Straßenausbau in Zweibrücken hängt von Finanzierungsmöglichkeiten ab Etzelweg-Sanierung: Glas halb voll oder halb leer?

Zweibrücken · Dass die lange Straße nur in einer Hälfte einen komplett neuen Belag bekommen hat, auf der anderen aber ein Flickenteppich entstand, sorgt bei Autofahrern für Kritik. Doch die Stadt hat sogar deutlich mehr saniert als bis vor Kurzem geplant.

 Der neue Flickenteppich im Etzelweg auf Höhe der Schlachthofstraße erregt die Gemüter etlicher Autofahrer. Doch UBZ und Stadt erklären auf Merkur-Anfragen, warum nicht auch hier der Belag komplett erneuert wurde.

Der neue Flickenteppich im Etzelweg auf Höhe der Schlachthofstraße erregt die Gemüter etlicher Autofahrer. Doch UBZ und Stadt erklären auf Merkur-Anfragen, warum nicht auch hier der Belag komplett erneuert wurde.

Foto: Sebastian Dingler

Die Sanierung des Etzelwegs hat bei Bürgern zu teils auch heftiger Kritik hervorgerufen. Denn: während die wichtige Zweibrücker Verkehrsader zwischen ihrem Ende an der Mittelbacher Straße und der Einmündung Gleiwitzstraße eine komplett neue Asphaltdecke erhalten hat, wurden in der anderen Hälfte Richtung Bubenhauer Straße lediglich notdürftig Schäden ausgebessert.

Dort ist jetzt ein Flickenteppich entstanden – der Merkur-Fotograf hat am Mittwoch insgesamt etwa 55 ausgebesserte Stellen gezählt, teils komplett über die Fahrbahnbreite, teils nur kleinere Flächen wie um Kanaldeckel herum.

Der Bürger Uwe Menzner hatte deshalb vor einigen Tagen den Merkur angerufen – mit der Bitte zu recherchieren, was dieser „Flickenteppich“ soll: „Wenn alle paar Meter geflickt wird, hätte man doch besser gleich den gesamten Belag erneuert!“ Auch in der (von Privatleuten organisierten) Facebook-Gruppe „Zweibrücken“ eröffnete Menzner eine sich intensiv entwickelnde Diskussion über die Baustellen-Planung im Bereich Etzelweg – mit ganz überwiegend sehr kritischen Kommentaren. So schrieb ein Bürger: „Anstatt die komplette Straße einmal komplett abzufräsen, haben sie bis jetzt so alle zehn Meter ein Fünf- Meter-Stück gefräst.“ Und ergänzte mit Galgenhumor: „Das Auto hat sich gefreut ...“. Ein anderer Bürger, der schon länger „Baustellen-Chaos“ in Zweibrücken beobachtet, witterte sogar „pure Schikane“ und forderte den Bauamtsleiter und den Oberbürgermeister auf, zurückzutreten. Eine Bürgerin berichtete am 8. Oktober: „Bin heute Morgen mal über den Etzelweg gefahren, um die Umleitung ab Sperrung Kreisel auszuprobieren. Also das ist mehr wie ne Stoßdämpferteststrecke. Da ruiniert man sich das Auto, auch wenn man Schritttempo fährt. Unglaublich, was hier so getrieben wird. Muss ich zukünftig morgens ne halbe Stunde früher zur Arbeit fahren, um pünktlich zu kommen und brauch ich einen Landrover?“

Seitdem sind offensichtlich allerdings abgefräste Stellen asphaltiert worden, sodass zumindest keine Stoßdämpfer mehr in Gefahr sind. „Das ist keine Holperpiste“, berichtet Merkur-Fotograf Sebastian Dingler, der am Mittwoch für die Redaktion auch eine Testfahrt unternahm: Er habe diesen Mittwoch den Zustand beim Drüberfahren nicht als störend empfunden. Es könne aber sein, dass andere Leute dies anders empfinden: Wenn man genau darauf achte, „holpert es dort schon ein bisschen“.

Klar ist: Eine durchgängig neu asphaltierte Straße wäre schöner und komfortabler gewesen. Warum aber ist nur die eine Hälfte des Etzelwegs so neugestaltet worden, während die andere Hälfte nur notdürftig ausgebessert wurde? Der Merkur hat hierzu zunächst bei der für Straßenbaumaßnahmen zuständigen Stadt-Tochter UBZ (Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken) angefragt und dann auch bei der für die Finanzierung der Straßenausbauplanung zuständigen Stadt selbst.

Aus den Antworten lässt sich schlussfolgern: Man könnte das Glas halb leer oder halb voll sehen. Denn: Bei den Bauarbeiten am Etzelweg wurde zwar deutlich weniger gemacht, als von kritischen Bürgern erhofft – aber bis vor Kurzem hatte es noch so aussehen, als könne am Etzelweg jahrelang gar nichts gemacht werden.

Denn: Im Zweibrücker Straßenausbauprogramm 2021-2025 war der Etzelweg noch überhaupt nicht vorgesehen, erklärt Stadtsprecher Jens John. Das Ausbauprogramm enthält nur die Straßen, die einen komplett neuen Belag benötigen – und wird durch wiederkehrende Beiträge der Grundstückseigentümer mitfinanziert.

 An der Kreuzung Etzelweg/Gleiwitzstraße endet die komplette Fahrbahnerneuerung (vorne im Bild) – Richtung Innenstadt beginnt der Flickenteppich.

An der Kreuzung Etzelweg/Gleiwitzstraße endet die komplette Fahrbahnerneuerung (vorne im Bild) – Richtung Innenstadt beginnt der Flickenteppich.

Foto: Sebastian Dingler

Warum die eine Hälfte des Etzelwegs dann trotzdem komplett neu asphaltiert werden konnte, erläuterte der UBZ per E-Mail: „Der Bereich von der Mittelbacher Straße bis zur Gleiwitzstraße wurde durch den Landesbetrieb Mobilität, als Ausgleich für die Belastung infolge der Umleitung während des Kreiselbaus am Nagelwerk, bezahlt.“ Diese Umleitung, mit viel Lkw-Verkehr, habe nämlich die Straße beschädigt, ergänzte Stadtsprecher John.

Im Etzelweg-Abschnitt von der Einmündung Gleiwitzstraße bis zur Bubenhauser Straße dagegen wurde nur ausgebessert – solche „Unterhaltungsmaßnahmen“ werden nicht mit wiederkehrenden Beiträgen finanziert, sondern allein mit städtischen Haushaltsmitteln. Zweibrücken – als eine der pro Kopf höchstverschuldeten Städte Deutschlands – hat aber bekanntlich kein Geld. Deshalb musste bereits das Straßenausbauprogramm 2021-25 trotz Verdopplung der Beitragshöhe kleiner ausfallen als zuvor beabsichtigt (wir berichteten mehrfach). Der UBZ erklärt deshalb weiter: „Im Hinblick auf die angespannte Finanzsituation können wir deshalb leider nur die dringendsten Maßnahmen durchführen.“

Stadtsprecher John sagte, das Land habe für die 200 000 Euro teure Sanierungsmaßnahme eine Pauschale von 100 000 Euro bereitgestellt („dass das genau die Hälfte ist, ist Zufall“). Allerdings sei diese Pauschale vom Land nur für den stadtauswärtigen Abschnitt des Etzelwegs berechnet worden, „weil die Hauptumleitungsstrecke nur bis zur Gleiwitzstraße ging“. „Weil aber nicht alle da gefahren sind“ und die Stadt deshalb auch Reparaturbedürftigkeit von Schadstellen am Etzelweg-Abschnitt Richtung Bubenhausen erkannte, „wurde entschieden, dort mit noch vorhandenen Haushaltsmitteln zunächst auszubessern“, berichtete John.

Und wann wird der dort entstandene Flickenteppich gegen einen komplett neuen Belag ersetzt? Der UBZ mailte auf diese Frage, eine Erneuerung über wiederkehrende Beiträge sei „nicht erkennbar“: „Wann dies geschehen kann, können wir noch nicht verlässlich sagen, sicherlich jedoch nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren.“

Stadtsprecher John sagte, für das nächste Straßenausbauprogramm 2026-30 gebe es noch keine Planungen., diese sei auch noch nicht terminiert. Ob der Etzelweg in das nächste Ausbauprogramm kommt, sei noch nicht absehbar. Das hänge nämlich nicht nur vom Zustand des Etzelwegs ab, sondern auch davon, ob andere Straßen in schlimmeren Zuständen sind und welche Bedeutung die Straßen für den Verkehr haben. Nach Merkur-Einschätzung hat der Etzelweg eine hohe Bedeutung. Denn die Straße ist wegen der der vielen Gewerbebetriebe und Geschäfte entlang der Straße sowie der vielen Wohnhäuser nicht nur am Etzelweg, sondern auch davon abzweigend, stark befahren.

Bürger Uwe Menzner hatte hinsichtlich der Baustellen am und um den Etzelweg noch zwei weitere Kritikpunkte genannt. Der eine hat sich zwischenzeitlich erledigt: Eine laut Menzner beim Abbiegen von der Schlachthofstraße in den Etzelweg kaum erkennbare Baustellenampel stand laut Auskunft des UBZ nur während der Fräsarbeiten und ist bereits wieder entfernt. Bald gelöst wird der andere Punkt: Nach den Arbeiten am Übergang von der Schlachthofstraße zum Etzelweg sei dort der Zustand „schlimmer als zuvor“, weil der Übergang nun gefühlt 25 Zentimeter hoch sei. Der UBZ erklärte, der Absatz sei nur vier Zentimeter hoch. Und stellte in Aussicht: „Geplant ist, dass wieder vier Zentimeter aufgefüllt werden und somit die Fahrbahn wieder eben ist.“

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