Protestler müssen Grundstück verlassen

Zweibrücken · Verdi: Nardini-Klinikum verbietet morgige Aktion von Angestellten gegen Pflegenotstand im Gebäude und auf Gelände.

 Schon 2015 demonstrierten die Nardini-Mitarbeiter nach Ärger im Vorfeld nicht mit. Damals sprangen Kollegen vom Uniklinikum ein. Foto: Gerrit Dauelsberg

Schon 2015 demonstrierten die Nardini-Mitarbeiter nach Ärger im Vorfeld nicht mit. Damals sprangen Kollegen vom Uniklinikum ein. Foto: Gerrit Dauelsberg

Foto: Gerrit Dauelsberg

Wenn am morgigen "Internationalen Tag der Pflege" Verdi-Mitglieder des Nardini-Klinikums gegen Missstände in der Krankenhauspflege demonstrieren, müssen sie das auf dem Gehweg vor den beiden Häusern in Landstuhl und Zweibrücken tun. Das Nardini-Klinikum verbiete, dass die Aktion im St. Elisabeth Krankenhaus Zweibrücken oder auf dem Klinik-Gelände stattfinde, erklärte gestern die stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Schunck. In vielen anderen Krankenhäusern sei es hingegen eine Selbstverständlichkeit, solche gewerkschaftlichen Aktivitäten in der Klinik durchzuführen. Geplant sei im Rahmen einer "aktiven Pause", dass Pflegekräfte auf DIN-A4-Plakaten notieren, welche Arbeiten in der Pflege wegen Personalmangels aktuell zu kurz kämen oder gar ganz ausfielen. Die Plakate sollten dann etwa an einer Wäscheleine aufgehängt oder von den Leuten in die Höhe gehalten werden.

Bundesweit rechnet die Gewerkschaft mit tausenden teilnehmenden Beschäftigten. Auch Einrichtungen der Altenpflege beteiligten sich an dem Aktionstag, denn auch hier leiden laut Verdi Beschäftigte und Bewohner unter der Personalnot.

Schunck ist gespannt, wie viele Mitarbeiter sich trauen, in Zweibrücken und Landstuhl teilzunehmen. Denn bereits bei einer Protestkundgebung im Juni 2015 war das Nardini-Klinikum der Gewerkschaft negativ aufgefallen: Damals wollten Mitarbeiter symbolisch Schilder für bundesweit 162 000 fehlende Stellen hochhalten - was ihnen untersagt worden sei. Aus Sorge ums Image der Klinik, wie Karl Thoma, Verdi-Vertrauensmann am Nardini-Klinikum, damals erklärte. Kurzfristig lenkte die Klinik zwar ein - doch da war es laut Verdi zu spät, um noch Mitglieder zu mobilisieren. Stattdessen hielten angereiste Verdi-Kollegen der Homburger Uniklinik die Schilder in Zweibrücken hoch (wir berichteten).

Diesmal steht die Verdi-Aktion unter dem Motto "Auf der Strecke geblieben"; die Gewerkschaft fordert ein Sofortprogramm der Bundesregierung zur Schaffung von 20 000 zusätzlichen Vollzeitstellen in der Pflege. Nach Verdi-Berechnungen fehlen in deutschen Krankenhäusern 162 000 Vollzeitstellen, davon allein 70 000 Fachkräfte in der Pflege. Würde man internationale Maßstäbe anlegen, fehlten in deutschen Kliniken alleine Nacht für Nacht mindestens 19 500 Vollzeitstellen, um eine angemessene und sichere Versorgung zu gewährleisten, so die Gewerkschaft. Aufgrund der immer knapper werdenden Zeit würden immer mehr wichtige pflegerische Tätigkeiten faktisch unmöglich, etwa die Patienten- und Angehörigenansprache, ausreichend lange Händedesinfektion oder die Einhaltung von Mindestbehandlungszeiten. Das alles führe zu einer "zunehmend dramatischen Personalsituation an vielen Kliniken". Thoma: "Die Beschäftigten fordern am Tag der Pflege eine umfassende Lösung. Sie lassen sich nicht länger mit homöopathischen Dosen abspeisen!"

Sabine Schunck von Verdi berichtet von weiterem Unmut, den man mit dem Klinikträger zuletzt hatte. So habe sie vor einem Jahr darum gebeten, ein schwarzes Brett für Mitteilungen zu installieren und selbst welche in den Gebäuden gelassen, damit der Klinik keine Kosten entstehen. Allerdings in roter Farbe. Das habe der Träger aus Neutralitätsgründen abgelehnt und bis vor Kurzem geprüft. Inzwischen hat Verdi schwarze Bretter angeschafft. Weiterer Erfolg: Inzwischen habe sich eine Betriebsgruppe im Nardini-Klinikum Landstuhl gegründet, die etwa die in ihrer Freizeit Infos weitergibt.

Zum Thema:

Das Nardini-Klinikum "organisiert am 12. Mai einen eigenen Infostand, um auf die Ausbildung in der Krankenpflege hinzuweisen", teilt Sprecher Thomas Frank auf Merkur-Anfrage mit. Im eigenen Haus gebe es "durch die stetige positive Leistungsentwicklung eine positive Entwicklung im Personalbereich und eine Ausweitung der Stellenpläne, auch im Pflegedienst".

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