Palliativ-Seelsorger Klaus Aurnhammer zu Gast beim AHPB Südwestpfalz Hoffnung als Drahtseil-Akt

Pirmasens/Zweibrücken · Wie wird Hoffnung genährt, wenn scheinbar langsame Genesungs-Fortschritte Zweifel aufkommen lassen? Offen und authentisch berichtete der katholische Palliativ-Seelsorger Klaus Aurnhammer auf Einladung des AHPB Südwestpfalz von den Herausforderungen seiner eigenen Krisenzeit.

 Klaus Aurnhammer berührte sein Publikum mit seinem ergreifenden Vortrag.

Klaus Aurnhammer berührte sein Publikum mit seinem ergreifenden Vortrag.

Foto: Cordula von Waldow

„Lieber Klaus, es ist ein Wunder, dass du hier bist und wir dir begegnen dürfen“, begrüßte Anita Löhlein-Stuppi den Autor und katholischen Palliativ-Seelsorger Klaus Aurnhammer zu seinem Vortragsabend in der protestantischen Johannis-Kirche Pirmasens. Damit spielte die Geschäftsführerin des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatung (AHPB) Südwestpfalz nicht nur auf den wegen der Corona-Situation vom Herbst 2020 verschobenen Termin an. Vielmehr ist der 1960 geborene Seelsorger, der zahlreiche Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet hat, dem Tod bereits selbst von der Schippe gesprungen.

Vor fünf Jahren erlitt der damals 56-Jährige bei einer Radtour einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall. Doch genau die richtigen Helfer waren zur Stelle, so dass der Palliativ-Seelsorger aus dem Saarland – trotz 30 Minuten bis zur gelungenen Re-Animation, in denen sein Gehirn nicht durchblutet war – heute kerngesund und glücklich in Saarlouis arbeitet und mit seinen Erfahrungen vielen Menschen Kraft und Ermutigung schenkt.

So auch den ehrenamtlichen Begleitern der letzten Lebenszeit beim AHPB mit seinem Vortrag „Hoffnung ist ein Drahtseil-Akt“, in dem er die verschiedenen Phasen seiner Hoffnung auf Genesung beschreibt. Beispielsweise am Anfang, als er bewusstlos auf der Intensivstation lag und auf die Hoffnung anderer angewiesen war: seiner Ehefrau Anette, seiner Familie, der Freunde, Ersthelfer, des Klinikpersonals. Ganz langsam wurde diese zarte Pflanze genährt. Mehr als einmal torpediert von Zweifeln, wenn die Fortschritte gefühlt so wenig spürbar sind und die Rückkehr ins Leben so langsam vonstatten geht.

Besonders bewusst ist Klaus Aurnhammer: „Hoffnung entsteht in Mit-Menschlichkeit. Ohne Anette und die Freunde, deren Nähe und Begleitung hätte ich das nicht geschafft.“ Ein Satz, der gerade in Zeiten der Kontaktverbote und der zunehmenden Isolation besonders aufhorchen lässt. Mit viel Geduld und engagierten Therapeutinnen und Therapeuten erlernt der Seelesorger diverse Fähigkeiten aus dem Kindes- und Grundschulalter zurück: rechts-links, komplexe Vorgänge wie selbstständig essen, Unterhose oder T-Shirt anziehen, Zahlen und Buchstaben schreiben. Zum Glück kann er sprechen und verstehen.

Neben dem Tod und seiner Angst davor, beschäftigt sich Klaus Aurnhammer mit seiner Enttäuschung. Er entlässt die Erwartung dessen, was einmal war, nimmt an, was ist, und öffnet damit den Weg für wirkliche Heilung und physischen Fortschritt. Ein wahrhaft spiritueller Weg. Seine letzte Erkenntnis: Wo das Sein ist, ist Hoffnung. Es geht um das pure Sein.“ Im abschließenden Austausch wird deutlich: „Am längsten überlebt das Gehör. Selbst Koma-Patienten nehmen viel mehr wahr, als angenommen.“ Und: Das Wichtigste ist die persönliche Nähe und Begleitung.

Klaus Aurnhammer ist auf Grund seiner langjährigen und tiefgehenden Erfahrung immer wieder eine Bereicherung für die haupt- wie ehrenamtlichen Mitarbeiter des AHPB. Sein Publikum war „tief berührt“ von dem authentischen Vortrag, der die Facetten der Hoffnung für viele jetzt verständlicher macht.

Klaus Aurnhammer, Jahrgang 1960, Seelsorger auf der Palliativstation St. Elisabeth Saarlouis, Trainer für Palliative Care. Sein Buch: „Etwas von Dir bleibt – was ich als Sterbebegleiter über das Leben gelernt habe“. Darin verwebt der Autor seine Erfahrungen mit Erlebnissen seiner Klienten, Hardcover, 224 Seiten, ISBN: 978-3-7474-0106-4, 16,99 Euro – Weitere Vorträge dieser Art sind nicht geplant, doch der Autor kann gerne angefragt werden unter klaus.aurnhammer@marienhaus.de.

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