Niemand muss Wasser sparen

Zweibrücken · Zweibrücker können (sofern sie die erhöhte Wasserrechnung nicht fürchten) in trockenen Sommern wie diesem völlig unbesorgt den Rasen sprengen oder das Auto waschen. Denn es droht keinerlei Gefahr, dass das Wasser in Zweibrücken irgendwann knapp wird. Im Gegenteil: Den Stadtwerken bereitet eher der Trend zum Wassersparen Probleme.

Der heiße und trockene Sommer hat mancherorts ernste Folgen für Wasserverbraucher: In Südhessen etwa oder Nordbayern haben Kommunen Bürgern verboten, Autos zu waschen oder den Garten zu gießen - damit das Trinkwasser nicht knapp wird.

In Zweibrücken dagegen ist die Lage völlig problemlos. Horst Heinrich, für die Wasserversorgung zuständiger Abteilungsleiter der Stadtwerke in Zweibrücken , hat allen Grund, entspannt zu sein. Tiefenentspannt, könnte man sogar sagen - denn das Leitungswasser in der Rosenstadt kommt aus so großer Tiefe, dass auch längere Trockenheitsperioden praktisch keine Auswirkungen haben.

Zwar sei diesen Sommer der Wasserverbrauch in Zweibrücken diesen Sommer um etwa fünf Prozent erhöht gegenüber den gleichen Vorjahresmonaten. Fördern dürften die Stadtwerke aber das Zehn- bis Zwanzigfache, betont Heinrich: "Von Engpässen kann man gar nicht reden. Größere Rohrbrüche haben stärkere Auswirkungen!"

Selbst wenn noch etliche trockene Sommer folgen - die Zweibrücker Stadtwerke seien "weit entfernt" davon, die Bevölkerung aus Sorge um das Trinkwasser zum Wassersparen aufrufen zu müssen. "Niemand muss Bedenken haben", im Sommer zum Beispiel den Rasen zu sprengen, erklärt Heinrich. Das heißt: Wie viel Wasser Zweibrücker verbrauchen, ist also keine Umwelt- sondern lediglich eine Kostenfrage.

Das Zweibrücker Trinkwasser werde aus sechs mit 80 bis 300 Meter sehr tiefen Brunnen gefördert, erläutert Heinrich - und speise sich aus einer sehr großen Region in Südwestdeutschland und dem Pariser Becken, das heute geförderte Wasser habe etwa 1000 Jahren gebraucht, um durch die Ton- und Buntsandsteinschichten zu sickern. Hinzu komme: Die Sommer würden im Zuge des Klimawandels zwar trockener, dafür regne es im Winterhalbjahr mehr. Folge: Der Wasserspiegel in den Tiefen sei seit vielen Jahren unverändert.

Wenn überhaupt etwas für die Stadtwerke beim Thema Wasser problematisch zu werden droht, ist es nicht, dass Zweibrücker zu viel davon verbrauchen - sondern zu wenig. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch habe Anfang der neunziger Jahre noch bei 180 Litern pro Tag gelegen, erinnert sich Heinrich. Dieser sei stark gefallen, in den letzten fünf Jahren schwankten die Verbräuche zwischen 126 und 121 Litern. Hauptgrund sei der technische Fortschritt, etwa durch wassersparende Waschmaschinen, Perlatoren in Wasserhähnen oder moderne Duschköpfe, in denen Wasser mit Luft vermischt wird. Die technischen Möglichkeiten seien nun aber wohl ausgereizt, so Heinrich. "Zum Glück", denn wenn der Wasserverbrauch zu stark sinkt, müssten die Stadtwerke die Leitungen häufiger durchspülen: "Niemand will ja abgestandenes Wasser bekommen." Die Spülkosten betrügen inklusive Personal "locker 5- bis 15 000 Euro" pro Jahr. "Das steigt im Moment zwar nicht, war aber vor zehn bis 15 Jahren deutlich weniger." Steigen könnten die Spülkosten (die letztlich die Bürger über den Wasserpreis bezahlen) bekanntlich, falls die Bevölkerungszahl zurückgeht, weil dann weniger Wasser durch die gleichen Leitungen fließt - das erwartet Heinrich in Zweibrücken aber nicht, wobei langfristige demographische Prognosen immer schwierig seien.

www.stadtwerke-zw.de/

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Zum Thema:

Auf einen BlickDer Jahres-Wasserverbrauch aller Zweibrücker ist seit vielen Jahren relativ konstant, laut Stadtwerke-Abteilungsleiter Horst Heinrich 1,90 bis 1,95 Milliarden Liter. Die Fördermenge sei etwas höher, nämlich 2,05 Milliarden Liter. Der Unterschied erkläre sich durch Verbraucher wie Feuerwehr und Gießwasser für städtische Flächen sowie undichte Stellen. lf

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