Historischer Tiefststand in Prognos-Studie Zweibrücken stürzt im Zukunftsatlas ab

Zweibrücken/Südwestpfalz · In Prognos-Rangliste liegt die Stadt nur noch auf Platz 335 von 400. Beide Nachbarn sind besser – einer davon deutlich.

 Am besten schneidet Zweibrücken im Bereich „Wettbewerb & Innovation“ ab (Symbolbild: Kreuzberg-Campus).

Am besten schneidet Zweibrücken im Bereich „Wettbewerb & Innovation“ ab (Symbolbild: Kreuzberg-Campus).

Foto: Lutz Fröhlich

Die Zukunft Zweibrückens sah noch nie so schlecht aus wie heute. Das zumindest legt die Ausgabe 2022 des renommierten „Prognos-Zukunftsatlas“ nahe, den die Prognos AG seit 2004 alle drei Jahre veröffentlicht. Denn in der Gesamt-Bewertung der aus insgesamt 29 Kennziffern ermittelten „Zukunftschancen“ erreicht Zweibrücken unter den (bundesweit derzeit 400) kreisfreien Städten und Landkreisen nur noch Rang 335.

Das ist die bislang schlechteste Platzierung. In den Vorjahren lag Zweibrücken auf: 2019 Rang 230, 2016 317, 2013 291, 2010 war die beste Platzierung mit 50, 2007 200 und 2004 Rang 102.

Zukunftsatlas: Wie für Standort-Wettbewerb gerüstet?

Das an der Universität Basel gegründete Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos schreibt zu dem Zweck des Zukunftsatlas: „Deutschlands Regionen befinden sich im Standortwettbewerb – in einer (Welt-)Wirtschaft, die sich gleich in mehreren Bereichen dynamisch transformiert. Wie gut sind die einzelnen Kreise und Städte für die aktuellen und zukünftigen Wachstums- und Veränderungsprozesse gerüstet? Wie sind sie beispielsweise aufgestellt mit Blick auf die notwendigen Fachkräfte, auf zukunftsträchtige Arbeitsplätze, auf vielversprechende Unternehmen, die es braucht, um im Wettbewerb zu bestehen?“

Auf der „Handelsblatt“-Homepage sind auf einer interaktiven Deutschland-Karte die Zukunftsatlas-Ergebnisse für alle 400 Gebiete abrufbar, auch aufgeteilt auf die vier plus zwei von Prognos analysierten Kategorien. Die beste thematische Platzierung gelingt Zweibrücken mit Rang 226 in der Kategorie „Wettbewerb & Innovation“ (darunter fallen unter anderem Daten zu Bruttoinlandsprodukt je Beschäftigtem, Gründungsintensität und Beschäftigte in Zukunftsbranchen). Seinen zweitbesten Rang (274) hat Zweibrücken bei „Demografie“ (u. a. Bevölkerungsentwicklung und Zahl junger Erwachsener), ganz knapp gefolgt von „Arbeitsmarkt“ (u. a. Arbeitslosenquote, Akademiker-Anteil und unbesetzte Ausbildungsstellen) mit 277. Ziemlich weit am Tabellenende mit Rang 377 landet Zweibrücken dagegen bei „Wohlstand & soziale Lage“ (hier fließen u. a. in Bedarfsgemeinschaften lebende Personen, Kaufkraft und kommunale Schuldenlast ein).

Hinzu kommen die zwei diese thematischen Bereiche übergreifenden Kategorien: „Stärke“ (erfasst den Ist-Zustand, wird doppelt gewichtet) und „Dynamik“ (erfasst Entwicklung im Zeitverlauf). Beide Platzierungen sind für Zweibrücken unbefriedigend: Stärke auf Rang 311, Dynamik Rang 319.

So schneiden Südwestpfalz, Pirmasens und Saarpfalz ab

Etwas besser als Zweibrücken bewertet der Zukunftsatlas 2022 den benachbarten Landkreis Südwestpfalz. Er kommt insgesamt auf Platz 324. Deutlich besser schneidet die Südwestpfalz in der Kategorie „Wohlstand & soziale Lage“ ab (Rang 124), deutlich besser ist sie auch bei der „Dynamik“ (260.). Deutlich abgehängt im Vergleich mit Zweibrücken ist die Südwestpfalz dagegen beim „Arbeitsmarkt“ (366.)

Die westlichen Nachbarn Zweibrückens dagegen sieht der Zukunftsatlas deutlich besser aufgestellt: Der Saarpfalz-Kreis steht insgesamt auf Platz 133 und glänzt besonders bei „Arbeitsmarkt“ (66.) und „Wettbewerb & Innovation“ (90.). Schlechter als Zweibrücken ist die Saarpfalz nur bei „Demografie“ mit Rang 356.

Trotz seines Absturzes hat Zweibrücken nicht die rote Laterne in der Region. Die nämlich trägt Pirmasens mit Platz 397 von 400.

Die Prognos AG setzt allerdings eine Fußnote, wonach man die einzelnen Platzierungen nicht überbewerten solle: „Die Zukunftsindexwerte mancher Regionen liegen dicht beieinander, insbesondere im Mittelfeld. Ein Abstand von 20 oder 30 Plätzen bedeutet daher nicht unbedingt, dass sich die Regionen in ihren Zukunftsrisiken und -chancen gravierend unterscheiden. Dementsprechend muss es auch keine erhebliche Verschlechterung (oder Verbesserung) bedeuten, wenn eine Region gegenüber älteren Ausgaben des Zukunftsatlas einige Plätze im Ranking verliert (oder gewinnt).“

Um die Zukunftsfähigkeit auf einen Blick einordnen zu können, hat Prognos auf der interaktiven Deutschlandkarte die 400 Gebiete in acht Zukunftsklassen eingeteilt, von Klasse 1 mit „besten Chancen“ bis Klasse 8 mit „sehr hohen Risiken“. Hier landen die Saarpfalz in Klasse 4 „leichte Chancen“, die Südwestpfalz und Zweibrücken in Klasse 6 „leichte Risiken“ und Pirmasens in der schlechtesten Klasse 8.

Wer steht ganz oben, wer ganz unten?

Welche Daten werden im Zukunftsatlas verwendet? Hierzu schreibt Prognos: „Die Daten stammen aus zahlreichen offiziellen Quellen, zum Beispiel aus Statistiken des Bundes und der Länder, der Bundesagentur für Arbeit, der polizeilichen Kriminalstatistik, der Wissenschaftsstatistik des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft e. V. oder dem IAB/ZEW-Gründungspanel.“

Besonders viele Großstädte und (bei guter Vernetzung) ihr Umland schneiden im Zukunftsatlas 2022 gut ab. Insgesamt ganz oben steht der Landkreis München, gefolgt von den Städten Erlangen und München. Schlusslicht ist der Landkreis Mansfeld-Südharz. Am zukunftsfähigsten in Rheinland-Pfalz ist der Kreis Mainz-Bingen auf Rang 32.

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