Reichlings zweite Chance

Die unverhohlene Freude, mit der Oberbürgermeister Helmut Reichling diese Woche die Mediations-Ergebnisse kommentiert hat, war verständlich - aber deplatziert. Natürlich erleichtert es den OB, dass Mediator Thomas Warth nach Dutzenden Gesprächen bestätigt hat: Das Klima in der Zweibrücker Stadtverwaltung ist nicht schlechter als in anderen Kommunen

Die unverhohlene Freude, mit der Oberbürgermeister Helmut Reichling diese Woche die Mediations-Ergebnisse kommentiert hat, war verständlich - aber deplatziert. Natürlich erleichtert es den OB, dass Mediator Thomas Warth nach Dutzenden Gesprächen bestätigt hat: Das Klima in der Zweibrücker Stadtverwaltung ist nicht schlechter als in anderen Kommunen. Das konnte man zwar auch schon 2007 aus der Motivations-Studie lesen - doch diese wurde von interessierter Seite fehlinterpretiert, um Reichling als Schreckensherrscher darstellen zu können. Das ist nun vom Tisch und man kann sich an die Arbeit machen, Warths Empfehlungen umzusetzen: die Teamarbeit in der Verwaltung fördern, ein Leitbild entwickeln und die Amtsleiter in modernen Führungsmethoden schulen. Und hier liegt der Hase für Reichling wirklich im Pfeffer. Denn im OB-Wahlkampf 2003 war der Unternehmer und Wirtschafts-Professor angetreten, die Verwaltung mit mindestens dem Instrumentarium wie Warth nun empfiehlt zu revolutionieren. Nur ein paar Zitate aus Reichlings Wahlprogramm: "Eine moderne Stadtverwaltung arbeitet nicht mehr mit den Methoden aus Kaisers Zeiten, sondern mit zeitgemäßen Managementmethoden." - "Ich werde in der freien Wirtschaft erprobte, moderne und leistungsbezogene Management- und Motivationsmethoden bei der Stadtverwaltung einführen." - "Durch geeignete Schulungs-, Fortbildungs- und Motivationsinstrumente wird jeder Mitarbeiter zur stetigen Verbesserung seiner Leistung verpflichtet." - "Ich werde ein leistungsorientiertes Qualitätsmanagementsystem einführen." Fünf Jahre lang hat Reichling Zeit gehabt, diese Wahlversprechen anzugehen. Und nichts getan. Reichling sollte den Mediations-Bericht deshalb nicht als Entlastung verstehen, sondern als Motivation - seine zweite Chance zu nutzen.

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