Nicht nur Krisenstimmung

Die Schlagzeilen in Deutschland haben (fast) nur noch ein Thema - die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise. Deutschland schlittert in die Rezession, in die tiefste Rezession seit x Jahren - bis ins Bundeskanzleramt reichen die Schwarzmaler. Die düsteren Prophezeiungen haben zwar durchaus einen realen Hintergrund - sie drohen aber auch zur Self-Fulfilling-Prophecy zu werden

Die Schlagzeilen in Deutschland haben (fast) nur noch ein Thema - die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise. Deutschland schlittert in die Rezession, in die tiefste Rezession seit x Jahren - bis ins Bundeskanzleramt reichen die Schwarzmaler. Die düsteren Prophezeiungen haben zwar durchaus einen realen Hintergrund - sie drohen aber auch zur Self-Fulfilling-Prophecy zu werden. Dabei gibt es zum Glück auch in diesen trüben Spätherbsttagen noch andere, positivere Nachrichten - die zudem den Vorteil haben, dass die Menschen sie konkret im Geldbeutel spüren. So war diese Woche das Verfassungsgerichts-Urteil zur Pendlerpauschale eine für die arbeitende Bevölkerung in und um Zweibrücken hoch willkommene Entscheidung, die wieder dafür sorgt, dass mehr Geld zur freien Verfügung bleibt. Gleiches gilt für die dramatisch fallenden Benzinpreise - diese Woche war ich fast schon traurig, dass ich nicht tanken musste, als in Zweibrücken der Liter Super bis auf 1,05 Euro sank. Auch das freut das Bürger-Portemonnaie, gerade in einer dünn besiedelten Region wie unserer, in der viele Leute aufs Auto angewiesen sind, ob zum Pendeln zur Arbeit oder in der Freizeit. Von dem doppelten Glück der Autofahrer profitiert wiederum die lokale Wirtschaft, wie diese Woche eine kleine Merkur-Umfrage zum Weihnachtsgeschäft in Zweibrücken zeigte: Das Geschäft brummt. Weswegen es auch glaubwürdig ist, wenn das Stadtmarketing diese Woche von ernsthaften Verhandlungen mit Sinn-Nachmietern berichtet. Denn die Einkaufsstadt Zweibrücken ist im Kern gesund, auch wenn es immer wieder einmal Geschäfts-Wechsel gibt. Erfreulich diese Woche auch die Nachrichten vom Flughafen: Schon jetzt steht fest, dass Zweibrücken (trotz harter Konkurrenz aus Ensheim) den Passagierzahl-Rekord von 2007 dieses Jahr noch übertreffen wird. Trotz all dieser Mutmach-Nachrichten sind natürlich auch in Zweibrücken wirtschaftliche Hiobsbotschaften in den kommenden Monaten nicht auszuschließen. Hierfür sollten sich die Stadtpolitiker rüsten, Strategien für den Fall wirtschaftlicher Turbulenzen entwickeln. Stattdessen haben sie sich diese Woche die Köpfe heiß geredet, ob/wer denn nun vor elf Monaten verhindert hat, dass die Stadtverwaltung riskante Zinssteuerungs-Geschäfte tätigt. Fakt ist laut Stadtratsdrucksache Nummer354: Oberbürgermeister Reichling hat damals den Stadtrat um einen Beschlussvorschlag gebeten, "Derivate zur Zinssicherung und Zinsoptimierung einzusetzen". Die Ratsmehrheit wollte das am 31.Januar aber lieber nicht beschließen, worüber heute alle froh sind. Dass Reichling sich an seinen Vorschlag nicht mehr erinnern kann/will, ist merkwürdig, aber politisch verständlich. Politisch verständlich ist ebenso, dass die FDP das nun propagandistisch ausschlachtet. Zweibrücken dienlicher aber wäre (siehe oben), wenn Opposition und Stadtregierung ihre Wirtschaftskompetenz vereinen, um Zweibrücken fit für künftige Krisen zu machen - statt Schlachten der Vergangenheit zu schlagen.

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