Rosenstadt ist Scheidungshochburg

Zweibrücken. Die Stadt Zweibrücken ist Spitze - zumindest was die Zahl der Scheidungen angeht. 3,5 Ehen sind im Jahr 2010 pro 1000 Einwohner in die Brüche gegangen. Das teilte das Statistische Landesamt in Bad Ems mit (wir berichteten)

 Kein Bund fürs Leben: Gerade in Zweibrücken werden viele Ehen geschieden. Foto: Pleul/dpa

Kein Bund fürs Leben: Gerade in Zweibrücken werden viele Ehen geschieden. Foto: Pleul/dpa

Zweibrücken. Die Stadt Zweibrücken ist Spitze - zumindest was die Zahl der Scheidungen angeht. 3,5 Ehen sind im Jahr 2010 pro 1000 Einwohner in die Brüche gegangen. Das teilte das Statistische Landesamt in Bad Ems mit (wir berichteten). Es ist nicht das erste Mal, dass Zweibrücken in dieser Statistik im Landesvergleich auf dem ersten Platz liegt - fast schon traditionell lassen sich Zweibrücker Paare besonders oft scheiden.Woran das liegt, darüber kann auch die Zweibrücker Fachanwältin für Familienrecht, Kerstin Cronauer, nur spekulieren. Ihrer Erfahrung nach haben Scheidungen sehr oft finanzielle Ursachen. Die vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote in der Region sorge dafür, dass es in vielen Ehen zu Spannungen kommt. Auch habe Cronauer die Erfahrung gemacht, dass sich Paare beim Häuserbauen hierzulande oft zu viel zutrauen - und die Immobilie finanziell nicht mehr stemmen können. Das sei dann laut Cronauer eine echte Belastungsprobe für die Beziehung. Seitensprünge spielen ihrer Erfahrung nach deutlich seltener eine Rolle bei Trennungen als materielle Ursachen.

Wie genau die Scheidungen ablaufen, sei sehr unterschiedlich: "Am Anfang einer Trennung geht es oft sehr emotional zu", sagt Cronauer. Wenn es dann zur eigentlichen Scheidung kommt - frühestens nach einem Trennungsjahr - habe sich die Atmosphäre zwischen den Eheleuten meist schon abgekühlt. Generell gelte: "Emotionen gibt es vor allem dann, wenn Kinder im Spiel sind." Daneben sei natürlich auch Geld ein Streitpunkt. Cronauer fällt vor allem eines verstärkt auf: "Wir haben oft Scheidungen nach sehr kurzer Zeit." Ehen gingen zum Teil schon nach zwei Jahren in die Brüche.

Betrachtet man die absoluten Zahlen, so fällt auf, dass in Zweibrücken - statistisch gesehen - inzwischen jede zweite Ehe scheitert. Im Jahr 2011 standen nach Auskunft des Standesamtes 208 Eheschließungen 108 Scheidungen gegenüber. Seit 2007 ist diese Zahl relativ konstant und bewegt sich in der Rosenstadt zwischen 99 (im Jahr 2010) und 119 (2007) Scheidungen.

Wer sich scheiden lassen will, muss beim Amtsgericht einen Antrag stellen. Nach Auskunft von Gerichtsdirektor Klaus Biehl befassen sich derzeit zwei Richter mit Familienangelegenheiten, worunter vor allem Scheidungen fallen. "Das ist ein sehr komplexes Thema", sagt Biehl. Oftmals hängen auch Unterhalts- oder Sorgerechtsverfahren an dem eigentlichen Scheidungsverfahren. "Die dauern oft jahrelang", sagt Biehl. Umgekehrt, wenn sich beide Eheleute einig sind, kann das Verfahren innerhalb weniger Monate abgeschlossen werden.

Voraussetzung für eine Scheidung seien laut Biehl in aller Regel ein Trennungsjahr sowie das Einverständnis beider Eheleute.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort