San Andreas: Einfach alles kaputt gemacht

Zweibrücken · Der Untergangs-Thriller „San Andreas“ ist keine cineastische Sternstunde: Mit einem Dauerfeuer von Action und Spezialeffekten versucht er, die dünne Substanz zu übertünchen.

Ein Faszinosum treibt Hollywood an. Man hat erkannt, dass die Märkte sich verschieben, der Löwenanteil des Einspielergebnis in China, Russland, Brasilien und Südostasien eingefahren wird und dass die kaufkräftigste Zielgruppe Teenager zwischen zwölf und 17 Jahren sind. Das ist der Grund, weshalb Actionfilmen jegliche Intensität ausgetrieben wurde, Schauspieler alterslos sind, Gewalt blutlos und Sex keimfrei ist. Das ist Superheldenästhetik auf dem geistigen Level eines Kirmeskarussells. Die Bestätigung dieser Behauptungen findet sich in einem Film wie "San Andreas", wo gleich zu Beginn ein Teengirl mit seinem Auto den mehrfachen Überschlag rund 25 Meter einen Steilhang hinab ohne weitere Verletzungen überlebt und vor dem Absturz in einen richtig tiefen Abgrund gerettet wird, weil Dwayne Johnson als Rettungspilot Ray einen Helikopter herbeisteuert und die Sache per Hand vor Ort klärt. Der Mann hat ein Trauma zu verwinden, weil ihm eine Tochter während einer Wildwasserfahrt zu Tode kam. Nun steht die Scheidung von seiner Frau Emma (Carla Gugino) bevor, die als Neuen einen superreichen Magnaten ergattern konnte. Und da ist noch Tochter Blake, die mit dem Stiefvater in spe an diesem Tag nach San Francisco fliegt. Am gleichen Morgen erlebt Paul Giamatti als Seismologe live vor Ort, wie ein Erdbeben den Hooverdamm zerlegt. Kurz danach werden Los Angeles und Frisco von verheerenden Erdstößen getroffen.

Der Film hat jetzt eine knappe halbe Stunde, also ein Viertel der Spielzeit hinter sich und man beginnt sich zu fragen, was denn noch kaputt gemacht werden könnte. Damit die Laune oben bleibt, werden immer wieder Nachbeben nachgereicht mit dem Hinweis, dass der richtige Treffer erst noch kommt. Derweil muss Ray erst Emma in Los Angeles und dann Blake in San Francisco retten. Es gibt noch mehr Erdbeben und einen Tsunami, bei dem ein Containerschiff die Golden Gate Bridge zerlegt und die Stadt überflutet wird. Es gibt mehrere Millionen Tote. "Erdbeben " von 1974 galt lange als Inbegriff des doofen Katastrophenfilms. Gegen den hier wirkt sogar "2012" intelligent.

USA 2015, 115 Min.; Regie: Brad Peyton; Drehbuch: Carlton Cuse; Kamera: Steve Yedlin; Musik: Andrew Lockington; Darsteller: Dwayne Johnson, Carla Gugino, Alexandra Daddario.

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