Polizeijob als Zukunftstraum

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute ist es Sami Keyse Ahmed aus Somalia.

 Sami Keyse Ahmed mit der 19-monatigen Asma. Foto: Reimertshofer

Sami Keyse Ahmed mit der 19-monatigen Asma. Foto: Reimertshofer

Foto: Reimertshofer

Der 21-jährige Sami Keyse Ahmed schaut auf den Kalender an der Wand in der Küche, um genau die Tage abzuzählen, die er bereits mit seiner Frau Mona in Zweibrücken lebt. Tag der Ankunft war der 19. September 2013. Doch seinen Bescheid vom zuständigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Trier zu seinem Aufenthaltsstatus hat Sami Keyse auch bis heute immer noch nicht erhalten. Mithilfe eines Anwaltes erhielt er vergangenen April endlich seinen Anhörungstermin mit der Ansage, innerhalb von drei Monaten bekäme er Nachricht, doch es sind schon wieder fast sechs Monate ohne Sicherheit vergangen. Inzwischen hat sich die Familie vergrößert mit zwei Mädchen, der 19-monatigen Asma und der kleinen Marian, gerade einen Monat alt. Beide Mädchen sind im Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken zur Welt gekommen. "Bei uns ist es üblich, früh zu heiraten, so ab 16, und wenn es soweit ist, beginnt die Suche nach einer geeigneten Frau und man macht eine Heiratsanfrage. Bei uns beiden war es Liebe und zum Glück gab es auch keine Probleme mit der Stammeszugehörigkeit." Sami Keyse stammt aus der Stadt Buulobarde im Südwesten des vom langjährigen Bürgerkrieg zerstörten Somalia, in dem sich in militärischen Auseinandersetzungen Islamisten, Kriegsherren, Clans und Milizen der Regierung gegenseitig bekämpfen. Seine drei Brüder und die beiden Schwestern leben noch in Somalia. Nach acht Jahren Grundschule schlägt sich der junge Mann mit Gelegenheitsarbeiten durch, doch die zunehmenden Kampfhandlungen zwingen ihn, wie viele seiner Landsleute, ihr Glück in Libyen zu versuchen. "Dort ist die Ausbeutung schrecklich, man schuftet auf Tomatenplantagen oder wäscht die Autos für die Reichen und dann gibt es keinen Lohn sondern manchmal sogar Prügel." Er wird wegen illegalen Aufenthalts in Libyen neun Monate lang inhaftiert, seine Frau verbringt vier Monate im Gefängnis. Nach der Entlassung aus der Haft gibt es für die beiden keinen anderen Ausweg als zu warten, bis sie einen Platz auf einem der kleinen Schlauchboote der Schlepper über das Mittelmeer erwischen konnten. Über Sizilien geht es weiter nach Deutschland, wo das junge Paar sich endlich in Sicherheit fühlt.

Im Heimatland tobt der Krieg weiter, das Staatswesen ist zerfallen und die Unsicherheit über die Zukunft geht weiter. In Zweibrücken fühlt sich die Familie wohl, "das Leben ist gut hier, viele gute Freunde und Menschen, die sich um uns kümmern". Sami Keyse besucht fleißig den Deutschkurs des Zweibrücker Migrationsbeirats und wird auch von einer Ehrenamtlichen des Patennetzwerks beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt. Außer seiner somalischen Muttersprache spricht er gut Englisch, Arabisch, bald auch Deutsch, und sein Zukunftstraum, wenn dies möglich sein könnte, wäre es, Polizist in Deutschland zu werden.

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