Ross und Rosen auf neuem U-Boot"Das war ein ganz bewegender Augenblick"

Kiel. "Ich taufe dich auf den Namen 'U 35' und wünsche dir und deiner Besatzung allzeit gute Fahrt." Die Wünsche hatte Sigrid Hubert-Reichling kaum gesprochen, da griff sie zur Reißleine und löste die Halterung der Sektflasche aus. Die Taufpatin hatte so entschlossen an der Auslösevorrichtung gezogen, dass die Flasche gleich im ersten Versuch zerplatzte

Kiel. "Ich taufe dich auf den Namen 'U 35' und wünsche dir und deiner Besatzung allzeit gute Fahrt." Die Wünsche hatte Sigrid Hubert-Reichling kaum gesprochen, da griff sie zur Reißleine und löste die Halterung der Sektflasche aus. Die Taufpatin hatte so entschlossen an der Auslösevorrichtung gezogen, dass die Flasche gleich im ersten Versuch zerplatzte. "Das war ein ganz tolles Gefühl", schwärmte die Taufpatin. Zweibrücken werde eine gute und treue Patenstadt für die Besatzung sein, versprach der Gatte der Taufpatin, Oberbürgermeister Helmut Reichling. "Wir freuen uns sehr und danken allen, die sich für die Patenschaft eingesetzt haben", sagt der OB in seiner Rede auf dem Hallenvorplatz am U-Boot-Lift der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH.Das Unternehmen ist heute die einzige deutsche U-Bootwerft. Im September 2006 wurde es mit dem Bau von zwei U-Booten des Typs 212 A beauftragt. Fast 820 Millionen Euro kosten die Boote. Die 56 Meter langen und 11,5 Meter breiten Tauchfahrzeuge haben eine 28-köpfige Besatzung und einen Antrieb, der wochenlange Tauchfahrten erlaube, wie Werft-Vorstand Walter Freitag erklärte. Den Strom für den elektrischen Fahrmotor erzeugen bei den Einsatzfahrten Brennstoffzellen auf fast geräuschlose Weise. Im Frühjahr läuft das mit sechs Torpedorohren ausgestattete Boot erstmals zur Erprobung aus. Voraussichtlich Anfang 2013 ist die Indienststellung des 1450 Tonnen schweren Bootes beim 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde geplant. Dort will Hubert-Reichling die Soldaten der "Foxtrott-Besatzung" auch regelmäßig besuchen. Anders als früher, besteht die Patenschaft zukünftig nicht mehr zwischen einer Stadt und dem Boot, sondern mit der Besatzung. Zukünftig gibt es acht U-Bootbesatzungen, die sich sechs U-Boote teilen. Jede Besatzung wird jeweils eine Patenschaft pflegen. So kann es sein, dass Kommandant Christian Schramma nach der Zeit auf "U 35" mit seiner "Foxtrott-Besatzung" auf "U 31" wechselt. Die Patenschaft mit Zweibrücken folgt dann mit Schrammas Männern auf das nächste Boot.

Städte-Namen standen noch nie auf regulären U-Booten der Bundeswehr. Deshalb steht auch nicht "Zweibrücken" auf "U 35" (was Reichling seit dem Patenschaftsbeschluss des Stadrats im Januar 2010 behauptet hat) - wohl aber ein Wappen mit Ross und Rosen. Dieses wird auch auf die Uniformen der Soldaten aufgenäht und auf Kugelschreibern und Ähnlichem in Souvenir-Shops erhältlich sein. "Ich werde den Kontakt zu den Soldaten pflegen", versprach Hubert-Reichling. Sie verzichtete auf das sonst übliche Taufgeschenk. Traditionell erhalten Taufpatinnen als Erinnerung ein speziell angefertigtes Schmuckstück. Stattdessen hatte sie sich eine Spende für die Kinder- und Jugendarbeit in Zweibrücken gewünscht. Werftvorstand Walter Freitag übergab ihr hierfür einen Scheck über 3500 Euro.

Neu bei "U 35" sind das Kommunikationssystem für die vernetzte Kriegführung, eine neue Sonarantenne und ein Fernmeldemast mit einer Funkboje. Nach über 100 Jahren wird erstmals auf einem deutschen U-Boot das Sehrohr durch einen neuartigen Optronikmast mit Hochleistungskameras und Nachtsichttechnik ersetzt. Neu ist auch eine Druckschleuse für das Aussetzen von Kampfschwimmern und anderen Spezialkräften. Zusätzlich ist das Boot "tropikalisiert", das heißt für den längeren Einsatz in den Tropen geeignet. Es ist das dritte U-Boot mit dem Namen "U 35" in der deutschen Marine. 1912 und 1935 wurden jeweils an fast gleicher Stelle U-Boote mit diesem Namen bei der damaligen Germania-Werft in Kiel gebaut. Die Besatzungen überstanden die Kriegseinsätze unverletzt.Zweibrücken. Glänzende Augen gab es gestern bei der Zweibrückerin Sigrid Hubert-Reichling. Die Gattin des Zweibrücker Oberbürgermeisters Helmut Reichling hatte die Ehre, das U-Boot in Kiel zu taufen. Für Hubert-Reichling ein emotionaler Augenblick: "Das war ein ganz bewegender Augenblick. So eine Taufe gibt es in Deutschland ja nicht allzu häufig. Es war beeindruckend, dabei gewesen sein zu dürfen", schwärmte sie. "Rund 340 Gäste verfolgten die Zeremonie, das zeigt den Stellenwert, der dem Ereignis beigemessen wurde." Als Erinnerung überreichte die Marine ihr die eingesammelten Scherben der Champagner-Flasche. Diese erhalten bei ihr einen Ehrenplatz, kündigte Hubert-Reichling an.

Oberbürgermeister Reichling hob die Bedeutung hervor, die dieser Tag gerade für die Rosenstadt habe. "Bei der U 35 handelt es sich um das modernste U-Boot auf den Weltmeeren." Reichling porträtierte in seinem Grußwort die Stadt Zweibrücken; als politischer Repräsentant wurde er von Berni Düker (SPD) und Matthias Nunold (Linke) unterstützt. Ebenso waren Stadtsprecher Heinz Braun sowie sechs Mitglieder der Marine-Kameradschaft Teddy Suhren vor Ort. eck

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