Dealerbande-Prozess am Landgericht Zweibrücken fortgesetzt Keine Drogen in Wohnungen der Angeklagte gefunden

Zweibrücken · Landgericht Zweibrücken setzt Verhandlung gegen vier Männer fort, die in der Region in großem Stil mit Betäubungsmitteln gehandelt haben sollen.

 Der Strafprozess (Symbolbild) am Landgericht Zweibrücken läuft seit Mitte April.

Der Strafprozess (Symbolbild) am Landgericht Zweibrücken läuft seit Mitte April.

Foto: dpa/Oliver Berg

Drogen hatten die Ermittler am 24. November 2020 bei den zeitgleichen Wohnungsdurchsuchungen zwar nicht gefunden. Dennoch waren die 23, 29 und 35 Jahre alten Männer noch in den eigenen vier Wänden, der 30-Jährige später an seinem Arbeitsplatz festgenommen worden. Ihnen wird jetzt vor dem Landgericht Zweibrücken der Prozesses gemacht. Sie sollen einer insgesamt elfköpfigen Drogenhändlerbande angehört haben, die im Raum Kaiserslautern, in Zweibrücken und im Saarpfalz-Kreis mit kiloweise verkauften Betäubungsmitteln – vorwiegend Amphetamine, Kokain und Marihuana – Millionen-Umsätze gemacht hatte. Gegen fünf weitere mutmaßliche Bandenmitglieder wird am Landgericht Zweibrücken in zwei Parallel-Prozessen verhandelt (wir berichteten).

Staatsanwältin Karin Ephan, die den Angeklagten zu Prozessbeginn Mitte April bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen hatte, rechnete am Freitag vor, dass der 23-Jährige bei den illegalen Geschäften 266 000 Millionen Euro, der 29-Jährige 324 500 Euro, der 30-Jährige 511 000 Euro und der 35-Jährige sogar weit über 1,7 Millionen Euro eingenommen haben.

Der 30-Jährige und der 29-Jährige sind Deutsche, der 35-Jährige ist Deutsch-Iraner und der 23-Jährige Deutsch-Marokkaner.

Die Festnahme des 30-Jährigen, der laut Anklage eine der beiden Führungsfiguren der Drogenhändler-Bande gewesen sein soll, gestaltete sich nach Angaben der Ermittler schwierig, da er am vermuteten Aufenthaltsort, in der Wohnung seines Vaters, nicht angetroffen wurde. Er hielt sich demnach wie die drei Mitbeschuldigten zwar ebenfalls in Kaiserslautern auf, war dort aber nicht mehr gemeldet, galt als „unbekannt verzogen“. Schließlich spürten die Beamten den 30-Jährigen an seinem Arbeitsplatz in einer Firma im Stadtteil Einsiedlerhof auf, wo er gerade bei der Produktion von Mund-Nasen-Masken half. Bei seiner Festnahme soll er gesagt haben, dass er sich ohnehin habe der Polizei stellen wollen, berichtete eine 33-jährige Kriminalbeamtin vor der Ersten Großen Strafkammer, vor der die Hauptverhandlung am Freitag fortgesetzt wurde.

Drogen waren demnach bei dem 30-Jährigen in seinem zur Arbeit mitgeführten Rucksack nicht entdeckt worden. Auch in den Wohnungen der anderen drei Beschuldigten fanden die Ermittler kaum etwas, was auf den Konsum von oder gar den Handel mit Rauschgift hingedeutet hätte. Lediglich bei dem Jüngsten des Quartetts entdeckten sie an einer Feinwaage „Anhaftungen von Cannabis“, wie ein 50-jähriger Kriminalbeamter zu Protokoll gab. Bei dem 23-Jährigen stießen die Ermittler zudem auf mehrere verdächtige Glasampullen und drei in einer Waffenkiste liegende Patronen unbekannter Herkunft. Bei dem 35-Jährigen und dessen Lebensgefährtin stellten sie eine – zumindest von der Marke her – hochwertige Armbanduhr, die hinter einer Couch versteckt gewesen war, eine Nobel-Sportkarosse und etwa 4000 Euro Bargeld in mehreren Briefumschlägen sicher. Bei dem 35-Jährigen beschlagnahmten die Beamten einen tragbaren Computer. Aber auch hier: Von Drogen keine Spur. Gleichwohl zogen die Kriminalbeamten die Handys der vier Männer ein.

Fortgesetzt wird die Verhandlung gegen die vier mutmaßlichen Drogenbanden-Mitglieder am kommenden Mittwoch, 19. Mai, um 11.30 Uhr.

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