„Riesen-Verunsicherung“ bei Terex-Beschäftigten

Zweibrücken · Leiharbeiter wurden schon nach Hause geschickt, an einigen Tagen ruhte die Produktion ganz – doch diese Maßnahmen reichen Terex nicht aus, um über die derzeitige Auftrags-Durststrecke zu kommen.

„Riesen-Verunsicherung“ bei Terex-Beschäftigten
Foto: Lutz Fröhlich

Mit Spannung blicken die rund 1700 Terex-Beschäftigten aus Zweibrücken und Bierbach dem kommenden Dienstag entgegen. Nicht nur, weil dann der neue Terex-Cranes-Präsident Steve Filipov aus den USA bei der Betriebsversammlung reden wird - sondern auch, weil die Beschäftigten wissen wollen, ob es in nächster Zeit noch genug Arbeit für sie gibt. Denn derzeit laufen zwischen dem Kranbau-Unternehmen und dem Betriebsrat Gespräche über personelle Maßnahmen , um über die hiesige Auftragsflaute hinwegzukommen.

Es gehe dabei um "eine Flexibilisierung von Arbeitszeit", sagte Personalchefin Steffi Wieser gestern dem Merkur. Anlass unserer Anfrage war die eigentlich schon für diese Woche geplante Betriebsversammlung - die der Betriebsrat aber auf Bitten der Unternehmensleitung verlegt habe, weil Filipov nächste Woche in Zweibrücken sei, erläuterte Wieser. Mit Rücksicht auf die laufenden Gespräche könne sich Terex derzeit noch nicht öffentlich zu Details äußern. Dies werde aber wohl nicht mehr lange dauern. Die Gespräche seien erforderlich geworden, weil die bisherigen Maßnahmen bei der Stammbelegschaft (Zeitkonten- und Resturlaubsverplanung), die auch schon zu einzelnen Schließtagen geführt hätten, nicht ausreichten.

Ralf Cavelius, Geschäftsführer der IG Metall Homburg-Saarpfalz (er berät den Betriebsrat) sagte gestern auf Merkur-Anfrage, in den Gesprächen gehe es vor allem "um die Alternativen Beschäftigungssicherungstarifvertrag oder Kurzarbeit ". Wohin der Trend gehe, sei noch offen. Was sinnvoller sei, hänge entscheidend davon ab, wie viel Arbeit es in den kommenden Monaten bei Terex gebe. Ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag würde eine Absenkung der Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden mit entsprechenden Lohneinbußen und im Gegenzug einen Verzicht auf Kündigungen bedeuten, erläuterte Cavelius - bei Pallmann gebe es dieses Modell seit zwei Jahren. Sollte es auch für eine 30-Stunden-Woche nicht genug zu tun geben, wäre eine weitere Lohnabsenkung den Beschäftigten aber nicht zumutbar - in diesem Fall wäre Kurzarbeit das geeignetere Instrument, so Cavelius.

Terex nenne zwei Gründe für die Auslastungs-Probleme, berichtete der Gewerkschafter: In Deutschland führe die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes dazu, dass deutlich weniger Windräder errichtet würden und folglich weniger große Spezialkräne. Und international sorge der niedrige Ölpreis zu Zurückhaltung bei Raffinerien.

In den vergangenen Monaten habe es einige Auftrags-Kündigungen gegeben, so Cavelius. Die meisten Leiharbeiter wurden deshalb bereits abbestellt - Anfang Oktober hatte es aber noch geheißen, für Anfang 2017 sehe die Auftragslage wieder besser aus (wir berichteten). Diese Hoffnung habe sich aber offensichtlich zerschlagen.

Wie ist derzeit die Stimmung bei den Beschäftigten? Cavelius: "Es gibt eine Riesen-Verunsicherung, weil keiner weiß, was kommt." Das beziehe sich auch auf den Auftritt von Steve Filipov bei der Betriebsversammlung am 6. Dezember: "Das gibt eine Überraschung zum Nikolaus. In welche Richtung, darüber könnte ich nur spekulieren."

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