Römische Schiffe und Handy-Gewohnheiten

Mainz · Im Jahr 2016 haben die Wissenschaftler an den Hochschulen im Land wieder fleißig geforscht. Manches dient der Grundlagenforschung, manches könnte ganz praktischen Nutzen haben.

 Wissenschaftler der Uni Trier haben es herausgefunden: Wer sein Handy am Arbeitsplatz nicht benutzt, ist in der Regel um über zehn Prozent produktiver. Foto: Kahnert/dpa

Wissenschaftler der Uni Trier haben es herausgefunden: Wer sein Handy am Arbeitsplatz nicht benutzt, ist in der Regel um über zehn Prozent produktiver. Foto: Kahnert/dpa

Foto: Kahnert/dpa

Die Universitäten in Rheinland-Pfalz hatten auch im vergangenen Jahr wieder einige Forschungserfolge aufzuweisen. Immer wieder gelang es den Wissenschaftlern, ganz neue Wege zu beschreiten oder Aufsätze in renommierten Zeitschriften zu veröffentlichen. Hier einige Beispiele:

Das richtige Verhalten zählt nicht nur im Alltag mit Kollegen und Freunden, sondern auch im Falle von Virtual Reality (VR). Diese Nachahmung der Wirklichkeit kann nämlich ethische Stolpersteine haben, sagen Philosophen der Universität Mainz . Sie erstellten daher einen Verhaltenskodex. Michael Madary und Thomas Metzinger sehen ein großes Risiko vor allem darin, dass die Illusionen noch ungeahnte Auswirkungen auf die Psyche von Nutzern und damit deren Verhalten haben können.

In der nicht-virtuellen Welt ist es Physikern am Forschungszentrum CERN eine besonders genaue Messung zur Masse des Elementarteilchens W-Boson gelungen. Das galt in der Fachwelt lange Zeit mit dem Teilchenbeschleuniger des CERN als nur sehr schwer möglich. An dem Erfolg waren auch der Mainzer Forscher Matthias Schott und seine Arbeitsgruppe beteiligt. Mit ihrem Messergebnis haben die Physiker das Standardmodell der Teilchenphysik gestützt. Hätten sie wesentlich andere Ergebnisse gehabt, hätten diese eventuell neue Hinweise darauf gegeben, wie das Universum aufgebaut ist. Einen Blick auf Handys im Arbeitsalltag haben Wirtschaftswissenschaftler der Universität Trier geworfen. Das Ergebnis: Wer sein Smartphone nicht privat am Arbeitsplatz nutzt, ist produktiver. In einem Experiment hatten die Forscher die Leistungen zweier Personengruppen miteinander verglichen. Beide hatten im wesentlichen die gleichen Arbeitsbedingungen. Allerdings wurde einem zufälligen Teil der Testpersonen verboten, während der Arbeit ihr Handy zu nutzen. Sie waren im Schnitt über zehn Prozent produktiver als die Teilnehmer, die ihr Smartphone nicht weglegen mussten.

Moderne Software für die Suche nach alten Handelsrouten: Der Weg römischer Handelsschiffe über das Mittelmeer ließ sich bislang nur schwer nachzeichnen. Historiker mussten sich an Wracks orientieren, die sie aber meist nur in Küstennähe fanden. Der Althistoriker Pascal Warnking von der Universität Trier wollte es genauer wissen. Er bediente sich deshalb der Computersoftware "Expedition", die auch bei der weltweiten Segelregatta "Volvo Ocean Race" eingesetzt wird.

Warnking führte mit dem Programm rund 50 000 Berechnungen für verschiedene Routen und Wetterlagen an 183 Reisetagen im Jahr durch. Er fand damit unter anderem heraus, dass die berüchtigte Straße von Messina, auf der Segler nach Rom gelangten, wohl nicht so stark frequentiert wie bislang angenommen. Der Computer schlug stattdessen eine Route vor, auf der die Schiffe Sizilien westlich umrundeten.

Neue Erkenntnisse kamen auch von Umweltwissenschaftlern der Universität Koblenz-Landau . Sie fanden heraus, wie einfacher als bisher das Umweltrisiko von Pestiziden vorhergesagt werden kann. Das könnte bei ihrer Zulassung in Europa eine Rolle spielen. Bei Pestiziden wird nämlich zuvor abgeschätzt, wie viel von dem Mittel durch die Landwirtschaft voraussichtlich in die Gewässer gelangt. Dazu benutzt die EU ein bestimmtes Verfahren.

Das ist aber den Landauer Umweltforschern zufolge dafür nicht geeignet. Sie haben zusammen mit Kollegen der Eidgenössichen Technischen Hochschule Zürich deshalb eine andere Vorgehensweise getestet. Das Ergebnis: Die Vorhersagen könnten der Studie zufolge auch einfacher und genauer getroffen werden.

Das Thema Wasserqualität hat auch einige Chemiker der Universität Koblenz-Landau beschäftigt. Sie entwickelten ein Produkt, mit dem beispielsweise Wirkstoffe von Medikamenten heraus gefiltert werden können. Dabei handelt es sich um sogenannte Hybridkieselgele. Die sind laut Universität komplett recycelbar, ungiftig und überall nutzbar. Eine normale Kläranlage könne Schadstoffe aus Pestiziden und Medikamenten nicht aus dem Wasser filtern.

An der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern stand unter anderem Erbgut im Forscherfokus. Der Molekulargenetiker Markus Räschle und sein Team haben entdeckt, dass ein bislang eher wenig beachtetes Protein bei Schäden an der DNA Alarm schlägt. Dadurch wird signalisiert, es muss repariert werden. In gesunden Zellen sorgen mehrere Reparatursysteme dafür, dass DNA-Schäden behoben werden. Wenn das nicht mehr klappt, kann zum Beispiel Krebs entstehen. Die Forschung an der TU Kaiserslautern kann laut Räschle dabei helfen, die Ursachen verschiedener Krebserkrankungen besser zu verstehen.

Bei einem anderen Projekt an der TU Kaiserslautern wurde gefragt, wie Menschen motiviert werden können, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. In ihrer Masterarbeit fand Teresa Engel heraus, dass typische Videospieleelemente wie das Sammeln von Punkten oder Rätselaufgaben helfen können. Das Ergebnis könnte künftig zum Beispiel in einer App genutzt werden. Level für Level könnten dann Reisende motiviert werden, das Auto stehen zu lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort