Reinhold Scheer stellt im Zweibrücker Stadtmuseum aus Gesellschaftskritik mit dem Zeichenstift

Zweibrücken · Der Grafiker und Werbetexter Reinhold Scheer zeigt im Zweibrücker Stadtmuseum seine Werke. Es ist die zweite Ausstellung in seiner ehemaligen Heimatstadt.

 Reinhold Scheer bei der Eröffnung seiner Ausstellung „Zeichnungen, Cartoons, Plakate“ im Zweibrücker Stadtmuseum.

Reinhold Scheer bei der Eröffnung seiner Ausstellung „Zeichnungen, Cartoons, Plakate“ im Zweibrücker Stadtmuseum.

Foto: Susanne Lilischkis

Ein Mann blickt nach unten, ihm fliegt der Hut vom Kopf. Auf einer Sprechblase ist zu lesen: „Tränen sind für alle da“. Die anrührende und rätselhafte Zeichnung stammt von Reinhold Scheer, dessen Werke zurzeit im Stadtmuseum zu sehen sind. Für den Künstler, der seine Jugend in Zweibrücken verbrachte, ist es die zweite Ausstellung in seiner ehemaligen Heimatstadt.

Als Jugendlicher zeigte der begeisterte Zeichner einmal seine Werke in der Stadtbücherei. Jetzt kehrt der 79-Jährige zurück, im Gepäck hat er dieses Mal Zeichnungen, Cartoons und Theaterplakate. Nach dem Abitur sollte Scheer eigentlich Medizin studieren, so wollte es der Vater. Doch den künstlerisch veranlagten Jungen zog es nach Saarbrücken an die Werkkunstschule. Nach dem Grundstudium bei Oskar Holweck wechselte er zu Kilian Breier. Als dieser erst zur Werkkunstschule Darmstadt und später an die Kunsthochschule Hamburg ging, folgte ihm sein treuer Student Reinhold Scheer.

Nach seinem Studium arbeitete Scheer als Werbetexter bei den bekannten Agenturen DDB und BBK in Düsseldorf. Seine bekanntesten Kampagnen sind sicher die Anzeigen für Jägermeister oder für den VW Käfer. Es folgten Lehraufträge für Design an der Folkwangschule Essen, eine Professur an der FH Bielefeld sowie an den Hochschulen Krefeld und Dortmund. Inzwischen ist Reinhold Scheer pensioniert, doch er zeichnet noch beinahe täglich.

Ein feiner Witz zieht sich durch seine Arbeiten. Auf einem Bild trägt ein Mensch einen autoförmigen Rucksack, während er eine Handtasche in der Hand hält – auch sie besteht aus einem Fahrzeug mit einem Tragegriff. Die feinen Buntstiftzeichnungen oder Malereien mit dem Filzstift stehen in krassem Kontrast zu dem, was man von der Werbung erwartet. Doch für Reinhold Scheer bedeutet Werbung nicht nur das Plakative. „Das Grelle, das man der Werbung nachsagt, habe ich so nie erlebt“, meint der Künstler, „das Zarte, Empfindsame interessiert mich eigentlich am meisten.“

Dabei bringt er eine gehörige Portion Witz mit in seine Werke. Sein Lieblingsbild zeigt einen Würfel. Jede Seite ist mit dem Wort „Ich“ beschriftet. Auf welcher Fläche dieser Würfel auch landen wird, das Ergebnis wird immer das Ego stärken.

Doch das Schmunzeln vergeht dem Besucher der Ausstellung, wenn er die Bilder sieht, die sich mit dem Krieg beschäftigen. Ein Panzer rollt einsam auf einer leeren, kleinen Kugel herum. Bomber schweben unheilvoll über Menschen. Es ist diese breite Palette des künstlerischen Ausdrucks, die den Besuch der Ausstellung lohnt.

Im letzten Teil sieht man Theaterplakate. Textschnipsel und Collagen bewerben das jeweilige Stück. „Auf der Suche nach dem Glück ist der Partner das nächstliegende Opfer“ steht da. Gekonnt verbindet Reinhold Scheer assoziative Bilder mit tollen Texten. Beim Schauen bleibt etwas hängen. Und das ist bei jedem Betrachter etwas Unterschiedliches. Hier werden keine vorgefassten Interpretationen geliefert, es wird vielmehr an die Fantasie der Zuschauer appelliert. „Für mich ist das Bild die unterhaltsamste Form von Kritik“, hat der Künstler einmal gesagt. Mit dieser Ausstellung ist ihm das wunderbar gelungen.

Reinhold Scheer: Zeichnungen, Cartoons, Plakate, Stadtmuseum Zweibrücken, Herzogstraße 9-11. Die Ausstellung geht noch bis zum 28. August. Eintritt: fünf Euro; ermäßigt (mit Ausweis): 2,50 Euro; Jugendliche unter 16 Jahre frei (Schulklassen 1,50 Euro pro Schüler).
www.zweibruecken.de

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