Reden, motivieren, hoffentlich wiedereröffnen

Zweibrücken · Das Rathaus soll es richten: Um künftig für mehr Sicherheit in dem aktuell geschlossenen Suchtmedizinischen Zentrum an der Gabelsbergerstraße zu sorgen, hofft der Betreiber nun auf Unterstützung der Zweibrücker Stadtverwaltung. Es stelle sich die Frage der Kostenträgerschaft. Derweil muss die Belegschaft motiviert werden, überhaupt weiterzuarbeiten.

 Rollläden runter, Praxis zurzeit dicht: Der Ärztliche Leiter Dr. Werner Reimann will wegen bislang ungelöster Sicherheitsprobleme nicht mehr in dem Suchtzentrum an der Gabelsbergerstraße 9 arbeiten. Sein Arbeitgeber will aber versuchen, ihn noch umzustimmen. Foto: Lutz Fröhlich

Rollläden runter, Praxis zurzeit dicht: Der Ärztliche Leiter Dr. Werner Reimann will wegen bislang ungelöster Sicherheitsprobleme nicht mehr in dem Suchtzentrum an der Gabelsbergerstraße 9 arbeiten. Sein Arbeitgeber will aber versuchen, ihn noch umzustimmen. Foto: Lutz Fröhlich

Foto: Lutz Fröhlich

Wie geht es weiter mit dem am vergangenen Donnerstag nach Randale geschlossenen Suchtmedizinischen Zentrum in Zweibrücken ? Ralph Pleier, Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), zu dem das Suchtzentrum in der Gabelsbergerstraße gehört, will heute mit den Mitarbeitern sprechen. Ob es in Kürze wieder öffnet, bleibt unklar. "Wir müssen die Sicherheitsmaßnahmen innerhalb der Räume wiederherstellen, das Konzept prüfen, Berater der Polizei Kaiserslautern hinzuziehen und die Mitarbeiter sichern. Da wollen wir kein Risiko eingehen. Wir müssen die Leute überhaupt motivieren, noch da zu arbeiten", sagt Pleier auf Merkur-Anfrage.

In der Methadonambulanz - Methadon ist eine Ersatzdroge, die im Laufe eines Entzugs eingesetzt wird - arbeiteten außer zwei Ärzten noch zwei weitere Mitarbeiter, zu speziellen Zeiten auch mehr.

Pleier erläutert, dass die dauerhafte Einrichtung eines Sicherheitsdienstes eine Maßnahme sei, "die wir überlegen". Doch es stelle sich die Frage der Kostenträgerschaft. "Wir gehen dazu mit verschiedenen Seiten in den Dialog. Wir fragen, welche Haltung die Stadt dazu hat. Wir reden mit den Stadtverantwortlichen, der Drogenberatung oder dem Sozialdezernent", kündigt Pleier an. Der diakonische Auftrag sei klar: "Wir wollen die Versorgung machen, uns um diese Klientel kümmern. Das macht keiner gerne, muss aber geleistet werden. Mit Stadt und Umfeld muss das aber abgestimmt werden. Politik und Gesellschaft müssen das auch wollen."

Auch prüfe man im Laufe der Woche bauliche Maßnahmen, so Pleier weiter. Im Innenraum des Suchtzentrums gebe es ein Gitter, auch zum Diebstahlschutz. Aber bestimmte Eskalationssituationen ließen sich nicht immer vermeiden.

Auch sei ein Gespräch mit Dr. Werner Reimann vorgesehen, dem bisherigen Ärztlichen Leiter der Ausgabestelle für Ersatzdrogen. Dieser hatte nach dem Eklat am Mittwoch mit einem Junkie, der ausgerastet war, Gegenstände demoliert und ihn bedroht hatte, dem Merkur auf Anfrage erklärt, nie wieder einen Fuß in das Suchtzentrum setzen zu wollen. Am Freitag bekräftigte er, dass das Thema für ihn erledigt sei - auch nach einem zwischenzeitlichen Telefonat mit Pleier und der Möglichkeit eines Sicherheitsdienstes. "Ich werde schriftlich einreichen, dass ich dort nicht mehr arbeiten werde", so Reimann.

MVZ-Geschäftsführer Ralph Pleier bedauert: "Ich habe Dr. Reimann gebeten, die Tür nicht komplett zuzuschlagen. Aber ich habe Verständnis, wenn er sagt, er hat Familie und wurde bedroht. Man kann keinen zwingen. Aber ich habe ihn gebeten, zu bleiben."

Reimann merkt an, bereits früher mehr Sicherheitsmaßnahmen angemahnt zu haben, etwa das Bereitstellen von Tränengas für Notwehrsituationen, zu dem es aber nicht gekommen sei. Oder einen Spiegel, mit dem man die Einfahrt vor dem Gebäude überblicken könnte. Oder die Überwachung mittels Kamera, was aber seinen Ausführungen zufolge an Datenschutzgründen scheiterte. Pleier, der die Geschäftsführung offiziell zum 22. Januar 2014 übernahm, weiß, dass es diese Diskussion "vor meiner Zeit" gegeben habe. Auch räumt er ein, dass er im MVZ schon hautnah einen verbalen Angriff eines Junkies auf Dr. Reimann mitbekommen habe. "Ich kenne das Problem in der Arbeit mit psychisch Kranken. Seit September hat sich in Zweibrücken die Situation aber offenbar geändert. Es ist nicht greifbar, die Klientel ist insgesamt aggressiver, jetzt auch gegenüber dem Personal." Er wisse nicht, ob sich auf dem Beschaffungsmarkt etwas geändert habe, auch mit der Polizei habe man keine Lösung gefunden, Eskalationen seien häufiger geworden - allesamt Darstellungen, die auch Reimann so unterstreicht.

Zum Thema:

Das Suchtmedizinische Zentrum ist Teil eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), das dem Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken gehört, das vom Landesverein für Innere Mission in der Pfalz (LVIM) betrieben wird. MVZ-Geschäftsführer Ralph Pleier ist auch Verwaltungsleiter des LVIM-Krankenhauses in Bad Dürkheim und Geschäftsführer des dortigen MVZ. In Medizinischen Versorgungszentren arbeiten die Ärzte als Angestellte. lf

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