Haustürwahlkampf sei angesichts knapper Zeit wichtiger Gauf sagt OB-Podiumsdiskussion mit Wosnitza ab

Zweibrücken · CDU-Ratsfraktionschef Gensch: Dass Dezernent Pirmann (SPD) jetzt in Urlaub geht, macht Wahlkampf für Gauf nicht leichter.

 Die für Freitag geplante öffentliche Fragerunde in der Hallplatz-Galerie mit den OB-Kandidaten Marold Wosnitza (links) und Christian Gauf (rechts) ist geplatzt: Gauf hat abgesagt, weil ihm der Haustürwahlkampf wichtiger sei und er aufgrund seiner Belastung im Rathaus nicht genug Zeit habe.

Die für Freitag geplante öffentliche Fragerunde in der Hallplatz-Galerie mit den OB-Kandidaten Marold Wosnitza (links) und Christian Gauf (rechts) ist geplatzt: Gauf hat abgesagt, weil ihm der Haustürwahlkampf wichtiger sei und er aufgrund seiner Belastung im Rathaus nicht genug Zeit habe.

Foto: Lutz Fröhlich

Ein Urlaub sorgt für Diskussion. Beziehungsweise, er sorgt mit dafür, dass es keine Diskussion gibt. Aber der Reihe nach: Im Kampf um den Oberbürgermeister-Posten in Zweibrücken hat Bürgermeister Christian Gauf (CDU) seine Teilnahme an einer für diesen Freitag geplanten Podiumsdiskussion mit seinem Kontrahenten Marold Wosnitza (SPD) abgesagt. In der Hallplatz-Galerie wollten die Zweibrücker Grünen ab 18 Uhr gemeinsam mit interessierten Bürgern den beiden OB-Kandidaten Fragen stellen (wir berichteten).

Gauf erkärte die Absage am Dienstagabend in einer E-Mail an Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann, informierte CDU-Fraktionschef Christoph Gensch gestern die Presse. Gauf schrieb Pohlmann: „Das Wahlergebnis am zurückliegenden Sonntag hat mir eindrücklich klar gemacht, dass ich in diesem Wahlkampf viel mehr den persönlichen Kontakt mit den Zweibrücker Bürgerinnen und Bürgern suchen muss, sprich, dass der Haustürwahlkampf das zentrale Element meines Wahlkampfendspurts sein muss. Ich werde in den kommenden drei Wochen jede freie Minute nutzen und meine ganze Energie darauf verwenden, um im persönlichen Gespräch die Zweibrückerinnen und Zweibrücker von meinen Ideen und Vorstellungen zu überzeugen. Da ich parallel immer noch in doppelter Funktion die Stadtverwaltung Zweibrücken führe, bitte ich um dein Verständnis, dass mir schlicht die Zeit fehlt, eine dritte Podiumsdiskussion in drei Wochen vorzubereiten bzw. an dieser teilzunehmen.“

Auf Merkur-Nachfrage ergänzte Gauf „Die Bürger haben mich schon auf zwei Podiumsdiskussionen erlebt und können mich einordnen. Jetzt gilt es, den direkten Kontakt zu ihnen zu suchen, das Gespräch an der Haustür. Ich bin davon überzeugt, dass der Bürger das einfach von mir erwartet, hier will ich noch mehr Gas geben.“

Das Publikum der Merkur-Podiumsdiskussion befand in einer (nicht repräsentativen) Umfrage, Wosnitza habe vor Gauf den besten Eindruck hinterlassen. Professor Wosnitza nutzte die Semesterferien, um an 1003 Haustüren zu klingeln, Gauf schaffte nur 100 bis 150.

Gensch wies gestern in Telefonaten mit dem Merkur auf einen weiteren Aspekt hin: Dezernent Henno Pirmann (SPD), Gaufs Stellvertreter im Stadtvorstand, habe ein oder zwei Wochen Urlaub beantragt, ausgerechnet vor der Stichwahl am 14. Oktober. „Ich habe daher absolutes Verständnis für die Absage von Christian Gauf.“ Die Arbeit des dreiköpfigen Stadtvorstands allein erledigen zu müssen, der Erwartung der Bürger nach „persönlicher Ansprache“ nachzukommen und dann noch eine Podiumsdiskussion – das sei nicht alles machbar. Gensch ärgert sich: „Gaufs Wahlkampf wird natürlich nicht gerade dadurch leichter, dass Dezernent Pirmann in den Urlaub geht.“ Zumal es Gauf schon vor dem ersten Wahlgang – bei dem er überraschend 6,3 Prozentpunkte hinter Wosnitza landete – schwer gehabt habe: Er musste die Dezernatsbereiche des am 16. Juni verstorbenen Oberbürgermeisters Kurt Pirmann (SPD) ersetzen; dazu sei gekommen, dass Henno Pirmann ab Ende August drei Wochen krank war, erinnert Gensch.

Henno Pirmann betonte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass sein Urlaub keinesfalls ein Störmanöver gegen Gaufs Wahlkampf sei: „Ich habe diesen Urlaub bereits Ende 2017 beantragt.“ Diese lange Planung sei besonderen familiären Umständen geschuldet – weshalb dieser Urlaub auch nicht verschiebbar sei. Pirmann merkte an, dass er diesen Freitag, wenn die Podiumsdiskussion hätte stattfinden sollen, noch im Dienst sei, er hätte für diesen Tag Gauf im Rathaus also vertreten können. Er gehe erst anschließend in Urlaub.

Grünen-Fraktionschef Pohlmann reagierte mit Bedauern auf Gaufs Absage: „Das ist wirklich schade. Es steckt ja Arbeit dahinter, eine solche Podiumsdiskussion zu veranstalten, wir haben das in der Stadt beworben, haben beispielsweise Handzettel in den Straßencafés verteilt.“ Er könne es natürlich verstehen, wenn Gauf aufgrund der Mehrfachbelastung absage, aber es sei für die Grünen doch schmerzlich. „Vielleicht machen wir die Veranstaltung aber doch – halt in anderer Form“, dachte Pohlmann gestern laut nach. Die Entscheidung falle am Donnerstag.

 . . . Christoph Gensch sieht dadurch den Wahlkampf von Christian Gauf erschwert.

. . . Christoph Gensch sieht dadurch den Wahlkampf von Christian Gauf erschwert.

Foto: dpa/Andreas Arnold
 Gaufs einziger Stellvertreter, Dezernent Henno Pirmann (SPD), geht in Urlaub . . .

Gaufs einziger Stellvertreter, Dezernent Henno Pirmann (SPD), geht in Urlaub . . .

Foto: Lutz Fröhlich

Gaufs Herausforderer Marold Wosnitza bedauerte auf Merkur-Anfrage gleichfalls die Absage seines Kontrahenten. „Schade, ich war dafür bereit“, sagte Wosnitza. „Jeder muss für sich entscheiden, wie er seinen Wahlkampf führt“, will Wosnitza die Entscheidung Gaufs nicht kommentieren. Falls die Grünen die Veranstaltung dennoch durchführen, stehe er gerne dafür bereit. „Ich bin vorbereitet und stelle mich auch gerne alleine einer Fragerunde.“

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