Niederauerbacher Tai Chi Verein Shen bietet Übungsvideos an Nicht alles macht im Wohnzimmer Sinn

Zweibrücken · Der Niederauerbacher Tai Chi Verein Shen verkürzt seinen Mitgliedern das Warten auf den Beginn einer vorschrifts-konformen Freiluftsaison mit Übungsvideos.

 Training vor Corona mit Bernd Schuhmacher und Sandra Herbruck (vorne).

Training vor Corona mit Bernd Schuhmacher und Sandra Herbruck (vorne).

Foto: Cordula von Waldow

Wenn von „der Mähne des Wildpferds teilen“, „den Affen vertreiben“, „der Goldene Hahn mit Tigermaul“ oder „Wolkenhänden“ die Rede ist, wissen die Anhänger des Schattenboxens (Tai Chi) sofort, worum es geht. Allerdings tun sich seit Beginn der Corona-Einschränkungen auch die Mitglieder des Niederauerbacher Tai Chi Vereins Shen mit ihren Übungsstunden nicht so leicht.

Tai Chi ist ein Gruppensport, bei dem es letztlich darum geht, eine bestimmte Formation zu laufen – und zwar gemeinsam. Wenngleich die ruhigen Bewegungen zunächst einzeln konzentriert geübt sein wollen, damit sie meditativ fließen und anmutig aussehen. Tai Chi Chuan basiert auf den Bewegungen der alten chinesischen Kampfkunst, nur verlangsamt und rezitativ. Höhepunkt jeder Übungsstunde, die mit alle Muskeln auflockernden Bewegungen und Übungen aus dem Qi Gong beginnt, ist jedoch die abschließende Peking-Formation. „Nur so in der Gemeinschaft macht ein Training auch Sinn“, weiß der Übungsleiter und Vereinsvorsitzende, Bernd Schumacher.

Für gewöhnlich trainieren die gut 25 Vereinsmitglieder in der Günter-Hahn-Halle des Judovereins in Niederauerbach. Mit dem ersten Kontaktverbot 2020 musste auch dieser gesundheitsfördernde Sport eingestellt werden. Neben den körperlichen Aspekten sei die Übungsstunde für die meisten Mitglieder ein willkommener Ausgleich zum Alltagsstress, der sie über die meditativen Bewegungen des Schattenboxens entspannt, zur Ruhe und bestenfalls in die eigene Mitte führt.

Da neben Bernd Schuhmacher und seiner Übungsleiter-Kollegin Sandra Herbruck weitere Vereinsmitglieder aus Homburg kommen, wich der Verein im Sommer auf das Gelände der im Rahmen der Corona-Vorschriften geschlossenen Einöder Wanderhütte aus. Die kleine Schar wurde dafür in zwei Gruppen aufgeteilt, die nacheinander trainierten, um alle Abstände zu gewährleisten. „Wir sind sehr dankbar, dass uns der Verein so unkompliziert und gastfreundlich sein Gelände zur Verfügung stellt“, betont der Vereinsvorsitzende. Dieses wunderschöne Fleckchen Erde, auf dem sonst die Biergarnituren aufgestellt sind und Wanderer es sich bei der guten Bewirtung gutgehen lassen, ist nach wie vor coronabedingt verwaist.

So schnell wie möglich, will der Verein auch jetzt wieder in reguläres Training „Open Air“ wechseln, „sobald das wieder erlaubt ist“. Ein Eins-zu-Eins-Training mache bei der hohen Personenzahl wenig Sinn, zumal sich damit ja auch keine Formation laufen lasse. Bernd Schumacher weiß: „Und das ist ja gerade das Ziel und das, was Spaß macht.“

Regelmäßige Nachrichten per Mail oder über die eigens gegründete WhatsApp-Gruppe halten den Kontakt zu den Vereinsmitgliedern. Damit nicht alles wieder vergessen wird, sondern auch eigenständig zu Hause geübt werden kann, hat in der Winterzeit vor allem Sandra Herbruck Videos zum Aufwärm-Training und den einzelnen Qi Gong-Übungen wie etwa die „Acht Brokade“ aufgenommen und versendet. Vor einigen Wochen, als die erhofften Lockerungen ausblieben, entschied sich das Trainer-Duo doch dazu, einen Online-Versuch per Video-Konferenz zu starten, damit man sich gegenseitig sehen, Fragen stellen und gegebenenfalls sogar neue Übungen einstudieren kann.

Statt der klassischen, langen Pekingform mit ihren 24, in bestimmten Abfolgen kombinierten Bewegungen, griff das Team allerdings auf die „Wohnzimmer-Form“ mit nur acht bis zehn Elementen daraus zurück. Bernd Schumacher begründet: „Durch den verkleinerten Radius braucht man daheim weniger Raum und ist zudem vor der Kamera besser zu sehen.“ Leider könne damit nur ein kleiner Teil der Gruppe erreicht werden, wegen Platzmangel in der Wohnung, fehlenden technischen Voraussetzungen oder schlicht „keine Lust auf noch mehr online“. Von Woche zu Woche hofft der Tai Chi Verein Shen jetzt, da die Abende länger und die Temperaturen meist angenehm sind, darauf, wieder mit dem Freilufttraining beginnen zu dürfen – gemeinsam.

www.taichi-shen.de

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