Euroclassic II Verdammt nah am Original
Zweibrücken · Das saarländische Pink Floyd Project brachte die Musik der britischen Band originalgetreu auf die Bühne.
Würde heutzutage ein Konzert viel Zuspruch finden, bei dem ein Streichquartett eigene Kompositionen aufführt? Eher nicht. Spielt es dagegen Mozart und Beethoven, kann man mit einigen Zuhörern rechnen. So ähnlich ist das auch bei dem Pink Floyd Project: Das spielt, wie der Name schon sagt, die Musik von Pink Floyd möglichst originalgetreu nach. Die Musik der 1965 gegründeten englischen Band ist bis heute sehr populär.
In den diesjährigen Rahmen des Euroclassic-Festivals passte die Musik auch gut: „Westwärts“ lautet das aktuelle Motto, und England liegt ja nun im Westen. Dass aber die Festhalle deshalb bis auf den letzten Platz ausverkauft sein würde, war schon eine Überraschung. Es gastierte hier schließlich keine international tourende Tribute-Band, sondern das in St. Wendel ansässige und seit 2003 existierende Pink Floyd Project. Aber das tat der Qualität keinen Abbruch: Die einheimischen Hobbymusiker schafften es, ein authentisches Klangbild abzuliefern und die Zuschauer zu begeistern.
Die sphärischen Synthesizer bei „Shine on You Crazy Diamond“ klangen ebenso wie von der Platte wie der wummernde Bass von „One of These Days“ oder die vielen wunderbaren Soli, mit denen David Gilmour Meilensteine der Rockgeschichte gesetzt hatte. Leadgitarrist Uwe Sicks ging in der Detailgetreue sogar so weit, dass er eine Gibson-Gitarre beim Solo von „Another Brick in the Wall“ einsetzte: Das habe der Pink Floyd-Gitarrist ebenso gemacht, erklärte Sicks in der Pause, auch wenn man Gilmour sonst immer nur an einer Fender Stratocaster gesehen hatte.
An anderer Stelle setzte der Saarländer die Lap Steel-Gitarre ein, die im Sitzen gespielt wird und die unverzichtbar ist im Pink-Floyd-Kosmos. Außerdem machte es die Band sehr richtig, indem sie personell klotzte und nicht kleckerte: Neben Sicks standen acht weitere Musikerinnen und Musiker auf der Bühne. Auch die Licht- und Tontechnik, die von vier (!) Spezialisten bedient wurde, reichte ans Original heran. Da flirrten die Laserstrahlen durch die Festhalle, dass es eine Freude hatte.
Chef des Ganzen ist Sänger und Rhythmusgitarrist Frank Altpeter, den man auch von der saarländischen Szeneband Rescue the Anne kennt. 2003 gründete er das Projekt mit Keyboarder Karl-Heinz Luther und Gerhard Bleich (Saxofonist und Sänger). Altpeters Neffe Thomas Luther sitzt jetzt an einem von zwei Drumsets und bedient bei Bedarf eine akustische Gitarre: Sehr praktisch war das etwa bei „Wish You Were Here“, das eine gewisse Gitarrenfülle benötigt. Auch der zweite Schlagzeuger, Kai Kessler, kann Gitarre spielen – das zeigte er ganz am Ende des Konzerts. Bassist Andreas Mittermüller sang viele Parts voller Inbrunst mit, auch wenn ihm kein eigenes Mikrofon gegönnt wurde.
Dafür sorgten Jennifer Mittermüller und Sabine Simmet-Raber für die vollen Chöre. Und natürlich bekamen die beiden ihr Solo beim Song „The Great Gig in the Sky“, für das die Sängerin Clare Torry einst eine großartige Improvisation beisteuerte. Das Stück befindet sich auf dem legendären „The Dark Side of the Moon“-Album, das in Zweibrücken in voller Länge zu Gehör kam. Schließlich kam die LP vor 50 Jahren auf den Markt.
Ansonsten überraschte das Pink Floyd Project damit, dass es viel Material aus der Ära nach Roger Waters spielte – das werde vom Publikum oft gewünscht, sagte Altpeter in der Pause. Stimmlich passte es gut zu ihm, da sein Timbre mehr bei jenem von David Gilmour liegt. Einmal sagte der Frontmann, dass Pink Floyd ja sehr lange Stücke komponiert habe. Das liege ihm, da er auch gerne sehr lange spiele. Das Publikum jubelte da schon beglückt. Und konnte sich nach der kompletten „Dark Side of the Moon“ im zweiten Teil auf die Zugaben freuen. Die stammten alle vom Doppel-Album „The Wall“: Los ging es mit dem brachialen „In the Flesh“, bei dem Altpeter wie einst Pete Townsend mit dem Arm wedelte. „Ihr seid Wahnsinn!“, rief da jener Fan, der mit seiner Luftgitarre in der ersten Reihe auffiel. „Du auch“, gab Altpeter zurück. „Is There Anybody Out there?“ wurde anschließend gefragt, ehe mit „Confortably Numb“ eines der schönsten Pink Floyd-Stücke erklang. Aber das war auch noch nicht der endgültige Abschluss – Altpeter hatte ja versprochen, lange zu spielen. Und das tat die Band auch, zum frenetischen Jubel des Publikums. Erst mit „Run Like Hell“ schickte das Pink Floyd Project die Zuschauer nach Hause.