Protest ohne Nardini-Mitarbeiter

Zweibrücken · Nur wenige Minuten dauerte gestern eine Protestaktion für eine bessere Personalausstattung der Kliniken, an der auch Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses teilnahmen. Am Zweibrücker Nardini-Klinikum gab es Ärger und Verwirrung um die Aktion – und keine Teilnahme der Belegschaft.

 Am Zweibrücker Nardini-Klinikum zeigten Beschäftigte der Homburger Uniklinik Flagge – und nicht etwa die eigenen Mitarbeiter. Fotos: gda

Am Zweibrücker Nardini-Klinikum zeigten Beschäftigte der Homburger Uniklinik Flagge – und nicht etwa die eigenen Mitarbeiter. Fotos: gda

In ganz Deutschland haben gestern Mittag Klinikmitarbeiter für eine bessere Personalausstattung protestiert. In ganz Deutschland? Nein. Mitarbeiter des Zweibrücker Nardini-Klinikums beteiligten sich nicht an der Aktion, bei der um punkt 13 Uhr symbolisch Schilder für bundesweit 162 000 fehlende Stellen hochgehalten werden sollten.

Was war passiert? Ursprünglich habe sich die Mitarbeitervertretung (MAV) vom Nardini-Klinikum sehr wohl an der von der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi organisierten Aktion beteiligen wollen, sagte dessen Vorsitzende Karl Thoma gestern auf Merkur-Nachfrage. Die Vorbereitungen liefen bereits. Doch dann sei die MAV aus der Chefetage zurückgepfiffen worden: "Die Teilnahme wurde uns untersagt", so Thoma. Die Klinikleitung habe negative Auswirkungen für das Unternehmen befürchtet.

Für umso mehr Irritationen sorgten bei Thoma Äußerungen von Pflegedirektor Thomas Frank am Mittwoch im Merkur, dass die Klinikleitung sich nun doch beteiligen wolle. Die MAV sei entsprechend informiert worden, hieß es. Gestern erläuterte Frank das Vorgehen der Klinikleitung: "Wir machen alles in enger Abstimmung." Man habe abwarten wollen, wie sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) positioniert. Die stimmte Verdi jetzt in einer Pressemitteilung zu: "Krankenhäuser brauchen mehr Personal und gesicherte Personalfinanzierung". Somit habe die Klinikleitung grünes Licht für die Protestaktion gegeben - und zwar "nicht erst heute", wie Frank betonte. Man unterstütze den Einsatz natürlich. Die von der Politik vorgesehene Krankenhausreform müsse als Ganzes verändert werden, weil sie die Finanzierung von ausreichend Personal noch weiter erschwere.

Doch Fakt ist: Die MAV des Nardini stellte so kurzfristig nichts mehr auf die Beine. Stattdessen postierten sich einige Verdi-Mitglieder von der Homburger Uniklinik und hielten nach ihrer eigenen Protestaktion auch vorm Zweibrücker Nardini Schilder mit Nummern hoch. Man habe sich kurzerhand zu der Aktion entschlossen, nachdem man erfahren habe, dass das Nardini-Klinikum die Aktion untersagt habe, sagte der Vertrauensleutesprecher der Verdi-Betriebsgruppe der Uniklinik, Frank Murer. "Sehr ungeschickt" nannte er das Verhalten der Zweibrücker Klinik-Leitung. "Die Aktion ist rein politisch gedacht", betonte er. Sie richte sich nicht gegen die Klinikleitungen, sondern gegen politische Entscheidungen. Verdi fordert vom Gesetzgeber "eine verbindliche und am Bedarf orientierte Personalbemessung".

Am Evangelischen Krankenhaus beteiligten sich 85 Mitarbeiter an der von der dortigen MAV organisierten Protestaktion. "Steter Tropfen höhlt den Stein", sagte die MAV-Vorsitzende Silvia Bezold. Sie hofft auf ein Umdenken der Politik. Seit Jahren würden Tarifsteigerungen vom Gesetzgeber nicht refinanziert. Die Folge seien immer mehr Personalengpässe. "Der Patient merkt das als Erstes im Bereich der Pflege." Aber auch in anderen Bereichen gebe es Personalmangel.

Meinung:

Mund verbieten ist falscher Weg

Von Merkur-RedakteurGerrit Dauelsberg

Der gestrige Tag war kein Ruhmesblatt für das Nardini-Klinikum. Bundesweit protestieren Krankenhaus-Beschäftigte mit einer kurzen Aktion gegen Personalmangel - nur nicht an der Zweibrücker Kaiserstraße. Hier mussten allen Ernstes Beschäftigte aus der Homburger Uniklinik kommen, um für die Nardini-Beschäftigten Flagge zu zeigen. Sollte es stimmen, dass die Klinikleitung die Aktion lange Zeit untersagt hat, wäre das mehr als peinlich. Auch wenn es sicher sinnvoll ist, sich mit anderen Krankenhausträgern beim Umgang mit der Krankenhausreform abzustimmen: Seinen Mitarbeitern bei nachvollziehbaren Forderungen den Mund zu verbieten, ist sicher der falsche Weg.

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