter Rimbrecht (SPD ) sprach von einem nur "angeblichen Investitionsstau". Die genannten 50 bis 60 Millionen Euro seien aus seiner Sicht rein theoretische Zahlen, die nicht bedeuten, dass das Gebäude marode sei. Auch Elisabeth Metzger (CDU ) sieht "keinen großen Stau".

Die Zahl von 50 Millionen hat der Träger, der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM), im Januar 2015 selbst verkündet, als Ergebnis einer internen Grobkostenschätzung. Dieser Modernisierungsbedarf sei "in der deutschen Krankenhauslandschaft heute durchaus vergleichbar", das Krankenhaus sei "anerkannt gut" erhalten. Um eine Modernisierung vorzubereiten, habe die renommierte "Kommunalbau Rheinland-Pfalz GmbH" den höchstmöglichen Modernisierungsbedarf über drei bis fünf Jahre Bauzeit auf insgesamt etwa 50 Millionen Euro eingestuft. Den erklecklichen Eigenanteil dieser 50 Millionen Euro steuere der Landesverein in den kommenden Jahren bei, schrieb der damalige LVIM-Vorsitzende Rainer Wettreck in einer Mitteilung.

Was ist aus diesen Plänen geworden und vor allem: Wo sieht der LVIM selbst konkreten Anlass für Sanierungen? Und welche Fördersummen sind dafür vom Land denkbar? Solche Fragen stellen sich aktuell gerade in den verkündeten Gesprächen mit potenziellen Investoren. Denn diese müssten ja wissen, wieviel Geld sie konkret für was und wie schnell ins Gebäude stecken müssten.

Solche und weitere Fragen kehrt LVIM-Sprecherin Susanne Liebold allerdings beiseite mit der Aussage: "Aktuell steht die Neuausrichtung des Krankenhausstandorts Zweibrücken im Vordergrund". Es ergebe keinen Sinn, die alte Debatte um die Sanierung wieder aufzugreifen. Heißt wohl: Es geht dem LVIM nur noch darum, das Zweibrücker Haus bald loszuwerden.

Schriftlich erläutert Liebold, dass die 50 Millionen Euro vom Januar 2015 den "maximalen Aufwand" bezifferten: sämtliche Kosten für eine umfassende Generalsanierung über eine veranschlagte Bauzeit von drei bis fünf Jahren hinweg. Darin seien die Sanierung aller "Funktions- und Behandlungsflächen samt Raumausstattung und die umfassende Modernisierung der technischen und medizintechnischen Infrastruktur" inbegriffen. Dass der LVIM dieses Geld aber bereits spätestens seit Anfang 2015 nicht mehr ausgeben wollte, legt ihre Antwort auf die Frage nahe, warum der LVIM - obwohl Vorstand Rainer Wettreck dafür einen Invest von an die 50 Millionen Euro verkündete - den Sanierungsstau nicht mehr anging. Liebold: "Da die Bundesländer in ganz Deutschland nur anteilig die erforderlichen Investitionskosten übernehmen, wäre für die gesamten aktuell notwendigen Modernisierungsmaßnahmen ein sehr hoher Eigenanteil erforderlich, welchen das Krankenhaus aus eigener Kraft nicht erwirtschaftet hatte und auch in Zukunft nicht hätte erwirtschaften können."

Sprich: Schon Anfang 2015, die Auswirkungen des Chefärzte-Weggangs waren noch kein Thema und das Scheitern der Kooperation mit der Uniklinik nicht absehbar, sah man für das Krankenhaus am Himmelsberg keine Zukunft mehr. Dass die Sanierungspläne da nicht mehr im Fokus standen, legt auch nahe, dass der LVIM keine weitergehende Analysen durch die Kommunalbau Rheinland-Pfalz vornehmen ließ.

Deren Geschäftsführer Thomas Hintsch erklärt: "Seit Abschluss unseres damaligen Auftrages gab es keine neue Beauftragung für unser Haus und wir sind ins weitere Prozedere nicht mehr eingebunden. Seither besteht in dieser Angelegenheit auch kein Kontakt mehr zum Bauherren."

"Der Modernisierungsbedarf wurde erkannt, kleinere Maßnahmen auch umgesetzt", antwortet Liebold hingegen auf die Frage, ob der LVIM schon Anfang 2015 das Haus am Himmelsberg aufgegeben hatte. Man habe in den Vorjahren in die Verbesserung der Attraktivität etwa von Stationen und in die Heizungssanierung investiert. Und dieses Jahr seien 50 000 Euro in eine Elektrosanierung geflossen.

Zum Thema:

Am Rande Der LVIM will mit verstärkter Werbung mehr Patienten ins Krankenhaus locken. "Hervorragende Pflege und ärztliche Versorgung" stünden dabei im Mittelpunkt. Auch Gesundheitsveranstaltungen wie am 12. Mai (Vortrag "Knoten in der Brust" mit Chefarzt Muayyad Al-Alime) und am 25. Mai (Aktionstag Adipositas mit sieben Fachvorträgen) wolle man dazu nutzen, so LVIM-Sprecherin Susanne Liebold: "Am besten vermitteln das unsere Mitarbeitenden aber im direkten Kontakt mit Patienten , niedergelassenen Ärzten und anderen Partnern, und dafür sind wir sehr dankbar." ek

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort