Presl hofft, Konrad zürnt

Zweibrücken · Zwar hat eine Grünen-EU-Politikerin (Hiltrud Breyer) das EU-Verfahren gegen Zweibrücken ins Rollen gebracht. Doch der Grünen-Landtagsabgeordnete Fred Konrad kritisiert die Entscheidung aus Brüssel: Der Flughafen Zweibrücken sei deutlich wettbewerbsfähiger als Ensheim.

Der Zweibrücker Wahlkreis-Landtagsabgeordnete Fritz Presl (SPD ) kritisiert: "Sicherheit, Größe der Landebahn und die damit verbundenen Zukunftsmöglichkeiten interessieren die EU leider überhaupt nicht." Presl sieht aber auch einen Lichtblick: "Die Insolvenz kann eine Chance sein für einen möglichen Investor und privaten Betreiber! Denn: Der Flughafen ist ja da, er wird nicht abgerissen! In Zweibrücken kann damit ein neuer ,Flughafen-Start' eingeleitet werden, insoweit kann sich die aktuelle Situation mit der wahrscheinlichen Insolvenz auch positiv auf die weitere Entwicklung auswirken!"

Der Käshofer Grünen-Landtagsabgeordnete Fred Konrad erinnert zwar daran, dass die Grünen immer gesagt hätten, dass eine dünn besiedelte Region wie Pfalz-Saarland keine zwei Flughäfen braucht. Die Sektkorken knallen bei Konrad nun aber nicht - im Gegenteil. Er kritisiert die Entscheidung aus Brüssel scharf: "Es ist eine äußerst dünne Argumentation, wenn ausgerechnet der EU-Wettbewerbskommissar dem Flughafen Saarbrücken den Vorzug gibt, weil der schon länger da ist - aber nicht schaut, welcher Flughafen die besseren Aussichten hat, ohne Beihilfen betriebswirtschaftlich im Wettbewerb zu bestehen, insbesondere aufgrund seiner Verkehrs-Infrastruktur." Konrad prophezeit, dass der Flughafen Saarbrücken auch ohne die Konkurrenz aus Zweibrücken in zehn Jahren erhebliche Probleme bekommen werde. Konrad fragt außerdem: "Was passiert mit den Subventionen für den Flughafen Zweibrücken , die das Infrastrukturministerium künftig einspart? Das Geld darf nicht auf den Hahn fliegen - wir brauchen es in Zweibrücken für gezielte Wirtschaftsförderung!" Ziel müsse sein, "dass Zweibrücken ohne Flugverkehr in fünf Jahren besser da steht als ohne." Ist es überhaupt sinnvoll, einen kleinen Verkehrslandeplatz zu erhalten - oder ließe sich das Gelände für Unternehmensansiedlungen sinnvoller nutzen? Konrad: "Wir müssen prüfen: Welche Elemente des Vier-Säulen-Konversionskonzepts hängen am Flugbetrieb? Und dann müssen wir gegenrechnen, was das kosten würde, und ob die EU das akzeptiert."

Die Zweibrücker SPD-Ratsfraktionschefin Sabine Wilhelm fordert nun wenigstens "eine geordnete und sozialverträgliche Abwicklung des Flughafens". Die EU-Kommission stehe dem "kritisch, wenn nicht sogar ablehnend gegenüber". Wilhelm erinnert, dass die EU 20 Jahre lang das Zweibrücker Flugplatz-Konversionsgelände selbst mit rund 4,5 Millionen Euro gefördert habe: "Damit wurde bei allen Beteiligten ein Vertrauenstatbestand geschaffen. Die neuen EU-Flughafenleitlinien lassen diese Umstände völlig außen vor."

Der Zweibrücker CDU-Chef Christoph Gensch wirft der Landesregierung vor, sich jahrelang am Flughafen Zweibrücken "nur halbherzig engagiert" zu haben: "Aktive Entwicklung oder Gestaltung des Flughafens seitens der Landesregierung findet nicht statt. Man bekundet verbal den Willen zum Erhalt des Flughafens und verweist bei Problemen auf das Saarland und die EU-Kommission. Deutlich aktiver zeigt man sich bei der Entwicklung des Flughafens Hahn. Zweibrücken mit den unter objektiven Kriterien besten Perspektiven der Region wird vernachlässigt." Nun könne man auch die Kooperation mit Saarbrücken ad acta legen: Es gebe für das Saarland "keine Notwendigkeit, sich mit einem Partner zu einigen, der bald nicht mehr da ist."

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