Nichts für bessere Ertragslage getan

Zweibrücken. Die Stadt Zweibrücken schaut den wachsenden Verlusten ihrer "eigenbetriebsähnlichen Einrichtung" Festhalle offensichtlich tatenlos zu. Bereits vor einem Jahr, als das Defizit ebenfalls gestiegen war, hatten SPD und FDP im Stadtrat gefordert, die Einnahmesituation zu verbessern

 Das Festhallen-Defizit ist auf 753 000 Euro gestiegen. Die Kommunalaufsicht fordert Gewinne. Foto: lf

Das Festhallen-Defizit ist auf 753 000 Euro gestiegen. Die Kommunalaufsicht fordert Gewinne. Foto: lf

Zweibrücken. Die Stadt Zweibrücken schaut den wachsenden Verlusten ihrer "eigenbetriebsähnlichen Einrichtung" Festhalle offensichtlich tatenlos zu. Bereits vor einem Jahr, als das Defizit ebenfalls gestiegen war, hatten SPD und FDP im Stadtrat gefordert, die Einnahmesituation zu verbessern. Und Bürgermeister Heinz Heller (SPD) hatte im Dezember angekündigt, mit dem Festhallen-Pächter, der Zadra-Gruppe, das Gespräch "über eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten" zu suchen. Doch in ihrer heute dem Stadtrat (17 Uhr im Ratssaal) vorliegenden Prüfung des Jahresabschlusses 2010 antwortet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wibera sowohl auf die Frage "Wurden Maßnahmen zeitnah ergriffen, um die Verluste zu begrenzen?" als auch "Welche Maßnahmen wurden eingeleitet bzw. sind beabsichtigt, um die Ertragslage des Unternehmens zu verbessern?" mit: "Es wurden keine Maßnahmen eingeleitet, um die Ertragslage zu verbessern." Trotzdem schreibt Oberbürgermeister Helmut Reichling in seinem Lagebericht, mittelfristig seien jährlich mindestens 250 Veranstaltungen angestrebt. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, dazu war gestern weder von der Stadt noch von der Zadra-Gruppe oder den Stadtwerken (Betriebsführung) eine Stellungnahme zu erhalten.Fakt ist: Die Zahl der Veranstaltungen in der Festhalle ist 2010 sogar von 126 auf 2001 zurückgegangen (wir berichteten) - und das, obwohl 2009 in Deutschland ein Rezessionsjahr war (Bruttoinlandsprodukt -4,7 Prozent), während es 2010 einen rasanten Aufschwung gab (+3,6 Prozent). Und 2012 erreicht die Festhalle wohl nicht einmal die gesunkene Auslastung von 2011: Bislang bestehen laut Geschäftsbericht erst "für 102 Veranstaltungen Verträge bzw. Vorverhandlungen". Etwa 40 davon sind städtische Kulturveranstaltungen. Der Projektentwickler Giu war im Herbst 2005 in seinem Konzept für die Festhalle von 287 000 Euro Jahresdefizit ausgegangen - 2010 waren es 753 000 Euro. Stadtsprecher Heinz Braun verweist aber darauf, dass es 2010 infolge der Festhallen-Generalsanierung entstandene Abschreibungen von 432 000 Euro gab.

Reichling erwähnt in seinem Lagebericht das Sinken der Umsatzerlöse um 13 000 auf 53 000 Euro und erwähnt in diesem Zusammenhang, der vom Stadtrat beschlossene Grundmieten-Verzicht für Vereine habe zu "Umsatzeinbußen" von 14 000 Euro geführt. Relevanter sind allerdings die Erlöse. Und die sind laut Wibera-Prüfbericht durch Vereins-Veranstaltungen sogar um 56,8 Prozent gestiegen - insgesamt sanken die Vermietungserlöse dagegen um 18,4 Prozent.

Meinung

So droht der Festhalle das Aus!

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

Über 600 Veranstaltungen jährlich in der Festhalle hatte Roland Zadra Ende 2007 angekündigt. Auf 250 bis 300 hat er das Ziel mittlerweile mehr als halbiert. Auch das ist noch Utopie: Selbst vom halbierten Ziel wird 2010 und 2011 nicht mal die Hälfte erreicht. Doch nicht nur Zadra ist in der Pflicht zu liefern. Auch die Stadt muss endlich aufwachen - zahlt sie doch die Verluste, die immer noch wachsen statt wie erhofft zu sinken. Wenn niemand das Ruder herumreißt, droht der Festhalle die Stilllegung: Die Kommunalaufsicht hat bereits in ihrer letzten Stadthaushaltsgenehmigung gedrängt, die Festhalle müsse einen Überschuss erwirtschaften.

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