Parteien sehen die positiven Seiten Heinz-Walter Roth verpasst den Zug nach BerlinSabine Wilhelm: Statt Bundespolitik jetzt Kommunalpolitik"Wähler haben sich für Erfahrung entschieden"

Zweibrücken. "Ein exzellentes Ergebnis", freute sich der FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Walter Hitschler, über das Abschneiden seiner Partei auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Damit sei die gewünschte CDU/FDP-Koalition in Berlin "trotz der Unkenrufe in den letzten Tagen" zustande gekommen

Zweibrücken. "Ein exzellentes Ergebnis", freute sich der FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Walter Hitschler, über das Abschneiden seiner Partei auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Damit sei die gewünschte CDU/FDP-Koalition in Berlin "trotz der Unkenrufe in den letzten Tagen" zustande gekommen. Der Liberale hofft, dass die FDP in der Koalition einiges umsetzen kann. Auf jeden Fall werde die Tonlage anders und "die Zielrichtung wird korrigiert". Vor allem für den Mittelstand erwartet Hitschler einen Schub durch die FDP-Regierungsbeteiligung."Als Kreisvorsitzender der CDU bin ich zufrieden, dass es für Schwarz-Gelb gereicht hat", sagte Rolf Franzen. "Obwohl es als Volkspartei nicht erfreulich ist, wenn man 1,2 Prozent verliert." Aber viele CDU-Wähler hätten die FDP gewählt, wegen ihrer Aussage, dass nur die FDP eine schwarz-gelbe Regierung garantiere. "Ich neide das der FDP nicht. Die haben das im Wahlkampf auch durchgehalten." Im höheren Ergebnis bei der Erststimme sieht Franzen seine Aussage bestätigt. Zudem würden inzwischen drei statt fünf Parteien hohe Stimmenzahlen erhalten. Als Kreisvorsitzender freut ihn, dass die CDU sowohl in der Stadt als auch im Land vor der SPD liege. "Das lässt hoffen für die Landtagswahl."

"Hervorragendes Ergebnis, grandioser Erfolg", freute sich auch der Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat, Matthias Nunold. "Ich bin absolut zufrieden." Das Ergebnis zeige, dass die Wähler bei ihrer Stimmabgabe die Argumente der Partei nachvollziehen konnten. "In Zukunft sind die Linken keine Außenseiterpartei. Sie gehören dazu." Dies werde auch das Auftreten in der Zweibrücker Politik beflügeln. Deshalb bedauert Nunold, dass die Kommunalwahl im Sommer war. "Wir hätten bestimmt von dem Bundestrend profitiert."

Der Sprecher des Grünen-Stadtverbands, Norbert Pohlmann, ist bezüglich der Beurteilung gespalten. Als erstes ist er "enttäuscht", weil das Hauptziel, Schwarz-Gelb zu verhindern, nicht erreicht worden ist. Er befürchtet, dass in der Energiepolitik - Stichworte Atomausstieg und erneuerbare Energien - die Weichen anders gestellt werden. Aus lokaler und landespolitischer Sicht sei es "ein hervorragendes Ergebnis". So kämen die Zweibrücker Grünen langsam an das Landesergebnis heran. Das mache Hoffnung für die Landtagswahl. Fred Konrad aus Käshofen sei auf Platz vier der Landesliste knapp gescheitert. Drei Grüne aus Rheinland-Pfalz schafften es nach Berlin.

"Die Wähler wollten den großen Parteien einen mitgeben. Und da sind SPD-Wähler eher geneigt, das auch wirklich zu machen", erklärt der Zweibrücker Parteichef Fritz Presl die Verluste seiner Partei. Die negativen Auswirkungen der Regierungsarbeit seien der SPD angelastet worden. Positive Aspekte seien eher der CDU zugesprochen worden. Presl erwartet, dass die Freude der Sieger nicht von langer Dauer sein wird.

Die Bundestagswahl hätte gezeigt, dass die Wähler genau unterscheiden, was gewählt wird. Deshalb zieht der Landtagsabgeordnete keine negativen Rückschlüsse für die Landtagswahl in 2011. "Da schauen die Wähler genau hin, was in den Programmen steht und die Parteien im Land vorhaben."

Frau Wilhelm, Sie haben das Direktmandat nicht gewonnen. Und auch über die Landesliste haben Sie den Sprung nach Berlin nicht geschafft. Was ist die größere Enttäuschung?Wilhelm: Es war von vorneherein schwierig, das Direktmandat zu erringen. Der Wahlkreis Pirmasens mit den Verbandsgemeinden um Kaiserslautern ist konservativ. Der Bundestrend wirkt sich auch bei der Erststimme aus. Und ich konnte nicht als Abgeordnete punkten. Obwohl ich überzeugt bin, dass ich mich gut präsentiert habe. Bei der Landesliste ist es etwas anderes. Da hat niemand erwartet, dass die SPD im Land so schlecht abschneidet. Die letzten Umfragen deuteten auf 28 Prozent hin. Dann wurden es fünf weniger. Das hat mich auch schockiert.

Seit einem guten Jahr sind Sie wieder in Zweibrücken. Und sie bleiben jetzt auch Zweibrücken erhalten. Wie werden Sie sich in die Zweibrücker Kommunalpolitik einbringen?Wilhelm: Ich bin im Juni in den Stadtrat gewählt worden. Das Mandat werde ich jetzt engagiert ausfüllen. Nach dem Wahlkampf habe ich auch die nötige Zeit dazu. Ich werde mich in den Stadtrat einarbeiten und bin sicher, dass mir das auch Spaß macht.

Frau Wilhelm, es gibt einige Menschen in Zweibrücken, die Sie als Kandidatin der SPD für die nächste Oberbürgermeisterwahl sehen. Wie stehen Sie dazu?Wilhelm: Ich bin natürlich geschmeichelt, wenn es Menschen gibt, die meinen, dass ich Oberbürgermeister werden könnte. Eine Frau an der Spitze der Stadt hätte auch einen gewissen Charme. Aber im Moment steht meine Arbeit im Stadtrat im Vordergrund. Deshalb werde ich meinen Namen nicht ins Gespräch bringen, wenn es um die Oberbürgermeister-Kandidatur geht. Da sollen sich andere darüber den Kopf zerbrechen. Hornbach. "Nur fünf?", fragte Heinz-Walter Roth gestern Morgen nach, als er vom Pfälzischen Merkur erfuhr, wieviele rheinland-pfälzische Liberale über die Landesliste in den Bundestag kommen. Der Hornbacher Beigeordnete stand auf Platz acht der FDP-Landesliste. Am Sonntagabend sah es noch danach aus, dass mehr Liberale aus Rheinland-Pfalz nach Berlin gehen. Dann hätte Roth eventuell als Nachrücker eine Chance gehabt, wenn einer der Rheinland-Pfälzer einen Staatssekretärsposten bekommen hätte.

So bleibt der 60-Jährige weiter stellvertretender Schulleiter des Sickingen-Gymnasiums Landstuhl. Roth ist deshalb keinesfalls enttäuscht. "Die FDP hat in unserem Wahlkreis wie überall zugelegt. Und auch bei der Erststimme haben wir gegenüber der letzten Bundestagswahl mehr Stimmen." Damit könnten sich die südwestpfälzischen Liberalen im Lande sehen lassen. Und auch sein persönliches Ergebnis bei der Erststimme von 11,1 Prozent sei "sehr erfreulich".

Mit dem "guten Ergebnis" habe die Südwestpfalz "mehr Gewicht" im Lande. Das sollte sich bei der Kandidatenaufstellung für die Landtagswahl 2011 auswirken. "Damit können wir was anfangen in der Westpfalz." Zudem sei er durch das Ergebnis auch im Land bekannter geworden. Roth erhofft auch einen Rückenwind für die Landtagswahl. Der FDP-Kreisvorsitzende Reiner Hohn gehörte bis 2006 dem Landtag an. sfSie haben zum dritten Mal in Folge den Wahlkreis gewonnen. Worauf führen Sie das zurück?Schäfer: Vor allem auf mein langjähriges konsequentes Engagement für die Region. Die Wähler haben meine Arbeit in den letzten elf Jahren offenbar für gut befunden. Sie haben sich für die Kandidatin mit langjähriger Erfahrung entschieden, um den Wahlkreis weiter voranzubringen.

Obwohl der Abstand zur Zweitplatzierten größer ist als vor vier Jahren, haben Sie dennoch drei Prozent weniger. Die Gründe?Schäfer: Da spiegelt sich ganz klar der Bundestrend wieder, auch bei den Erststimmen. Viel mehr Wähler haben diesmal den Direktkandidaten der kleineren Parteien ihre Stimme gegeben. Die SPD hat das härter getroffen als uns. Es zeigt aber die wachsende Herausforderung für beide Volksparteien, die immer vielfältigeren Interessen in der Gesellschaft zu integrieren.

In Zweibrücken hat Sabine Wilhelm die meisten Stimmen erhalten. Warum? Hat das auch etwas mit der Unterstützung in der Stadt zu tun?Schäfer: Das hat sicherlich damit zu tun, dass Zweibrücken die Heimatstadt von Frau Wilhelm ist. Im Wahlkampf spielt eben auch der Grad der persönlichen Verwurzlung eine Rolle.

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