Pflege-Kabarett in Zweibrücken Altenpflege-Kabarett „Ihr Pflägerlein kommet“

Zweibrücken · Comedy mit sensiblem Thema: Ramona Schukraft als „Sybille Bullatschek“ in der Zweibrücker Festhalle.

 Sybille Bullatschek warf das „kleine gelbe Bällchen“ ins Publikum in der Festhalle und ließ Zuschauer ihre Namen sagen.

Sybille Bullatschek warf das „kleine gelbe Bällchen“ ins Publikum in der Festhalle und ließ Zuschauer ihre Namen sagen.

Foto: Nadine Lang

Das Thema Pflege im Alter ist eigentlich ein sehr sensibles Thema, sowohl aus emotionaler Sicht als auch im Hinblick beispielsweise auf politische Entscheidungen oder Pflegenotstände. Ramona Schukraft schafft es seit Jahren, zum Nachdenken anzuregen und gleichzeitig mit einer großen Portion Humor zu unterhalten. In ihrer Rolle als „Altenpflägerin“ Sybille Bullatschek war sie am Freitagabend mit dem Kabarett „Ihr Pflägerlein kommet“ in der Zweibrücker Festhalle zu Gast.

Nicht der erste Besuch in der Rosenstadt: Vor zwei Jahren war Schukraft schon einmal hier, doch dieses Mal hatte sie Weihnachten im Gepäck und jede Menge Geschichten aus dem Haus Sonnenuntergang, in dem Bullatschek mit Leib und Seele arbeitet. In diesem Haus, so die schwäbische Frohnatur, sei sie auch für das Unterhaltungsprogramm ihrer Schützlinge zuständig. Mit Hüpfburg und Bull-Riding sei so das Sommerfest gestaltet worden, bevor bereits im Juni mit den Weihnachtsvorbereitungen begangen worden sei. „Ich rate ab vom Krippenspiel“, erklärte sie todernst. Das sei nämlich jede Menge Arbeit und gar nicht so einfach, wenn der 94-jährige Bewohner Herr Kämmerer, der im hauseigenen Casting „Haus Sonnenuntergang sucht den Superjesus“ überzeugen konnte, so gut aussehe, dass alle Bewohnerinnen die Maria sein wollen. Fünf Marias traten im Haus Sonnenuntergang am Ende auf, ein übergewichtiges Jesuskind und sechs Heilige Könige, denn Bullatschek könne nun mal so schwer nein sagen.

Urkomisch waren die Erzählungen aus dem Seniorenhaus-Alltag, bei dem sich der Wohnbereichs-Flur in einen Weihnachtsmarkt verwandelte und die Zimmer der Bewohner als Buden fungierten, in denen alle ihre selbst hergestellten Weihnachtsgeschenke verkauften. Die „Gebisstäschle“ waren nur einer der Verkaufsschlager.

Trotz aller Komik schaffte Ramona Schukraft den spannenden Spagat, zwar das Leben im Pflegealltag auf die Schippe zu nehmen, allerdings ohne die Menschen im Alter zu verulken. Stattdessen war es eher Sybille Bullatschek, die mit ihrer herzlich naiven Art für Chaos und witzige Momente sorgte. Politische Spitzen durften nicht fehlen und so standen bei einem kleinen Jahresrückblick auch Themen wie die Erhöhung des Mindestlohnes auf dem Programm. „Die Pflegekräfte im Haus Sonnenuntergang konnten ihr Glück kaum fassen und kauften sich davon einen Lutscher“, erklärte Schukraft unter großem Applaus der Zuschauer. Die kamen auch sonst auf ihre Kosten, durften sie doch ebenfalls das „kleine gelbe Bällchen“ (siehe Foto) fangen und ihren Namen sagen, so wie es auch die Bewohner des Haus Sonnenuntergang regelmäßig zum Gedächtnistraining tun, und mit der schwäbelnden Kabarettistin ein paar Worte plaudern

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