Stadtfest Zehn Steaks für Big John Russel

Zweibrücken · Männer der ersten Stunde erzählen Geschichten aus vier Jahrzehnten Zweibrücker Stadtfest.

 alte Fotos vom Zweibrücker Stadtfest

alte Fotos vom Zweibrücker Stadtfest

Foto: Stadt

„Wie war das noch mit dem dicken Bluesmusiker?“, fragte der Erfinder des Zweibrücker Stadtfestes, Fritz Presl, seinen langjährigen Mitstreiter an der Hauptbühne Rudi Manderscheid. Und der erzählte, dass Big John Russell, nach dem Auftritt beim Stadtfest zehn Steaks und eine ganze Schüssel Speiseeis gegessen habe.

Auch die Geschichte vom Pizzateig auf dem Kopf einer Frau, von 15 Zentnern Kartoffel für Pfannkuchen, von der Stadtfestbahn, von Lkw-Anhängern als Bühnen, vom Kind, das sich den Arm beim Luiche eingeklemmt hat, von der Befreiungsaktion des Stadtjubiläumsmaskottchens Rosi Ross, von entblößten Körperteilen oder vom Gerücht, dass das Bier alle sei, wurden bei einer Gesprächsrunde von Männern der ersten Stunde im Sportheim des SV Ixheim neu erzählt.

 Zwei Szenen vom ersten Stadtfest 1980. Rechts zu sehen das Gedränge in der Stadt, links der damalige Oberbürgermeister Werner von Blohn mit einer unbekannten Majestät und dem damaligen Kulturamtsleiter Fritz Presl.

Zwei Szenen vom ersten Stadtfest 1980. Rechts zu sehen das Gedränge in der Stadt, links der damalige Oberbürgermeister Werner von Blohn mit einer unbekannten Majestät und dem damaligen Kulturamtsleiter Fritz Presl.

Foto: Stadt

Dabei räumte der damals für den Vertrieb bei der Parkbrauerei zuständige Richard Denger mit dem Gerücht auf: „Es war genug Bier da. Nur die 30-Liter-Fässer waren ausgegangen.“ Bei der Menge von über 60 000 Litern Bier, die in den ersten Jahren durch die Zapfhähne und Kehlen flossen, konnten die Standbetreiber auch risikolos größere Fässer anschlagen.

Wobei Denger und auch Reiner Neumann, der seit dem ersten Zweibrücker Stadtfest 1980 ununterbrochen Grillspezialitäten anbietet, feststellen, dass weniger Bier getrunken wird. Denger führt das auf die Zunahme der alkoholhaltigen Mixgetränke, Neumann auf die früheren Schließzeiten zurück.

„Früher war das Stadtfest länger geöffnet und mit den Sperrzeiten hat man das nicht so genau genommen“, sagte Presl. Erst Ende der 1980er Jahre, als zwei Hauseigentümer und ein Mieter erwogen, wegen Ruhestörung zu klagen, habe man entschieden, dass um 24 Uhr die Musik endet und die Hähne eineinhalb Stunden später hochgedreht werden müssen. „Wir sind da auch durchgelaufen und die Standbetreiber haben die Musik meistens ohne Murren abgestellt“, sagte Manderscheid.

 Veteranen des Zweibrücker Stadtfestes (von links):  Burgi Zahn, Rudi Manderscheid, Fritz Schäfer, Reinhard Neumann, Fritz Presl, Thilo Huble, Manfred Petrizek, Richard Denger und Edgar Steiger.

Veteranen des Zweibrücker Stadtfestes (von links):  Burgi Zahn, Rudi Manderscheid, Fritz Schäfer, Reinhard Neumann, Fritz Presl, Thilo Huble, Manfred Petrizek, Richard Denger und Edgar Steiger.

Foto: Volker Baumann

Das Stadtfest hat dennoch nie an seiner Anziehungskraft verloren. „Wir haben immer was Besonderes angeboten“, sagte Neumann. Presl sprach von „Alleinstellungsmerkmalen“. Im den 1980er Jahren gab es jeden Tag einen Ochs am Spieß. Zunächst von der Fleischerinnung, dann vom Metzgermeister Neumann. Um sechs Uhr in der früh begann sich der Ochse, der schon drei Stunden vorher im Schlachhof auf den Spieß gesteckt worden war, auf dem Spezialgrill zu drehen. „Da brauchten wir jeden Tag 16 bis 18 Ster Holz“, erzählte Neumann. Freitags und samstags war der Ochse dann bis auf die Knochen abgenagt. „Sonntags blieb aber viel übrig.“ Deshalb habe er das Angebot nach einem Jahrzehnt gestrichen.

Auch die von den Ernstweiler Schützen angebotenen Kartoffelpfannkuchen gab es bis Mitte der 1990er Jahre. „Da haben wir im ersten Jahr 15 Zentner Kartoffeln verarbeitet“, erzählte Manfred Petrizek. Dabei hätten die Bundeswehr und später die JVA beim Kartoffelreiben geholfen.

Der Dietrichinger Freizeitverein mit Burgi Zahn an der Spitze war von Anfang an dabei. Schon früh standen bei den Trualbtalern Pizza und Grillschinken auf dem Speiseplan. Dabei wirbelte Zahn den Pizzateig durch die Luft. Der Hornbacher Bürgermeister Reiner Hohn fing ihn auf dem Blech auf. „Einmal hat der Reiner nicht aufgepasst und der Fladen landete auf dem Kopf einer Frau. Die war dann nicht amüsiert“, schilderte Zahn die Situation. Die Familie Zahn ist mit zwei Jahren Unterbrechung wie Neumann weiter beim Stadtfest präsent.

Zwischenzeitlich haben die Dietrichinger den Schlossplatz gefüllt. „Das ist ein schwieriger Platz“, sagte  Kulturamtsleiter Thilo Huble, der seit 1994 das Stadtfest organisiert. „Aber die Dietrichinger haben das geschafft“, meinte Neumann.

1987 oder 1988 kam Huble erstmals mit dem Stadtfest in Berührung. „Ich spielte damals schon in einer Band und Fritz Presl hat mich gefragt, ob ich eine Rockbühne organisieren könne.“ So wurde die Rückwiese auf dem Goetheplatz geboren. Vier Lkw-Anhänger der Bundeswehr dienten als Bühne. Dazwischen lagen Bretter und eine Plane deckte das ab. „Das wäre heute unvorstellbar“, sagte Huble.

„Bei allen Änderungen muss ich feststellen: Das Zweibrücker Stadtfest hat weiter Bestand und das 40. wird am 26. Juli eröffnet“, lud Huble. Vor Zweibrücken hatten bereits Neunkirchen und Blieskastel Stadt- beziehungsweise Altstadtfest. „Der Stadtrat hat dann 1979 beschlossen, dass ich als neuer Kulturamtsleiter auch ein Stadtfest organisieren soll.“ Das erste Stadtfest vom 4. bis 6. Juli hatte zwei Bühnen und war vor allem von Vereinen und Anliegern beschickt. Inzwischen sind es neun Bühnen und neben Vereinen viele professionelle Standbetreiber.

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