Quälende Sorge um die Verwandten

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute ist es Mohamad AlZiab aus Syrien.

 Mohamad AlZiab kam aus Syrien nach Zweibrücken. Foto: Ruth Reimertshofer

Mohamad AlZiab kam aus Syrien nach Zweibrücken. Foto: Ruth Reimertshofer

Foto: Ruth Reimertshofer

Mohamad AlZiab bewegt vor allem die Sorge um die vielen hilflosen Menschen, die unter unvorstellbaren Umständen nach Europa kommen. "Nach Krieg und Terror in ihren Heimatländern, erfahren viele auf dem Weg hierher erneut Ausbeutung und Gewalt und müssen viel Geld für ihr Überleben zahlen." Der 47-Jährige lebt mit seiner Frau und Kind in Zweibrücken , doch seine Gedanken sind ständig bei seiner Familie in Syrien, wo seine Mutter, Geschwister und Verwandte noch leben. "Sie leben in ständiger Gefahr, mitten im Kriegsgebiet in einer der am stärksten umkämpften Gegenden in Syrien, unter dem Druck von allen Seiten, des syrischen Diktators, des IS und der Bombenangriffe der Anti-IS-Allianz." Mohamad ist in Deir ez-Zor, einer Großstadt im Osten Syriens, geboren, die heute zum von den IS-Milizen kontrollierten Gebiet gehört.

Mohamad AlZiab hat in seinem Heimatland nach der zwölfjährigen Schule eine Ausbildung zum Diplomsportlehrer abgeschlossen und einige Zeit in diesem Beruf gearbeitet. Wie viele andere junge Syrer wollte er in Europa sein Glück versuchen. "Viele kamen damals einfach auf der Suche nach einem besseren Leben." Mohamad AlZiab reiste legal im Flugzeug nach Bayern, wo er lange Jahre in einer Autozulieferfirma arbeitete, heiratete und sich selbstständig machte. Nachdem die Ehe gescheitert war, stand er mittellos da und ging 2011 erstmals wieder in seine Heimat zurück. "Doch da herrschte inzwischen Krieg, ich wurde von Regimeleuten zusammengeschlagen und verletzt, und unser Land wurde dem Erdboden gleichgemacht." Zurück in Deutschland, kam er für seinen Neuanfang mit seiner syrischen Frau nach Zweibrücken , wo auch die kleine Tochter zur Welt kam.

"Heute kommen Menschen, die wirklich Hilfe brauchen, vor allem die, die nicht offiziell gekommen sind, weniger die begüterten, die mit dem Flugzeug legal einreisen dürfen. Die anderen haben oft monatelange Fußmärsche hinter sich, waren Schlepperbanden ausgeliefert und kamen in Booten, die auf dem Mittelmeer kentern. Sie haben Schreckliches erlebt, wenn sie hier endlich angekommen sind." Eines der größten Probleme sei, dass auch anerkannte Flüchtlinge lange keine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung bekommen, obwohl sie oft qualifizierte Ausbildungen mitbringen und hier gute Arbeit leisten könnten. "Diese Menschen wollen doch arbeiten und sich endlich integrieren können!"

Was Mohamad AlZiab quält, ist das Heimweh nach Syrien. "Es passiert plötzlich, dann kommt ein Klick im Kopf und ich sehe die Plätze meiner Kindheit, die heute alle zerstört sind und mir sehr fehlen, und ich denke an all die vielen Freunde, die inzwischen durch den Krieg gestoben sind." Mit seiner Familie kann Mohamad AlZiab im IS-kontrollierten Gebiet nur sehr schwer in Kontakt treten, besser geht es mit einer seiner Schwestern, die in einer nicht umkämpften Region lebt.

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