Pirmann: Nicht jedem Brüller in Sozialen Netzwerken nachlaufen

Zweibrücken · Der Abbau von Ängsten und Vorurteilen hat gestern Abend im Mittelpunkt eines Dialog-Abends des Fördervereins Jugendzentrum Zweibrücken in der Festhalle gestanden. Es handelte sich dabei um eine Veranstaltung im Rahmen der "Partnerschaft für Demokratie Zweibrücken " des Bundesprogramms "Demokratie leben".

Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) berichtete unter anderem über die Situation der Flüchtlinge in der Rosenstadt. "Wir haben einen hohen Toleranzgrad in diesem Bereich", so der Eindruck des Rathaushaus chefs. Er erinnerte an sein Angebot im Oktober, wonach jeder anrufen könne, falls er im Bezug auf die Flüchtlinge Sorgen hat: "Bisher waren es nicht mehr als 20 Telefonate." Dabei hätte aber kaum die Situation in Zweibrücken , als vielmehr der IS eine Rolle gespielt.

"Ich weiß auch nicht, wovor man Angst haben sollte", so die freie Journalistin Sabine Blatt. Die Leute würden sich selbst unsicher fühlen und seien deshalb auch froh, wenn sie angelächelt werden: "Dann reagieren sie ganz entspannt." David Betz, ebenfalls Journalist, will das Verhalten einiger Deutscher nicht als Sorgen und Ängste sehen, sondern bezeichnet es als Vorurteile und Intoleranz. Es fehle schlicht das Wissen und der Wille, sich zu informieren. "Das darf die Gesellschaft nicht akzeptieren", fordert Betz, der auch auf Aussagen bei Facebook verweist. Es fehle den Schreibern einfach an Bildung: "Der Spruch ‚Nazis sind dumm' ist sehr plakativ, lässt sich aber belegen."

Laut Pirmann habe die Polizei auch nur einen einzigen Vorfall in Bezug auf die Flüchtlinge gemeldet: "Wir dürfen nicht den Brüllern in den Sozialen Netzwerken nachlaufen." Deutschland habe schon andere Flüchtlingswellen gemeistert: "Wir schaffen das."

Der Zweibrücker Musiker Joachim Schreiner befürchtet, dass kritischen Stimmen nicht mehr zugehört werde. Dabei meinte er die Unzufriedenen, die sich schon vor dem Zuzug der Flüchtlinge benachteiligt gefühlt hätten. Er unterstrich, dass er selbstverständlich für die Aufnahme und Versorgung der Menschen sei - doch müsse auch etwas für die anderen Armen getan werden. So kritisierte er unter anderen die ungerechte Verteilung des Vermögens in Deutschland.

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