Engagement für Modenschau Friseurin aus dem Saarland im Trainingslager für New York-Fashion-Week – plötzlich fällt der Strom aus

Zweibrücken · Zur Vorbereitung auf ihren Job bei der New York-Fashion-Week war die Friseurin Anke Köhler in Hannover im Trainingslager.

Bei Gary Baker, Creativ-Director von UNITE Hair (Zweiter von rechts) und dessen Assistenten Narad Cutawaroo (Zweiter von links), erlebten die Friseurmeister Anke Köhler (Mitte), Ayhan Saglam (rechts) und Giuseppe Genovese (links) ein grandioses Trainingswochenende.

Foto: privat

Der Countdown hat begonnen und so langsam beginnt das Lampenfieber bei Anke Köhler. Die Zweibrücker Friseurmeisterin und MakeUp-Artist wird bei der Fashion-Week in New York Mitte Februar die Models frisieren, welche die neueste Mode auf den Laufsteg bringen. Eine große Ehre und eine ebenso große Herausforderung.

Dass diese auf ganz anderen Ebenen liegt, als vielleicht angenommen, hat die 44-jährige gebürtige Saarländerin aus Niederwürzbach am Wochenende in Hannover erfahren. Dort fand für die 30 Deutschen Friseure ein Boot-Camp statt, bei dem nicht nur mögliche Frisuren und extravagante Stylings geübt wurden. „Wir hatten eine tolle Stimmung, schon gleich auf der Hinfahrt im Auto. Es hat einfach alles perfekt harmoniert“, skizziert Anke Köhler. Sie legte die gut 500 Kilometer weite Wegstrecke in die niedersächsische Hauptstadt zusammen mit ihrer befreundeten Kollegin, Ayhan Saglan aus Blieskastel, und dem entfernter bekannten Giuseppe Genovese aus Saarbrücken zurück.

Auch vor Ort fanden sich schnell engere Gruppierungen in dem gesamten Miteinander, zu denen auch Anke Köhlers zugeteilte, bis dahin unbekannte Zimmergenossin, die Türkin Elis Güney aus Iserlohn, gehört. „Wir sind ein gutes Team“, hatten sich die beiden Frauen am zweiten Schulungstag nach einer gemeinsam erstellten Frisur bestätigt. „Ich habe sehr, sehr viel Neues mitgenommen“, freut sich die Zweibrückerin. Neben Technik und Tipps auch neue Freundschaften und Netzwerke.

Friseure arbeiten auf Fashion-Week in Teams zusammen

Denn vor allem wurden die Haardesignerinnen und Haardesigner auf bedingungsloses Teamwork eingeschworen. „Wer da eine Einzelnummer drehen will, verliert“, hätten wohl alle erkannt. Anke Köhler weiß: „Einzig das Ergebnis und die Perfektion zählen, nicht, wer welchen Handgriff dazu beigetragen hat. Höchste Präzision unter schwierigsten Bedingungen.“

Denn für die Fashion-Shows arbeiten die Friseure in Zweier- oder gar Dreierteams zusammen: Einer assistiert, einer frisiert und einer holt Sachen, die eventuell spontan benötigt werden. Denn die verschiedenen Teams müssen genau dasselbe Ergebnis an den unterschiedlichen Models erreichen, exakt die Frisur, die neben Kleidung und Schminke auf den Auftragsbögen vorgegeben ist.

Mitten in der Vorbereitung für die Fashion-Week: Plötzlich ist der Strom weg

Das Ausbilder-Duo Gary Baker, Creative Director von Sponsor UNITE Hair und sein ebenfalls britischer Kollege Narad Cutawaroo waren streng und akribisch, beschreibt Anke Köhler am Beispiel des Pony-Tail, eines tief im Nacken angesetzten Pferdeschwanzes. Die Herausforderung dieser eher simpel wirkenden Frisur liege in dem Mittelscheitel, der haargenau sitzen müsse, um am Ende ein perfektes Gesamtbild mit allen Models zu ergeben. Und der Menge an angeföhntem Haarspray, welches beispielsweise auch Hochsteckfrisuren locker-leicht-beweglich wirken lasse, ohne dass sich auch nur ein einziges Härchen rühren kann.

Und dann passierte es: „Mit einem Mal war der Strom weg. Nix mehr mit Föhnen“, erinnert sich die Frisörmeisterin an eine Schrecksekunde. Es habe nur geheißen: „Seid kreativ, helft Euch, das kann Euch in den USA auch passieren.“ Anke Köhler lacht: „Wir haben gepustet, um das Haarspray zu trocknen.“

Saarbrücker Promi-Friseur Bennet Alamba
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Saarbrücker Promi-Friseur Bennet Alamba

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Foto: Bennet Alamba

Friseure müssen sich in New York neue Elektrogeräte kaufen

Bei Lockenfrisuren und Stromausfall könne passieren, dass mitten im Styling plötzlich die Frisurvorgabe geändert werde. Sie atmet hörbar aus. Denn trotz allem bereitet das Fachliche der stresserprobten Zweibrückerin den geringsten Nervenkitzel. Sie gesteht: „Es ist das ganze Drumherum.“ Dazu gehört, dass sich alle vor Ort erst einmal Elektrogeräte wie Lockenstab und Fön kaufen müssten, da die niedrige Voltspannung in Amerika nicht mit deutschen Geräten korrespondiere.

New York-Fashion-Week: Viele der Modeschauen in Industrieruinen

Zudem sei die Rede von 70 Settings, die über ganz New York verteilt ablaufen. „Wir erfahren unter Umständen kurzfristig, zu welcher Show wir in welchem Team eingeteilt sind und es ist unsere Verantwortung, den Veranstaltungsort rechtzeitig zu erreichen.“ Dies könnten besonders für die Neulinge in diesem Jahr unter Umständen Baubrachen oder Industrie-Ruinen sein. Dort könne es schon zur Herausforderung werden, rechtzeitig den Eingang zu finden. Von Giuseppe Genovese, der schon einmal in New York dabei war, hat sie gehört, dass sich dort viele neue Mode-Designer präsentierten, die eine Low-Budget-Location auswählten statt des Sieben-Sterne-Gala-Standorts der etablierten Label.

Ein weiteres Handicap sei vor allem das Fach-Englisch, für das ihnen die begleitende Dolmetscherin jedoch noch Vokabellisten zur Verfügung stellen wolle. In einem ist sich Anke Köhler absolut sicher: „Es ist immer jemand da, der einem hilft.“ Zudem dürfe jeder der Teilnehmer frei entscheiden, wieviel er sich zutraue und ob er eventuell sogar spontan Zusatzaufträge als „Joker“ übernehmen wolle. Das gesamte deutsche Team, dem neben erfahrenen und sogar bereits Fashion-Week-erfahrenen Friseurmeistern einige Auszubildende angehören, trifft sich am 8. Februar auf dem Frankfurter Flughafen zum Direktflug nach New York und ist dort im selben Hotel untergebracht.

Was die Zweibrückerin ebenfalls freut: „Es heißt, wir werden sogar etwas anschauen können und ein bisschen Freizeit für uns haben.“ Sie hofft, mit ein bisschen Glück auch einmal in eine Modenshow hinein spitzeln zu können. Doch wie dem auch sei, auf sie warte „eine absolute Weiterbildung und persönliche Weiterentwicklung“. Anke Köhler sagt: „Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und habe Respekt vor dieser Herausforderung.“

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