Nie war die Chance zum Sparen größer

Vieles spricht dagegen, den Winterdienst in Zweibrücken auf Gefahrenstrecken und Hauptverkehrswege zu beschränken, wie das UBZ-Chef Werner Boßlet vorgeschlagen hatte. Denn natürlich ist es bequemer und teils auch sicherer, in einer Straße zu wohnen, in der regelmäßig Räumfahrzeuge Schnee und Eis bekämpfen

Vieles spricht dagegen, den Winterdienst in Zweibrücken auf Gefahrenstrecken und Hauptverkehrswege zu beschränken, wie das UBZ-Chef Werner Boßlet vorgeschlagen hatte. Denn natürlich ist es bequemer und teils auch sicherer, in einer Straße zu wohnen, in der regelmäßig Räumfahrzeuge Schnee und Eis bekämpfen. Und über die Absicht, selbst die Busrouten nicht mehr komplett zu räumen, kann man nur den Kopf schütteln. Insofern könnte man sich jetzt beruhigt zurücklehnen, da der Zweibrücker Stadtvorstand beschlossen hat, diesen Winter räumen zu lassen wie bisher. Doch es gibt ein großes Aber: Ziel von Boßlets Vorstoß war, Einsparungen im hoch defizitären Stadthaushalt zu ermöglichen. Ein Ziel, das in Sonntagsreden auch Kommunalpolitikern gerne über die Lippen kommt. Zumal in der Zweibrücker Bevölkerung große Besorgnis über den Schuldenberg herrscht. Doch Sparen tut weh. Es gibt Gegenden in Europa, da weiß man das. Zum Beispiel im vielgescholtenen Griechenland: Höhere Abgaben, niedrigere Einkommen, der Staat kürzt allerorten Leistungen - das tut weh. Und zwar deutlich mehr weh, als an ein paar Tagen im Winter mit dem Auto etwas langsamer fahren zu müssen.Ums Sparen wird auch Zweibrücken nicht herumkommen - ohne eigene Anstrengungen bleibt nämlich die Tür zum rheinland-pfälzischen Entschuldungsfonds, auf den die meisten Stadtpolitiker so große Hoffnungen setzen, verschlossen. Nur: Dann müsste man irgendwann auch einmal in einen sauren Apfel beißen. Werner Boßlet hat das erkannt. Nun könnte man einwenden, er habe es leichter, weil er kein Politiker ist, der um Wählerstimmen fürchten muss, wenn er Bürgern wehtut. Dennoch ist die Entscheidung der Stadtspitze gleich aus zwei Gründen hasenfüßig: Erstens sind etliche Bürger sparbereiter, als Politiker glauben. Zweitens: Wer, wenn nicht dieser Stadtvorstand könnte - und müsste deshalb - den Mut zu unpopulären Entscheidungen haben? Oberbürgermeister Helmut Reichling ist bereits abgewählt, Bürgermeister Heinz Heller steht kurz vor dem Ruhestand, der Beigeordnete Rolf Franzen ist schon zum künftigen Bürgermeister ernannt. Wie gesagt: Es gibt durchaus Gründe gegen Sparen beim Winterdienst. Dann aber müsste die Stadtspitze zumindest erklären, wo sie denn stattdessen sparen will!

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