Publikum gegen „Rockerrente“

Zweibrücken · Mit leisen und intensiven Tönen, aber mal auch derben Worten, punkteten die Puhdys auf ihrer Abschiedstour in Zweibrücken. Bei den Evergreens der DDR-Kultband wehte auch ein Hauch von Ostalgie durch die voll besetzte Festhalle.

 Alt wie ein Baum, sind sie geworden – und rockten die Festhalle: Die Puhdys. Foto: Jörg Jacobi

Alt wie ein Baum, sind sie geworden – und rockten die Festhalle: Die Puhdys. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Mit dem Hit "Rockerrente" verabschiedeten sich die Puhdys am Samstagabend von ihrem Zweibrücker Publikum in der restlos ausverkauften Festhalle in ihren Ruhestand. Doch bevor sich die DDR-Kultband auf ihr Altenteil zurückziehen wird, tourt sie erst noch bis zum Jahresende quer durch die Republik. Dass aber dann wirklich Schluss ist, das hoffte und glaubte nach dem furiosen Konzert kaum einer der Besucher.

"In hundert Jahren ist es so weit, dann werd ich wieder hier steh'n. Der Tod kann mich am Arsch lecken", unterstrich Frontmann Dieter "Maschine" Birr , dass in den Musikern noch reichlich Energie vorhanden sei. Mit "Mein zweites Leben" gelang es den Altrockern, sich an diesem Abend endgültig in die Herzen der Zuschauer zu spielen. Die Fünf hatten sich diesmal noch "ein paar Junge" als Verstärkung mitgebracht. "Wir brauchen sie zum Bierholen. Oder zum Windeln wechseln", kokettierte Birr mit dem Alter der Stammbesetzung, das bei Peter "Eingehängt" Meyer sogar 75 Jahre beträgt. Dass "Eingehängt" aber längst nicht zum "alten Eisen" gehört, bewies er bei seinem Saxofon-Solo, für das er tosenden Applaus erhielt.

Gleich zu den ersten Takten von "Unser Schiff", dem ersten von zwei Dutzend Songs quer durch viele Alben, klatschte und tanzte sich das Publikum in Laune. Mit weniger Elektrik war bei dem Auftritt während dieser Akustik-Tour der Puhdys der Klang leiser und intensiver.

Neben vielen weniger bekannten Stücken wie "Abenteuer" oder "Draußen warten die Sterne", wurden selbstverständlich auch die Evergreens gespielt, bei denen die Gäste so richtig mitfeiern konnten. Ob Songs wie "Alt wie ein Baum", "Wenn Bäume sterben" oder "Lass deinen Drachen steigen" - für nicht wenige war es ein musikalischer Ausflug in ihre Jugend, bei der auch ein klein wenig Ostalgie aufkam. Nicht fehlen durfte natürlich "Wenn ein Mensch lebt" aus dem legendären Defa-Streifen "Die Legende von Paul und Paula".

Mehr als einmal wurde es auch politisch: "Denke ich an Deutschland, ist mir auch nach Schrei'n - fällt mir so viel Hass, Not und Elend ein", singt Birr in "Ich will nicht vergessen". Das Lied durfte in der DDR weder im Radio noch im Fernsehen gespielt werden, da damals im Osten der Begriff "Deutschland" geächtet war. Mit "Hiroshima" unterstrichen die Puhdys den Wahnsinn der atomaren Rüstung.

Zum Schluss wurden die acht Musiker frenetisch gefeiert. Nach minutenlangem Beifall gab es mit "Wir woll'n die Eisbären seh'n" und "Das Buch" zwei Zugaben. Bei Letzterem sehr nachdenklichen Lied, geht es ebenfalls um die Angst vor einem Atomkrieg und dessen Folgen für die Erdbevölkerung.

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