Umstrittenes Bauprojekt Planentwurf für Villa Schwinn-Gelände aufgetaucht

Zweibrücken · Bisher wurde nach Angaben der Stadt allerdings noch kein Bauantrag eingereicht.

 In dem Planentwurf für das Areal der Villa Schwinn beginnt praktisch auf Höhe des linken Torpfeilers die Reihe der Neubauten.

In dem Planentwurf für das Areal der Villa Schwinn beginnt praktisch auf Höhe des linken Torpfeilers die Reihe der Neubauten.

Foto: Lutz Fröhlich

Am vergangenen Samstag kurz vor 23 Uhr wurde das Titelbild der frei zugänglichen Facebook-Gruppe „Mein Zweibrücken und darüber hinaus“ aktualisiert. Zu sehen ist dort seither eine Visualisierung mit einem markanten alten Haus in orange, umgeben von vier weißen, dreistöckigen Gebäuden mit begrünten Flachdächern und Parkflächen dazwischen. Das Bild, das wir aus rechtlichen Gründen nicht zeigen dürfen, stammt von der Internetseite eines saarländischen Planungsbüros und zeigt einen Entwurf für das Umfeld der Villa Schwinn. Die Erläuterung daneben lautet „Wohnanlage in Zweibrücken für jung und alt mit 86 Wohneinheiten und Tiefgarage unter Beachtung der unter Denkmalschutz stehenden Villa Schwinn ( zZt im Genehmigungsverfahren)“. Die bisher 16 Kommentare zum Foto sind in der Tendenz eher kritisch:

„Finde die Häuser zu hoch, zu eng und 1 weniger, wäre auch besser! So erstickt die herrliche Villa Schwinn“, lautet einer.

Oberbürgermeister und Baudezernent Marold Wosnitza (SPD) wollte den Entwurf auf Merkur-Anfrage nicht kommentieren. Denn bislang sei kein Bauantrag eingereicht worden: „Wir können erst dann etwas prüfen, wenn es uns vorliegt.“ Zumal die Stadt nicht wisse, ob die auf der Homepage des Planungsbüros veröffentlichte Visualisierung der letzte Stand sei oder noch verändert werde.

Wosnitza bestätigte aber, dass vor etwa einem Jahr eine Bauvoranfrage für das Villa-Schwinn-Gelände eingereicht worden sei. Mit dieser Visualisierung? „In ähnlicher Form.“ Seitdem habe es aber viele Gespräche gegeben, man habe auch zum Denkmalschutz Hinweise gegeben  (wir berichteten).

Bislang war die öffentliche Diskussion in Zweibrücken beim Denkmalschutz am stärksten darauf fokussiert, ob die Remise (alte Fahrzeughalle) der Villa Schwinn abgerissen werden darf oder nicht.

Würde die auf der Homepage verbildlichte Planung als Bauantrag eingereicht – hätte sie überhaupt Aussicht auf Genehmigung – oder wäre dies für die (beim Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken angedockte) untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Zweibrücken ausgeschlossen? Auch auf diese Frage antwortet Wosnitza, man müsse zur Prüfung einen Bauantrag abwarten – zumal die Visualisierung nur eine Perspektive zeige und bei Bauvorhaben immer auch weitere Details wichtig seien. Und als Oberbürgermeister äußere er grundsätzlich keine Meinung zu Bauvorhaben, zumal dies auch aus rechtlichen Gründen problematisch sein könne.

Ein Bebauungsplan-Verfahren sei für das Villa-Schwinn-Gelände nicht erforderlich, da hier „im Zusammenhang einer bebauten Ortslage“ gebaut werden solle, ergänzte auf Merkur-Nachfrage  Stadtsprecher Jens John unter Berufung auf Paragraph 34 Baugesetzbuch. Darin heißt es: „ Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.“ Weiter heißt es in dem Paragraphen: „Vom Erfordernis des Einfügens in die Eigenart der näheren Umgebung (…) kann im Einzelfall abgewichen werden, wenn die Abweichung (…) städtebaulich vertretbar ist und auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist“.

Die Frage, ob sich die geplanten Neubauten neben „in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen“, dürfte allerdings wohl noch für Diskussionen in Zweibrücken sorgen. Von der Internetseite desBüros, das sich zu den Plänen für die  Villa Schwinn zu diesem Zeitpunkt nicht äußern wollte, wurde das Projekt übrigens am Dienstag entfernt.

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