„Pokémon“-Jäger halten Polizei auf Trab

Mainz · Die Jagd nach virtuellen Monstern ist meistens lustig, kann allerdings auch Mitmenschen und Polizei nerven. Längst häufen sich die Zwischenfälle mit dem Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ in Rheinland-Pfalz.

 Dem einen macht's Spaß, den anderen treibt's zur Weißglut: „Pokémon Go“. Foto: Steffen/dpa

Dem einen macht's Spaß, den anderen treibt's zur Weißglut: „Pokémon Go“. Foto: Steffen/dpa

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Sie sind goldig und wollen gefangen werden: kleine virtuelle "Pokémon"-Monster. Der weltweite Hype hält auch in Rheinland-Pfalz an - und die Polizei auf Trab. Immer wieder lösen "Pokémon"-Jäger - gebannt auf ihr Handy starrend - Wirbel aus. Das Smartphone-Spiel mit Einsatz der Handykamera sorgt aber auch für neue Geschäftsideen.

Pokémon-Taxi: Der 29-jährige Taxifahrer Marcel Klingbiehl aus dem pfälzischen Ramstein-Miesenbach kutschiert am Wochenende junge Jäger dorthin, wo sich besonders viele "Pokémon"-Monster herumtreiben. Auch das Ambiente im Taxi passt mit Plüschtieren, Figuren, Schildern und einem als die Spielfigur Pikachu verkleideten Jung-Chauffeur, wie sein Vater Rainer Klingbiehl erklärt. Zuvor hat die Ludwigshafener Zeitung "Rheinpfalz" über das spezielle Taxi berichtet.

Polizei : "Wir hatten schon einige Vorfälle, wo ‚Pokémon-Go'-Spieler auch uns behindert haben", heißt es bei der Polizei in Kaiserslautern. Ein Mainzer Polizeisprecher sagt: "Zwischenfälle mit ‚Pokémon Go' können viele Einsatzkräfte binden. Das ist so wie früher mit den großen Facebook-Partys ."

Landeskriminalamt: Das Landeskriminalamt (LKA) in Mainz warnt "Pokémon"-Jäger davor, Bahngleise, Autobahnen und Truppenübungsplätze zu betreten: "Kein digitales Tierchen ist es wert, dass man sich in Gefahrensituationen bringt."

Weißer Ring: Der Weiße Ring, eine bundesweite Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität mit Hauptsitz in Mainz , warnt ebenfalls: "Kriminelle können unaufmerksamen Spielern, die sich bei der Suche nach Pokémons in dunkle oder verlassene Gegenden begeben, auflauern, sie bedrohen und ihnen die Wertsachen rauben."

Körperverletzung: In Kaiserslautern schlägt ein betrunkener 19-Jähriger ein zwei Jahre jüngeres Mädchen, weil es keine Zigaretten herausrückt. Er stößt das Opfer zu Boden, die Polizei kommt, lässt Handschellen klicken, ein Kumpel will das verhindern - und während des Einsatzes müssen die Beamten auch mit "Pokémon"-Fans kämpfen, die in Scharen unbeeindruckt durch die Szenerie drängen.

Fahrrad-Unfall: Ein Mann und eine Frau stoßen radelnd im pfälzischen Frankenthal zusammen. Der Mann bleibt im Sattel und flieht, nachdem er laut Polizei wohl mit seinem Handy virtuelle Monster gejagt und die entgegen kommende Radfahrerin übersehen hat. Diese stürzt und verletzt sich an Schulter und im Gesicht.

Jagd mit Auto: Ein anderer "Pokémon"-Jäger kann mehr Tempo aufnehmen: Im pfälzischen Bellheim verfolgt er mit seinem Auto die digitalen Figuren - und gerät in eine Polizeikontrolle. "Da der 26-Jährige den Führerschein auf Probe besitzt, muss er nun zur Nachschulung", teilt die Polizei mit.

Hausfriedensbruch: In den Adler- und Wolfspark in Pelm in der Vulkaneifel dringen "Pokémon"-Spieler frühmorgens ein, indem sie einfach über den Zaun klettern. Die Folge: Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs.

Wissenschaft: Bastian Krayer, Computervisualist an der Universität Koblenz-Landau , erklärt den Hype um "Pokémon Go" mit der Mischung aus putzigen Monsterchen, einem sehr einfachen Spielprinzip und der fantasiereichen Erweiterung der Wirklichkeit (Augmented Reality). Ähnliche Aktivitäten wie zum Beispiel Geocaching mit eher alltäglichen Suchobjekten seien weniger reizvoll.

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