Jahresrückblick 2021 (Teil 1) Was von Januar bis Juli in Zweibrücken geschah Kahlschlag bei Tadano war das Thema des Jahres

Nicht nur die Corona-Pandemie bewegte dieses Jahr die Menschen, die Politik und die Wirtschaft in Zweibrücken.

 In den Tadano-Werken in Zweibrücken an der Dinglerstraße (Bild) und auf dem Wallerscheid wurde 2021 jeder vierte Arbeitsplatz abgebaut.

In den Tadano-Werken in Zweibrücken an der Dinglerstraße (Bild) und auf dem Wallerscheid wurde 2021 jeder vierte Arbeitsplatz abgebaut.

Foto: Lutz Fröhlich

Januar

Der erste Monat des Jahres wird geprägt durch eine gute und zwei schlechte Nachrichten aus dem Zweibrücker Wirtschaftsleben. Die gute kommt aus der Sozialwirtschaft: Das „Haus Kana“ wird eröffnet. Die vom Diakoniezentrum Pirmasens betriebene Altenpflegeeinrichtung gilt als wichtiger Baustein für die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in der Zweibrücker Canadasiedlung.

Zumindest für die klagenden Nachbarn erfreulich ist, was für die Investoren von Hotel, gehobenen Wohnhäusern und Pflegeeinrichtungen auf dem Ex-Parkbrauereigelände ein überraschender Schlag ist: Das Oberverwaltungsgericht Koblenz kippt den Bebauungsplan für das „Quartier Alte Brauerei“. Das erforderliche neue Bebauungsplanverfahren wird sich noch bis in 2022 hinein hinziehen.

 Das ehemalige Gelände der Parkbrauerei in Zweibrücken ist bereits terrassiert. Nach einem Gerichtsurteil gab es dann aber einen Baustopp.

Das ehemalige Gelände der Parkbrauerei in Zweibrücken ist bereits terrassiert. Nach einem Gerichtsurteil gab es dann aber einen Baustopp.

Foto: Lutz Fröhlich

Der schwerste Schlag seit vielen Jahren für den Zweibrücker Arbeitsmarkt: Der Kranbauer Tadano Demag trennt sich von jedem vierten Mitarbeiter, 392 Arbeitsplätze werden abgebaut. Gründe hierfür waren Sünden der Vergangenheit, die zeitweise zu Qualitätsmängeln führten, sowie globale Hindernisse wie die niedrigen Ölpreise und die Flaute beim Windkraft-Ausbau. Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) äußert sich betroffen: „Das sind 392 Einzelschicksale. Für jeden ist das ein schwarzer Tag. Es ist auch ein schwarzer Tag für die Stadt.“

Februar

Weiter geht’s mit Tadano: Im Insolvenzverfahren ist die Gläubigerversammlung überzeugt vom Sanierungskonzept des Kranbauers, mit dem die Werke Tadano-Demag in Zweibrücken und Tadano-Faun in Lauf (Franken) besser verzahnt werden sollen (was sich seit April auch in der Streichung des Markennamens Demag ausdrückt). 99,48 Prozent stimmen für den Erhalt von Tadano-Demag.

In einem der aufsehenerregendsten Prozesse der vergangenen Jahre in Zweibrücken verurteilt das Landgericht einen 35-Jährigen wegen „Totschlags in einem minder schweren Fall“ zu sechs Jahren Haft. Er hatte mit seinem Fleischermesser einen Nachbarn erstochen. Der beliebte 40-jährige Familienvater war nachts in die Wohnung des 35-Jährigen eingedrungen, nachdem der sich lautstark mit seiner Mutter gestritten hatte. Der 35-Jährige reagiert empört auf das Urteil und randalierte im Gerichtssaal. Auch draußen stößt das Urteil auf Kritik: Denn viele Bürger hätten eine härtere Strafe erwartet. Auch gibt es Erstaunen darüber, dass die rechtsextreme Vergangenheit des 35-Jährigen, der lange Zeit im „Nationalen Widerstand Zweibrücken“ aktiv war, vor Gericht keine Rolle spielte – denn die Staatsanwaltschaft sah nach ihren Ermittlungen keinen Tatzusammenhang.

März

„Corona-Luftfilter für Schulen? Nein, nein, nein!“ überschreibt der Pfälzische Merkur den Bericht aus dem Stadtrat. Der nämlich lehnte gleich drei Anträge für verschiedene technische Vorschläge ab. Sodass es zunächst bei dem blieb, was der Stadtvorstand schon in der Februar-sitzung empfohlen hatte, nämlich in Räumen mit Fenstern wie vom Umweltbundesamt empfohlen auf Stoßlüften zu setzen. Oberbürgermeister Wosnitza hatte damals die Anschaffung noch abgelehnt und spitz angemerkt, man solle besser der Wissenschaft statt dem Bauchgefühl folgen. Erst im September empfiehlt der Stadtvorstand, als die Preise deutlich gesunken waren, den Kauf mobiler Luftfiltergeräte als Ergänzung zum Lüften; der Stadtrat folgte dem einstimmig.

Das Neubaugebiet „Junges Wohnen am Himmelsberg“ darf wie geplant gebaut werden. Die Lebenshilfe scheitert beim Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz mit ihrer Klage dagegen, dass die Stadt im Bebauungsplan keinen Fußweg vorsieht, mit dem Behinderte durch das Wohngebiet laut Lebenshilfe sicherer Richtung Innenstadt kämen. Dagegen stellt das Gericht unter anderem fest, die Lebenshilfe hätte schon früher andere Maßnahmen hierfür selbst ergreifen können.

 Für das Neubaugebiet „Junges Wohnen am Himmelsberg“ begannen die Bagger zu rollen. Einen Fußweg zum Lebenshilfe-Wohnheim (hellgelb im Hintergrund) muss es nicht geben, urteilte das Oberverwaltungsgericht.

Für das Neubaugebiet „Junges Wohnen am Himmelsberg“ begannen die Bagger zu rollen. Einen Fußweg zum Lebenshilfe-Wohnheim (hellgelb im Hintergrund) muss es nicht geben, urteilte das Oberverwaltungsgericht.

Foto: Jan Althoff

April

Drei Tage in Folge eine Corona-Neuinfektionen-Inzidenz von über 100 – das ist jetzt im Dezember, wo die Inzidenz manchmal dreimal so hoch war, eher ein Wunschtraum. Ende April schrillen dagegen in Zweibrücken die Alarmglocken. Denn nach den damaligen Coronaschutz-Regeln bedeutet das: Zweibrücken muss erstmals die offizielle „Notbremse“ ziehen. Dies bedeutet nächtliche Ausgangssperren. Aber auch der Einzelhandel leidet, weil das „Terminshopping“ verschärft werden muss auf „Click & Collect“: Nur noch bestellte Waren dürfen abgeholt werden. Zum Glück müssen die scharfen Maßnahmen nur gut eine Woche aufrechterhalten werden. Und im Corona-Jahr 2021 gibt es auch gute Nachrichten: Zweibrücken hat (auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl) die wenigsten Corona-Toten Deutschlands. Und das fast über die ganze Pandemie hinweg!

Mai

Der Stadtrat beschließt ein Großprojekt zur Belebung der Innenstadt. Mit 7,5 Millionen Euro sollen bis Ende des Jahrzehnts unter anderem Privatleute unterstützt werden, ihren Wohnraum attraktiver zu gestalten, Laden-Leerstände bekämpft, mehr Studenten in die Stadt gebracht und die Zweibrücker Grün-Stärken ausgebaut werden. Auch für das gescheiterte City-Outlet gibt es ein neues (noch grobes) Konzept: Dort soll ein „öffentliches Gemeinschafts- und Kommunikationszentrum“ als „Foyer der Stadt“ entstehen.

Juni

Seit Jahren ermahnt die Kommunalaufsicht (Aufsicht- und Dienstleistungsdirektion Trier) die hoch verschuldete Stadt Zweibrücken zum Sparen. Die bemüht sich zwar, macht aber immer wieder darauf aufmerksam, mehr als Tropfen auf den heißen Stein könne man nicht leisten, denn der Schuldenberg sei nicht selbst verschuldet. Jetzt schickt die ADD eine Art Sparkommissar: Der pensionierte ADD-Präsident Josef Peter Mertes soll die neue Zweibrücker „Haushaltskonsolidierungskommission“ leiten. Stadtvorstand und Stadtrat hoffen hierdurch auf neue Ideen, wie man Kosten senken kann, ohne dass Bürger allzu sehr darunter leiden. Im Dezember deutet sich dann plötzlich eine überraschende riesige Entlastung an: Die rheinland-pfälzische Landesregierung kündigt an, die Kassenkredit-Schulden der Kommunen zur Hälfte zu übernehmen. Der Zweibrücker Schuldenberg (insgesamt 247 Millionen Euro) würde so um 87,5 Millionen Euro schrumpfen.

Die Gender-Debatte erreicht im Juni den Stadtrat: Die CDU fordert, allen Stadt-Mitarbeiter*innen zu verbieten, das Gender-Sternchen zu verwenden, weil das gegen die orthographischen Regelwerke sei. Entscheidungsbefugnis darüber hat der Stadtrat zwar nicht, Oberbürgermeister Wosnitza lässt aber einen lebhaften Meinungsaustausch darüber zu.

Jugendliche Vandalen haben in einer Nacht drei Stunden lang auf dem Zweibrücker Minigolfplatz randaliert und 5000 Euro Schaden angerichtet. Dabei werden sie in Bild und Ton von einer Überwachungskamera gefilmt – sodass die Polizei sie einige Wochen später ermitteln konnte. Der Vorfall beschleunigte vermutlich die Nutzung von mehr Videoüberwachung von Vandalismus geplagter Gebiete in Zweibrücken: Kurz darauf werden Kameras am Wasserspielplatz am Kleinen Exe installiert, später zudem Videoüberwachung rund ums Helmholtz-Gymnasium beschlossen (jeweils nur außerhalb der Betriebszeiten).

 Vandalen machten sich am Minigolfplatz zu schaffen. Und wurden von der Überwachungskamera gefilmt. Hier wird ein Tretboot abtransportiert.

Vandalen machten sich am Minigolfplatz zu schaffen. Und wurden von der Überwachungskamera gefilmt. Hier wird ein Tretboot abtransportiert.

Foto: DRK/Minigolf Zweibrücken

Juli

FWG-Stadtrat Patrick Lang wechselt zu den Grünen. Das bleibt nicht der einzige spektakuläre politische Wechsel dieses Jahr: Im Dezember wechselt Bernd Henner (geb. Ringle), Parteivorsitzender der Zweibrücker Linken und Fraktionschef von Die Partei/Die Linke, in die SPD-Fraktion – die damit wieder so viele Sitze hat wie die CDU, nachdem sie im Vorjahr Dirk Schneider ausgeschlossen hatte.

Millionen-Investition in der Nähe des Flugplatz Zweibrücken angekündigt: Die Dara Event GmbH aus Pirmasens kündigt an, 2022 eine Almhütte und eine Indoor-Soccer-Halle (Fußball-Halle) bauen zu wollen. Damit würde die Freizeit-Säule auf dem Gelände des ehemaligen US-Airports endlich weiter gestärkt.

Die Ahrtal-Katastrophe bewegt auch die Menschen in Zweibrücken und Umgebung. Vielleicht sogar noch mehr als andere, weil auch bei uns topographisch Hochwasser- und Starkregen-Gefahren drohen, und Wetterprognosen zunächst so viel Regen wie im Ahrtal prognostizierten, was sich zum Glück nicht bewahrheitete. Nicht nur Organisationen wie THW, ASB, Feuerwehr oder DRK packen bei den Aufräumarbeiten im Ahrtal mit an, sondern auch viele andere Menschen aus Zweibrücken und Umgebung.  

 Geschafft: Auch das THW Zweibrücken half im Ahrtal nach der Hochwasser-Katastrophe.

Geschafft: Auch das THW Zweibrücken half im Ahrtal nach der Hochwasser-Katastrophe.

Foto: THW Zweibrücken
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