Peter Mende Vogelschutz als Lebensaufgabe
Wattweiler · Trotz seiner 83 Lebensjahre ist Peter Mende fast das ganze Jahr über in Sachen Eulenschutz unterwegs. Auch in Zweibrücken konnte er bereits zahlreichen Vögeln das Leben retten und zur Arterhaltung beitragen. Bei Jung und Alt beliebt sind seine Vogelstimmen-Wanderungen.
„Wozu sind Sie auf dieser Welt? Was geben Sie der Erde und der Natur zurück?“, fragte Peter Mende zu Beginn des Gesprächs. Der 83-Jährige aus Wattweiler hat längst seine Bestimmung gefunden. Seit weit über 40 Jahren widmet er sich dem Naturschutz, vor allem der Rettung und Aufzucht von Eulen.
Sein Schlüsselerlebnis hatte Peter Mende an einem klirrend kalten, tief verschneiten Wintertag im Januar 1979 auf dem Grünbacherhof bei Mimbach. Hier fiel ihm ein toter Vogel aus einem Baum mitten vor die Füße. „Das ist eine Eule. Die ist verhungert. In der Scheune sitzt auch noch eine, die es nicht mehr lange macht. Im Winter finden sie nix zu fressen“, ließ ihn der Bauer wissen. Kurzentschlossen nahm der damals knapp 40-jährige Industriemeister den halb toten Vogel mit. Er ermittelte eine Auffangstation im Saarland, doch die Eule verstarb dort am darauffolgenden Tag. Von da an widmete Peter Mende sein Leben den Eulen und anderen Vogelarten sowie Fledermäusen.
An der Schließ in Zweibrücken baute Mende Nisthilfen für Wasseramseln. Allerdings erst, nachdem er das Leben dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart zwei Jahre lang gründlich studiert hatte. Er hatte stundenlang an Gewässern gesessen und sie beobachtet, ihre Rhythmen und vor allem ihre Bedürfnisse an die geeigneten Lebensräume ermittelt. „Das ist heute das Problem: Viele Menschen machen etwas in bester Absicht, jedoch ohne jeden Sachverstand. Und vor allem rein aktionistisch“, bedauert der Naturschützer. Eine Nisthilfe, die womöglich überhaupt nicht den Bedürfnissen der Tiere entspräche, für die sie gedacht ist, und um die sich danach niemand weiter kümmert, diene lediglich dazu, sich selbst zufrieden auf die Schultern zu klopfen.
Peter Mende weiß: „Tierschutz ist Arbeit. Viel Arbeit.“ Er selbst ist ganzjährig und in den Sommermonaten sogar täglich zwischen fünf und acht Stunden unterwegs, um in 32 Dörfern in der Westpfalz und dem Saarland die von ihm nicht nur eingerichteten, sondern selbst entwickelten und gebauten Niströhren für Eulen und Käuze zu kontrollieren. Zu seiner großen Freude sind die meisten der 200 Niströhren belegt und die sonst so scheuen Wildtiere haben ein tiefes Vertrauen zu ihm – als wüssten sie, wer ihnen das Leben rettet. „Wenn ich dann beim Beringen so ein Gelege mit drei oder vier Küken in der Hand halte, die sich von mir streicheln lassen, ohne wegzufliegen, und mit mir schmusen ist das der Lohn für meine Arbeit“, empfindet er in tiefer Freude und Dankbarkeit.
Auch nach über 3000 beringten Steinkäuzen und mehr als 5000 Schleiereulen verliebt er sich nach wie vor in jedes dieser Geschöpfe. Stundenlang kann Peter Mende sie beobachten und von seinen Erlebnissen erzählen. Sein Wissen hat er sich im Laufe der Zeit selbst beigebracht, beziehungsweise die Natur hat ihn gelehrt – durch beobachten, wahrnehmen, schlussfolgern, ausprobieren und verbessern. Instinktiv seien ihm von Anfang an gute Lösungen eingefallen, erinnert er sich.
30 Jahre lang gehörte Peter Mende mit dem Umweltschützer Gerhard Herz zu den von der Stadt berufenen Naturschutzbeauftragten und konnte in dieser Zeit so manche Vogelfamilie vor dem städtebaulich verursachten Untergang erretten. So, wie zum Beispiel 50 Mehlschwalben, die ihre größte Kolonie in der Region just an einem der heutigen Studentenwohnblöcke auf dem Kreuzberg eingerichtet hatten. Er konnte nicht nur einen Baustopp während der Aufzuchtzeit erwirken, sondern auch 50 neue Kunstnester an dem neuen Dach des aufgestockten Gebäudes anbringen.
Oder Nisthilfen in Kirchtürmen wie der Alexanders- und der Heilig-Kreuz-Kirche. Diese baute er mit Einverständnis der Kirchenverwaltungen in Speyer, um den Schleiereulen Nistmöglichkeiten zu verschaffen. Mende selbst übernahm regelmäßig die Reinigung der Speicher von Kot, so, wie er auch regelmäßig alle weiteren Nisthilfen in Ordnung hält.
Seine rege Vortragstätigkeit im Saarland und der Südwestpfalz in Kindergärten und Schulen, bei Vereinen oder Institutionen hat der 83-Jährige langsam zurückgefahren. Nur Vogelstimmen-Wanderungen für Vereine oder Volkshochschulen führt er auf Grund der regen Nachfrage noch durch. „Trotz meines hohen Alters kann ich noch immer die feinsten Stimmen hören und auch sehr gut sehen. Außerdem kann ich viele Vogelstimmen nachahmen und regelrecht mit den Tieren kommunizieren“, erzählte der Vogelfreund mit einem Lächeln. So lockte er im vergangenen Jahr, mitten in der Nacht, einen Waldkauz aus einem Aufenthaltsraum im Wichernhaus, der sich dorthin verflogen hatte.
Während es Mende gelungen ist, die Eulenpopulation im Saarland wieder anzuheben und auch die Wasseramseln vor dem Aussterben zu bewahren, macht ihm der Eulenrückgang in der Südwestpfalz sorgen. Das gilt auch für den fehlenden Nachwuchs an qualifizierten und engagierten Naturschützern.
Mende blickt zurück auf ein Ehrenamt, in das er trotz einiger Spenden sowie Eulenpatenschaften aus eigener Tasche Tausende an Euro investiert hat – vom Nisthilfebau bis zum Vogelfutter, von Benzinkosten ganz zu schweigen.
Auch die Betreuung von Fledermäusen hat Mende bereits vor Jahren aus Kapazitätsgründen abgegeben und staunt über die neuen Fledermaushotels, die er für wenig geeignet hält. Im Winter baut der Vogel-Experte Meisenfutter-Gehänge und kocht Vogelfutter. Er weiß, dass „in unserem industrialisierten Deutschland die Vögel selbst in milden Wintern nicht mehr genug zu fressen finden“. Deshalb füttert Peter Mende in seinem Garten die Vögel das ganze Jahr über. So konnte er beobachten, wie eine Meisenmutter ihre Jungen etwa mit Raupen aus der Natur fütterte, sich selbst jedoch an dem aufgehängten Knödel stärkte in dem Wissen, dass es sonst nicht für alle langen würden.
Peter Mende wünscht sich, noch lange so wirken zu können, denn der Vogel- und Naturschutz ist sein Leben. Und Menschen, die sich wirklich für die Natur interessieren, sich Kompetenzen erarbeiten und engagiert in seine Fußstapfen treten. Wer eine Eulenpatenschaft im Wert von 50 Euro übernehmen möchte, erreicht Peter Mende unter Tel. (0 63 32) 14 62 6.