Rheinland-Pfalz Neue Familienministerin Binz fordert Impfstrategie für Kinder

Mainz · Vor dem heutigen Impfgipfel mahnt die neue rheinland-pfälzische Familienministerin Binz, verstärkt Kinder in den Blick zu nehmen. Im Saarland warnen Kinderärzte indes vor Zwang.

 Unter dem wachsamen Blick der Mitarbeiterin eines Testzentrums nimmt ein Junge einen vorderen Nasenabstrich an sich vor.

Unter dem wachsamen Blick der Mitarbeiterin eines Testzentrums nimmt ein Junge einen vorderen Nasenabstrich an sich vor.

Foto: dpa/Matthias Bein

(dpa) Die neue rheinland-pfälzische Familienministerin Katharina Binz (Grüne) erwartet vom Impfgipfel der Bundesländer und der Bundesregierung eine Impfstrategie für Kinder und Jugendliche. „Auch wenn die Stiko (Ständige Impfkommission) auf eine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche verzichtet, braucht es eine Aufklärungskampagne, um Eltern und Jugendliche nicht mit der Entscheidung allein zu lassen“, sagte Binz am Mittwoch in Mainz. „Der Bund muss ferner dafür sorgen, dass verlässlich mehr Impfdosen geliefert werden, damit allen Impfwilligen ein Angebot gemacht werden kann.“ Die Bundesländer und die Kanzlerin schalten sich am Donnerstagnachmittag zu einem Impfgipfel zusammen.

„Je mehr Menschen geimpft sind, umso sicherer wird es insgesamt für uns alle“, sagte die Familien- und Jugendministerin. „Es ist jetzt wichtig, Familien aber vor allem auch Kinder und Jugendliche in den Blick zu nehmen.“ Die Angebote der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit seien viele Monate geschlossen gewesen und es sei ihr ein großes Anliegen, Familien, Kindern und Jugendlichen einen möglichst unbeschwerten Sommer zu ermöglichen, so Binz.

„Vor allem fehlende Kontakte und Freizeitmöglichkeiten haben vielen Kindern und Jugendlichen zugesetzt.“ Empirische Studien zeigten, dass insbesondere psychische Erkrankungen zugenommen hätten. „Das ist alarmierend“, sagte die Familienministerin. Es dürfe nicht nur darum gehen, Lernrückstände aufzuholen, sondern dass Kinder und Jugendliche auch wieder Kontakte mit Gleichaltrigen leben könnten.

Kinderärzte im Saarland warnen in der Debatte um Impfungen für Kinder und Jugendliche derweil vor übermäßigem Druck durch die Politik. „Die Impfung darf nicht zum Freischein werden“, sagte der Sprecher der Saar-Kinderärzte, Dr. Benedikt Brixius. Er warnte davor, die Corona-Impfung zur Voraussetzung für den Schulbesuch oder die Teilnahme an Vereins- und Freizeitaktivitäten zu machen. Das sei nicht verhältnismäßig, weil für Kinder meist relativ geringe Gefahren durch das Virus bestünden. Ähnlich äußerte sich auch der Sprecher des Bundesverbandes, Axel Gerschlauer. Kinderärzte seien in Sorge vor einer „Impfpflicht durch die Hintertür“.

Die Bundesregierung stellte am Mittwoch klar, dass es eine solche als Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht nicht geben solle. Über das Thema wolle Kanzlerin Angela Merkel (CDU) heute beim Impfgipfel mit den Ministerpräsidenten beraten.

Katharina Binz (Grüne), fordert „Kinder und Jugendliche in den Blick zu nehmen“.

Katharina Binz (Grüne), fordert „Kinder und Jugendliche in den Blick zu nehmen“.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA will voraussichtlich am morgigen Freitag über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab 12 Jahre entscheiden.

(dpa)
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