Pirmann sauer über Kritik an Fußgängerzone

Zweibrücken · Es sei wenig hilfreich, „Ideologien auszuleben“, entgegnete Oberbürgermeister Pirmann im Stadtrat Kritik daran, dass der Blindenstreifen in der Fußgängerzone schwer nutzbar sei. Der Sehbehinderten-Verband macht einen einfachen Lösungsvorschlag, der nichts kostet.

 Pflanzen wuchern über den Blindenstreifen, Sachen stehen im Weg: So sieht es in der Fußgängerzone an mehreren Stellen aus. Foto: lf

Pflanzen wuchern über den Blindenstreifen, Sachen stehen im Weg: So sieht es in der Fußgängerzone an mehreren Stellen aus. Foto: lf

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Im Zweibrücker Stadtrat hat es am Mittwochabend ein heftiges Wortduell zur Behindertenfreundlichkeit der 2013 neu gestalteten Fußgängerzone gegeben. Gerhard Burkei (Linke) fragte, ob der Behindertenbeauftragte in die Planung des Blindenstreifens einbezogen worden sei, und wozu die Stadt dann einen Behindertenbeauftragten habe. Burkei: "Gerd Kaufeld hätte sagen können, dass man in die Nähe des Blindenstreifens keine Laternenständer, Plakate oder Pflanzkübel stellt! Hat ein Mitglied der Verwaltung mal versucht, auf dem Blindenstreifen durch die Fußgängerzone zu laufen? Da stößt man überall an!" Burkei forderte Kontrollen des Ordnungsamts und Bußgelder, wenn Einzelhändler die beiden Streifen zustellen.

Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) reagierte empört: "Es ist schlicht und einfach nicht wahr, wenn der Behindertenbeauftragte Ihnen erklärt hat, er sei nicht beteiligt gewesen." Er sei auch "nicht gewillt, Ordnungsgelder zu verhängen". Denn dass Zweibrücken anders als die meisten Nachbarstädte "keine Leerstände hat, liegt auch am Umgang miteinander". Wenn der eine oder andere "seine Ideologien auslebt", sei dies wenig hilfreich.

Was sagen direkt Betroffene zu den Blindenstreifen? Der Pfälzische Merkur fragte beim Blinden- und Sehbehindertenbund Pfalz nach - der im Frühjahr einen Ortstermin in der Fußgängerzone hatte. Hauptamtliche Mitarbeiterin Eva Schaubel: "Die Laternen sind nicht das Problem, die sind mit dem Blindenstock gut zu erkennen. Aber Geschäfte, die ohne Rücksicht Sachen auf den Blindenstreifen stellen, und Pflanzkübel sind das Problem." Vorstandsmitglied Christian Bachmann läuft noch öfter durch die Fußgängerzone - er ist nämlich Zweibrücker: "Da steht wirklich einiges im Weg, das hat auch unser Vorsitzender Wilhelm Lickteig gegenüber der Stadt moniert", bestätigt der Blinde Schaubels Darstellung. Lickteig findet die Fußgängerzonen-Neugestaltung hinsichtlich der Behindertenfreundlichkeit "grundsätzlich sinnvoll, denn vorher wurden Sehbehinderte in der Mitte durch die Regenrinne geleitet und wussten gar nicht, welche Geschäfte links und rechts sind". Nachdem sich aber die schon anfangs gehegte Befürchtung, der Blindenstreifen könne zugestellt werden, bewahrheitet habe, habe ihm "im Frühjahr der Marktmeister zugesagt, dass die Stadt das regelmäßig kontrolliert".

Doch auch gestern standen über ein Dutzend Sachen am oder sogar direkt auf dem Blindenstreifen, wie der Merkur feststellte. Einige Pflanzen wuchern aus den Kübeln über den Streifen - hier würde schon ein Schnitt mit der Astschere Abhilfe schaffen. Und Bürgermeister Rolf Franzen (CDU ) persönlich sorgte dafür, dass ein Fahrradständer vom Blindenstreifen knapp daneben verrückt wurde.

Kaufeld erfuhr gestern durch den Merkur-Anruf von dem Vorfall im Rat - und bat um Verständnis, dass für Presse-Auskünfte Stadtsprecher Heinz Braun zuständig sei.

Braun erklärte, Kaufeld sei "über die Planung der Fußgängerzone vom Oberbürgermeister informiert worden, er hat offensichtlich etwas andere Vorstellungen als die Planer gehabt". Die Stadt habe daraufhin bei einem Behindertenverband nachgefragt und auf dessen Anregung den Kontrast der Steine im Sehbehindertensteifen erhöht. Einen Marktmeister habe die Stadt gar nicht mehr. Wenn Ordnungsamts-Mitarbeiter durch die Stadt liefen, kontrollierten sie aber auch, dass der Blindenstreifen frei ist: "Die sind in der Tat manchmal zugestellt." Die Stadt werde es aber bei Hinweisen belassen und keine Strafen verhängen. Braun betonte, Pirmann habe Kaufeld im Rat keine Lüge unterstellt.

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