Personalabbau in Evangelischem Krankenhaus traf vor allem Pflegekräfte

Zweibrücken · Der Großteil der Chefärzte am Evangelischen Krankenhaus geht oder muss gehen. Doch wesentlich größer war seit April 2013 der Abbau bei Pflegern und Schwestern – allerdings „sozialverträglich“ und ohne öffentlichen Streit.

Personalabbau in Evangelischem Krankenhaus traf vor allem Pflegekräfte
Foto: G. Dauelsberg

Während die Turbulenzen um die Chefärzte seit Tagen in Zweibrücken für Aufregung sorgen, ist vor allem bei den Pflegekräften am Evangelischen Krankenhaus in den vergangenen anderthalb Jahren Personal massiv, aber nach außen geräuschlos abgebaut worden.

Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung , Silvia Bezold, sagt auf die Merkur-Anfrage, ob etwas an Gerüchten dran sei, 36 Pflegekräften sei gekündigt worden: "Nein und ja. Es sind 36 Stellen im Krankenhaus abgebaut worden, ganz überwiegend Pfleger und Schwester - davon ist aber niemand betriebsbedingt gekündigt worden! Die Stellen sind, wie man so unschön sagt, ,sozialverträglich' abgebaut worden: Einige Stellen sind nach dem Ruhestand nicht mehr besetzt worden, und es gab viele befristete Verträge, die nicht verlängert wurden."

Der Abbau sei seit dem Amtsantritt von Rainer Wettreck im April 2013 als Vorstandschef des Klinikträgers LVIM (Landesverein für Innere Mission in der Pfalz) erfolgt. "Die Talsohle ist aber durchschritten", betont Bezold, "inzwischen sind auch wieder einige befristete Verträge entfristet worden, teils wird auch wieder aufgestockt und eingestellt". Als Ursache für den Personalabbau sieht die Mitarbeitervertreterin nicht Wettreck, sondern "Managementfehler vergangener Jahre". Bezold: "Wettreck hat nicht unter dem Eindruck angefangen, dass er etwas konsolidieren muss. Es hieß zuvor immer, wir sind gut aufgestellt. Doch dann kamen massiv schlechte Zahlen raus. Und bei über 70 Prozent Personalkosten geht es immer zuerst an diesen Posten." Durchschnittlich haben Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz laut Statistischem Landesamt 63 Prozent Personalkosten . Gespart wurde auch durch die Auslagerung von rund 90 Kräften aus hauswirtschaftlichem Bereich und Reinigungsdienst, so Bezold. Jetzt habe das Krankenhaus selbst nur noch rund 300 Beschäftigte. Folge: "Die Arbeit hat sich massiv verdichtet." Akut sei bei vielen Beschäftigten aber eine andere Sorge größer: dass die Berichterstattung über die aktuellen Turbulenzen (zu denen der LVIM tagelang geschwiegen hat und erst am Dienstag Stellung nehmen will) Patienten abschrecken könnte.

An dem geplanten Modell, statt mit wie bisher zwei Chefärzten die Innere Medizin nebenbei von zwei Ärztlichen Direktoren des Homburger Uniklinikums führen zu lassen, hält der LVIM offensichtlich trotz des Widerstands aus Mainz weiter fest. Jedenfalls beginnt die Pressemitteilung, in der der LVIM am späten Freitagnachmittag eigentlich nur den Führungswechsel in der Gynäkologie bekannt gab (wir berichteten ausführlich) mit den Worten: "Das Evangelische Krankenhaus Zweibrücken geht in seinem Kurs der strukturellen und personellen Neuausrichtung konsequent voran. Die Kooperation mit den Universitätskliniken im Bereich der Inneren Abteilung zu Jahresbeginn 2015 ist in intensiver Vorbereitung."

Während das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium mahnt, "die Organisation eines Stationsbetriebes" sei "kein Nebenjob" (wir berichteten), gilt es für das Evangelische Krankenhaus nach dem unfriedlichen Abgang beider internistischer Chefärzte (Dr. Matthias Stopp und Dr. Peter Schiedermaier) noch eine weitere Herausforderung zu bewältigen: die Weiterbildungsermächtigungen. Dr. Dieter Birk, für die Ärzte Direktoriumsmitglied des Evangelischen Krankenhauses, erläutert auf Merkur-Anfrage: "Die Weiterbildungsermächtigung ist nur an einem Standort möglich." Das heißt: Ein Chefarzt aus Homburg kann nicht noch in Zweibrücken die Erlaubnis bekommen, Assistenzärzte zu Fachärzten auszubilden. Dr. Birk beruhigt aber: "Das wird natürlich am Evangelischen Krankenhaus weiter betrieben, und zwar von den Chefarzt-Vertretern." Auf diesen Positionen seien teilweise auch Veränderungen geplant.

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Am RandeDie Uniklinik Homburg sowie die saarländische Landesregierung wollen sich vor Abschluss der laufenden Gespräche zwischen Uniklinik und Evangelischem Krankenhaus zurzeit nicht zu der Frage äußern, ob sie es für vertretbar halten, wenn mit ihrer Vollzeit-Tätigkeit in Medizin, Lehre und Forschung in Homburg doch wahrscheinlich ausgelastete Ärztliche Direktoren auch noch Chefärzte in einer Klinik eines anderen Trägers ersetzen. Zweibrückens Landtagsabgeordneter Fritz Presl berichtet nach einem Gespräch mit Gesundheits-Staatssekretär David Langner (beide SPD ) am Freitag, das Ministerium lasse die Klinik trotz der Meinungsverschiedenheiten (wir berichteten) nicht fallen: "Das Land steht zum Evangelischen Krankenhaus, das kann ich abgesichert sagen." lf

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