Neuer Rechtsstreit in angestrebter privater „Himmelsberg Fachklinik“ Helexier erteilt Chefarzt Hausverbot

Zweibrücken · Erbitterte Querelen mit dem ersten Ärztlichen Direktor und das Ringen um die behördliche Genehmigung für die stationäre Aufnahme von Patienten beschäftigen die neue private „Himmelsberg Fachklinik“ im Gebäude des ehemaligen Evangelischen Krankenhauses in Zweibrücken.

Renoviert und bezugsfertig, aber mangels Genehmigung noch nicht beziehbar: ein Patientenzimmer in der neuen „Himmelsberg Fachklinik“ im am 30. September 2016 geschlossenen Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken.

Renoviert und bezugsfertig, aber mangels Genehmigung noch nicht beziehbar: ein Patientenzimmer in der neuen „Himmelsberg Fachklinik“ im am 30. September 2016 geschlossenen Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken.

Foto: Rainer Ulm

Höllisches Hickhack an der „Himmelsberg Fachklinik“: Die Heltersberger Helexier GmbH, Betreiberin der Einrichtung, verliert langsam die Geduld. Denn die Zweibrücker Stadtverwaltung hat die für den Betrieb von Privatkliniken laut deutscher Gewerbeordnung erforderliche Konzession immer noch nicht ausgestellt. Schließlich können ohne diese Genehmigung die aufwändig hergerichteten Patientenzimmer nicht belegt werden. Begleitet wird das zähe Ringen um eben diese Konzession von heftigen Personal-Querelen.

Mit Schreiben vom 29. März (eine Kopie liegt unserer Zeitung vor) wurde dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt Kardiologie der „Himmelsberg Fachklinik“, Dr. Thomas Doerr, „mit sofortiger Wirkung Hausverbot zu sämtlichen Räumlichkeiten in der Oberen Himmelsbergstraße 38 in 66482 Zweibrücken“ erteilt, wie es in dem Dokument heißt. Im Falle, dass sich Doerr diesem Hausverbot „widersetzen“ sollte, „müssen wir umgehend die Polizei hinzuziehen“, droht Helexier-Geschäftsführer Alexander Jüllig in dem Schreiben an.

Zur Begründung des Hausverbots – über das der Pfälzische Merkur zunächst von Informanten erfahren hatte – lässt Geschäftsführer Jüllig auf Nachfrage schriftlich mitteilen: „Aufgrund mehrfach nicht duldbaren Verhaltens des Herrn Thomas Doerr gegenüber den Ärzten des Hauses sowie gegenüber der Geschäftsleitung wird auf Anraten unseres Rechtsbeistandes nun Strafantrag gegen Herrn Thomas Doerr (gestellt). In diesem Zusammenhang wurde am 30.03.2021 ein Hausverbot gegen Herrn Thomas Doerr durchgesetzt.“ Allerdings könne Doerr persönliche und in seinem „Eigentum befindliche Gegenstände“ abholen – nach Terminvereinbarung und „nur unter Aufsicht“, heißt es.

Rechtsbeistand von Helexier ist der Saarbrücker Fachanwalt für Medizinrecht Hermann Comtesse. Er präzisiert am Samstag gegenüber unserer Zeitung, seine Mandantschaft strebe im Fall Doerr eine Strafanzeige wegen mehrfacher Verleumdung an.

Bereits am 13. März hatte Helexier auf Facebook über einen Wechsel auf der Position des Ärztlichen Direktors informiert (wir berichteten): „Da die Geriatrie eine zentrale Säule unseres Hauses werden soll, haben wir mit den uns beratenden Ärzten entschieden, Herrn Dr. med. Rainer Scheel hierfür zu ernennen. Auch hat Herr Dr. Scheel die entsprechende klinische Erfahrung. Er hat Herrn Dr. med. Thomas Doerr abgelöst, welcher bisher lediglich kommissarisch übernommen hatte und noch nicht urkundlich dafür ernannt wurde.“ Eine Entscheidung, die Doerr lediglich über Facebook erfahren haben will und wohl die Situation eskalieren ließ.

Zwei Wochen später folgte das Hausverbot, wogegen der Kardiologe nun juristisch vorgeht, wie er gegenüber unserer Zeitung ankündigt. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, weshalb er einen Anwalt beauftragt habe, „gerichtlich gegen die Sache“ vorzugehen, sagte der 59-jährige Arzt am Samstag. Was wohl mindestens auf einen Antrag für eine einstweilige Verfügung auf Rücknahme des Hausverbots hinauslaufen dürfte.

„Am 30. März habe ich gegen 18 Uhr meinen letzten Patienten behandelt. Danach wurde mir der Schlüssel abgenommen“, erzählt Doerr. In der Praxis stünden seine medizinischen Geräte im Wert von 600 000 Euro, an die er nun nicht mehr herankomme. Das sei auch ein versicherungsrelevantes Problem. Zumal „jemand“ in seine fünf einstigen Praxisräume „eingedrungen“ sei – zwei Stunden nachdem er sie im Zuge des Hausverbots verlassen habe.

Doerr wirft Helexier vor, seinen „Chefarzt-Vertrag“ gebrochen zu haben, der auf „20 Jahre befristet“ sei – ohne jedoch bislang von dem „Fachklinik“-Betreiber gekündigt worden zu sein. In dem Vertrag sei ihm unter anderem zugesichert worden, dass er den Bereich Kardiologie exklusiv betreuen dürfe. Nun leite aber sein Nachfolger im Amt des Ärztlichen Direktors, der Geriater (Altersmediziner), Internist und Naturheilkundler Dr. Rainer Scheel, laut einem aktuellen, einem Steckbrief ähnelnden Aushang an der Pforte der „Himmelsberg Fachklinik“ das „Herz-, Gefäß- und Präventionszentrum“ der medizinischen Einrichtung.

Doerr bezweifelt zudem die Kardiologie-Kompetenz Scheels, der, wie er flapsig anmerkt, „mit Kräuterquark Gehirnzellen aktiviert“.

Scheel war vor zwei Jahren als renommierter Chefarzt der Klinik für Geriatrie der SHG-Kliniken auf dem Saarbrücker Sonnenberg nach über dreißig Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Geriater und Internist hatte im Februar bei der Vorstellung seines Leistungsspektrums in der „Himmelsberg Fachklinik“ lediglich das Arbeitsfeld „Prävention und Therapie von Alterserkrankungen mit Schwerpunkt Gedächtniserkrankungen“ angegeben. Er kündigte seinerzeit an, Menschen helfen zu wollen, im Alter fit zu werden oder zu bleiben – und zwar „übers Pillenverschreiben hinaus“ (wir berichteten). Von Kardiologie war damals nur bei Doerr die Rede gewesen, nicht aber bei Scheel.

Inzwischen bemüht sich der von Helexier beauftragte Rechtsanwalt Comtesse darum, den nach seinen Angaben einzig noch fehlenden Prüfnachweis für das Hygienekonzept der Privatklinik herbeizuschaffen. Deshalb will er in dieser Woche beim Gesundheitsamt des Landkreises Südwestpfalz in Pirmasens vorstellig werden (das die Zweibrücker Stadtverwaltung um eine Stellungnahme gebeten hatte).

Ansonsten, so behauptet Comtesse, lägen inzwischen alle Unterlagen vollständig und zur Prüfung bei der Zweibrücker Stadtverwaltung vor, weshalb einer baldigen Genehmigung nichts im Wege stehe. Jüngst fehlten laut Angaben der Stadt (vom 26. März) – neben dem Hygienekonzept mit Prüfvermerk des Gesundheitsamtes – Baugenehmigungen, das Brandschutzkonzept mit Prüfvermerk und ausführliche Beschreibung der vorgesehenen Privatklinikleistungen (wir berichteten).

Ende dieser Woche, verspricht Comtesse, werde wohl klar sein, wie es weitergeht. Bis dahin dürfte sich auch in der Personalie Doerr etwas getan haben.

Der Kardiologe Dr. Thomas Doerr Mitte Februar in der „Himmelsberg Fachklinik“ – als sein Verhältnis mit der Helexier GmbH noch ungetrübt war.

Der Kardiologe Dr. Thomas Doerr Mitte Februar in der „Himmelsberg Fachklinik“ – als sein Verhältnis mit der Helexier GmbH noch ungetrübt war.

Foto: Rainer Ulm
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