SPD schickt Rebecca Wendel gegen Mandatsinhaber Christoph Gensch in den Landtagswahlkampf im Wahlkreis Zweibrücken Wendel (SPD) will mehr für die Heimat tun

Hornbach · Mit 93 Prozent der Stimmen hat die SPD Rebecca Wendel als Landtagskandidatin für den Wahlkreis Zweibrücken gewählt.

 Frisch gekürt: Rebecca Wendel mit Ersatzkandidat Jochen Werle.

Frisch gekürt: Rebecca Wendel mit Ersatzkandidat Jochen Werle.

Foto: Lutz Fröhlich

Die 28-jährige Rebecca Wendel soll für die SPD das Direktmandat im Wahlkreis Zweibrücken zurückerobern. Das vom Unterbezirksvorsitzenden Stéphane Moulin erhoffte „starke Signal“ dafür gab die SPD-Wahlkreiskonferenz am Donnerstagabend: Bei einer Enthaltung stimmten 40 Delegierte für die Zweibrückerin, nur eine(r) dagegen. Mit diesen 93 Prozent schnitt die Lehramts-Referendarin deutlich besser ab als der vor fünf Jahren mit 81,8 Prozent zum Kandidaten gewählte Moulin, der den zuvor lange roten Wahlkreis dann deutlich gegen Christoph Gensch (CDU) verlor.

Die Bürger bräuchten wieder eine Vertretung im Landtag, die sich „mit voller Zeit und vollem Einsatz“ für die Region engagiere, setzte Moulin eine kleine Spitze gegen Gensch. David Betz (SPD-Vorsitzender Zweibrücken-Land) nutzte sein Grußwort in der Hornbacher Pirminiushalle für einen Frontalangriff auf Gensch. Er und CDU-Spitzenkandidat Christian Baldauf ließen hoch verschuldete Kommunen wie Zweibrücken „hängen“, weil sie sich nicht dagegen wehrten, dass die CDU eine bundesweite Lösung der Altschulden-Problematik verhindere. Dies sei „zynisch und menschenverachtend“, weil so für Bürger wichtige Investitionen verhindert würden. Auch als Stadtratsfraktionschef habe Gensch die Partei vor das Gemeinwohl gestellt, indem er „aus lauter Machtgeilheit nicht einmal davor zurückgeschreckt“ sei, Christina Rauch mit den Stimmen der AfD zur Zweibrücker Beigeordneten zu wählen.

Wendels eigene Rede war rein auf ihre inhaltlichen Ziele fokussiert. Sie sei vor zwölf Jahren in die SPD eingetreten „wegen der sozialen Gerechtigkeit“. Wendel ist in Zweibrücken geboren, aufgewachsen, wohnt hier und unterrichtet an der IGS Contwig. „Heimat für euch und unsere Mitmenschen noch besser zu gestalten, dafür trete ich an.“ Bildungspolitisch ist Wendel das „Fördern und Fordern von Schülern“ wichtig. Dabei dürfe „Bildung keine Frage des Geldbeutels sein“, die Kitas müssten gebührenfrei bleiben. Die durch die Corona-Krise beschleunigte Digitalisierung von Schulen sei wichtig – aber nicht nur die technische Ausstattung: Es brauche auch „qualifizierte verpflichtende Aus- und Weiterbildung von Lehrern in diesem Bereich“. Und Schülern müsse „auch Medienkompetenz und kritischer Umgang mit digitalen Medien“ gelehrt werden.

Ändern möchte Wendel, dass Frauen immer noch häufiger von Armut betroffen seien als Männer. Ein weiterer Ausbau von Ganztagsbetreuung helfe, Familie und Beruf zu vereinbaren. „Und man sollte auch Homeoffice-Regeln überprüfen, das eröffnet ganz neue Möglichkeiten für Alleinerziehende.“

Für den Wahlkreis an der Grenze zu Frankreich findet Wendel (die Französisch und Ethik studiert hat) die Pflege der deutsch-französischen Freundschaft wichtig. So werde es – fast drei Jahrzehnte nach dem Abbau der Schlagbäume zwischen Deutschland und Frankreich – höchste Zeit, über grenzüberschreitende Busverbindungen mit der Region Grand Est „zumindest mal zu reden“. Und grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Feuerwehren dürfe nicht daran scheitern, dass die Schlauch-Anschlüsse nur im eigenen Land passen.

Damit „unsere Region lebenswert bleibt für Jung und Alt“ sei auch bezahlbares Wohnen wichtig. Doch laut dem Postbank-Wohnatlas habe Zweibrücken 2019 bundesweit den drittgrößten Anstieg bei den Immobilienpreisen gehabt. Wendel ist wichtig, politisch dabei zu helfen, „nicht nur im höherpreisigen Segment Wohnraum zu schaffen“.

Für sichere Arbeitsplätze seien auch Gewerbegebiete auszubauen. Wendel versprach „stetigen Kontakt mit Unternehmen und Gewerkschaften“.

In dem großteils ländlich geprägten Wahlkreis (zu dem bei der Wahl am 14. März 2021 Zweibrücken, Zweibrücken-Land und erstmals auch die komplette Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben sowie neu die VG Waldfischbach-Burgalben gehören) sei auch wichtig, flächendeckend Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sowie Arztpraxen zu erhalten, nannte Wendel als einen ihrer weiteren Schwerpunkte. Und schloss: „Wir brauchen eine starke SPD, um all das Erreichte zu sichern und auszubauen.“

Als Ersatzkandidaten wählte die Versammlung einstimmig Jochen Werle. Der 47-jährige Hermersberger ist Büroleiter des Landtagsabgeordneten Alexander Fuhr aus Dahn und SPD-Fraktionschef im Verbandsgemeinderat Waldfischbach-Burgalben.

SPD-Landtagsfraktionschef Alexander Schweitzer betonte in seiner Rede das Recht von Bürgern, auch gegen die Corona-Politik zu demonstrieren, das gehöre zur Demokratie. Aber es sei auch moralische „Pflicht, als Bürger zu schauen, mit wem man auf die Straße geht“ und „nicht mit Nazis zu demonstrieren“.

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