Renaturierungs-Maßnahme Auerbach fließt wieder frei

Zweibrücken · Renaturierungs-Maßnahme zwischen Ober- und Niederauerbach im Gange. Kosten: rund 700 000 Euro.

 UBZ-Chef Werner Boßlet

UBZ-Chef Werner Boßlet

Foto: Jan Althoff

(sf) „Wenn ich als Kind von Reifenberg in die Stadt gefahren bin, war die Talaue zwischen Ober- und Niederauerbach regelmäßig überschwemmt. Nach der Begradigung schoss das Hochwasser dann ungebremst nach Zweibrücken“, erinnerte der Vorstand des Umwelt- und Servicebetriebs Zweibrücken (UBZ), Werner Boßlet, bei einem Treffen der Gewässer-Nachbarschaften an die Situation vor der Begradigung und Vertiefung des Auerbachs Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre.

Der UBZ sei derzeit dabei, den natürlichen Zustand wieder herzustellen, erklärte Boßlet den Teilnehmern der Veranstaltung. Neben den Mitarbeitern der zuständigen Behörden in den Kommunen nahmen auch Vertreter von Planungsbüros, Naturschutzgruppen oder Angelsportvereinen an dem Erfahrungsaustausch und der Exkursion auf die Baustelle am Auerbach teil.

Die Baumaßnahmen vor vier Jahrzehnten hatten nach Aussage von Andreas Reischmann vom UBZ zwei Folgen. Zum einen wurde durch „die Rinne“ die Hochwasserproblematik in der Innenstadt erhöht und zum anderen stehe der Auerbach ökologisch „kurz vor dem Tod“. Beides werde durch die Anfang August begonnene und vermutlich Ende Februar zu Ende gehende Maßnahme behoben.

Durch die Biegungen und in den Bachlauf eingeschüttete Steine und Bäume fließe der Auerbach wieder langsamer. Dadurch entstehen laut Reischmann wieder Lebensräume für Fische und andere Wasserlebewesen. Auf der anderen Seite würde die Talaue wieder mit dem Wasser verbunden und es entstehe auf den eineinhalb Kilometern zwischen Ober- und Niederauerbach ein „ungeregelter und natürlicher Retentionsraum“. Das Wasser fließe langsamer Richtung Innenstadt ab, ohne dass Oberauerbach überflutet werde.

Bei der Besichtigung überzeugten sich die Teilnehmer von der Maßnahme. Zunächst wurde bis in dieser Woche rund 20 000 Kubikmeter Erdreich ausgehoben. Jetzt liefen die Modellierungsarbeiten an, erläuterte Reischmann den Baufortschritt.

Rund 700 000 Euro koste die Renaturierung des Auerbachs, sagte der UBZ-Mitarbeiter. Davon trage die Stadt zehn Prozent, der Rest werde über Zuschüsse finanziert. Schon Boßlet hatte bei der Begrüßung erwähnt, dass solche Maßnahmen ohne Unterstützung nicht machbar seien. Schon seit einem Jahrzehnt setzt der UBZ die Europäische Wasserrahmenrichtlinie zum Erhalt und Wiederherstellung der Fließgewässer um. Nach Ablauf der bis 2015 gesetzten Frist laufe derzeit eine Verlängerung bis 2021. Reischmann: „Das ganze bleibt eine Daueraufgabe.“

Bei der Veranstaltung der Gewässer-Nachbarschaft Schwarzbach-Hornbach widmete sich Thomas Paulus von der Gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung dem Thema der Umgestaltung von Bächen in Ortslagen. „Das ist teurer als Maßnahmen außerhalb von Ortschaften“, erklärte er. Doch von den Maßnahmen profitierten die Wasserlebewesen und die Menschen. An einigen Beispielen zeigte Paulus auf, wie die Umgestaltung gelingen kann. Dabei erläuterte er auch die Finanzierung.

„In den letzten Jahren ist das Verständnis für solche Maßnahmen gestiegen und die Bereitschaft Geld in Hand zu nehmen auch“, sagte er.

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