Ramona Hewer-Wachs stellt Werke in der Karlskirche aus Wenn Bomben zu Landschaften werden

Zweibrücken · Die Künstlerin Ramona Hewer-Wachs zeigt in der Zweibrücker Karlskirche einen Querschnitt ihres Schaffens.

 Die Künstlerin vor ihrem Lieblingsbild in der Karlskirche. Die Schau von Ramona Hewer-Wachs ist an den kommenden beiden Sonntagen zu sehen.

Die Künstlerin vor ihrem Lieblingsbild in der Karlskirche. Die Schau von Ramona Hewer-Wachs ist an den kommenden beiden Sonntagen zu sehen.

Foto: Susanne Lilischkis

Sie sieht eine Anzeige oder ein Foto in einer Zeitschrift und sie weiß genau: Das ist es! Aus diesem Foto wird Ramona Hewer-Wachs ein Bild gestalten. Im Augenblick des Sehens hat die Künstlerin aus Peppenkum schon das fertige Kunstwerk im Kopf. Intuitiv und mit großer Umsicht verwandelt sie gedruckte Massenware in Unikate. „Ich schichte Realitäten um“, beschreibt sie ihren Schaffensprozess.

Meist dreht sie die Zeitungsausschnitte auf den Kopf. Gesichter verschwinden, Umrisse werden zu Landschaften. „Ich lasse die Dinge hervorkommen, damit sie dem Betrachter ins Auge springen“, sagt sie. So entdeckte sie zum Beispiel eine Abbildung von Bombenabwürfen während des Golfkriegs in einer Zeitschrift im Wartezimmer ihres Zahnarztes. Von den Bombenabwürfen blieben im Bild von Hewer-Wachs nur helle Streifen an einem nächtlichen Himmel übrig. Darunter erstreckt sich eine abstrakte Landschaft, die eine sanfte Ruhe ausstrahlt.

„Seelenlandschaften“ hat ihr verstorbener Mann ihre Kunstwerke einmal vor langer Zeit genannt, doch Ramona Hewer-Wachs meint, der Begriff sei heutzutage etwas abgedroschen, weil er so oft gebraucht würde.

Ihr Mann, der Maschinenbauingenieur Karl-Heinrich Wachs, war, wie sie, sehr interessiert an der Kunst. Er brachte ihr die spezielle Technik bei, die sie heute für ihre Bilder benutzt. „Er war mein Lehrmeister, sozusagen“, meint Hewer-Wachs, „doch er arbeitete in seinen eigenen Kunstwerken mit Verwischungen.“ Gemeinsam haben die Beiden schon einmal in der Karlskirche ausgestellt. Jetzt bestreitet die Künstlerin mit 20 Bildern aus 30 Jahren ihres Schaffens die Ausstellung alleine.

„Die Karlskirche ist ja sozusagen meine Kirche“, sagt Ramona Hewer-Wachs lächelnd, „ich wusste vorher genau, wo ich die Bilder aufhänge, welches Bild wohin passt. Ein Künstlerkollege hat mir beim Aufbau geholfen.“

Die Karlskirche ist Hewer-Wachs gut bekannt, denn sie lädt an jedem zweiten Dienstag im Monat Menschen, die Angehörige oder Freunde verloren haben, zum Austausch in den Kapellenraum der Karlskirche ein. „Jeder kann kommen“, erklärt sie, „und jeder kann über das sprechen, was ihn bewegt.“

Bewegend sind auch ihre Bilder. Oft sind Schmuckstücke zu sehen. Dabei kann ein Halsgeschmeide schon etwas Bedrohliches bekommen, wenn die Künstlerin die dicken Kettenglieder in den Vordergrund ihres Bildes rückt. Obwohl sie mit massenhaft reproduzierten Zeitungsausschnitten arbeitet, sind ihre Bilder einzigartig. „Selbst wenn ich 20 Mal das gleiche Blatt hätte, würde jedes anders werden“, erklärt die Künstlerin, die eine Ausbildung als Kommunikationstrainerin hat.

Ihre Werke behandelt sie mit Säure, sie besprenkelt sie mit Sand, bemalt sie mit Wachsmalstiften und beklebt sie auch einmal mit buntem Glitzersteinen. Dabei wirken die Bilder nie kitschig oder plakativ – ganz im Gegenteil. Ramona Hewer-Wachs hat die Gabe, das Aufdringliche einer Zeitungsanzeige in eine zarte Traumlandschaft zu verwandeln.

Das Publikum hat noch zwei Mal die Gelegenheit, die Ausstellung in der Karlskirche zu sehen. Am kommenden Sonntag, 5. Dezember, und am Sonntag, 12. Dezember, ist die Schau von elf bis 13 Uhr geöffnet. Die Künstlerin ist anwesend.

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