NGG warnt vor Lohntricksereien durch Chefs

Zweibrücken · Die Gewerkschaft NGG Pfalz ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten auf, einen „Januar-Lohn-Check“ zu machen. „Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn exakt nachrechnen, mahnt die NGG.

Egal, ob Küchenhilfe oder Verkäuferin im Backshop: Wer in Zweibrücken vom Chef nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, verdient im Januar mehr Geld - und zwar 34 Cent pro Stunde. "Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn . Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert - auf 8,84 Euro", sagt Holger Winkow von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Die NGG Pfalz ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten auf, einen "Januar-Lohn-Check" zu machen. "Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen", so Winkow in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Der NGG-Geschäftsführer warnt zudem vor "Lohntricksereien durch die Hintertür": "Es ist eine beliebte Chefmasche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal."

"Arbeitgeber kleinlaut geworden"

Vom "Schreckgespenst Mindestlohn " spricht keiner mehr, so die NGG Pfalz. "Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute ‚Pflichtlohn für den Chef‘ ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumpinglohnspirale nach unten zu stoppen", sagt Holger Winkow. Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung in Zweibrücken . Ein Ergebnis: Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sind mehr reguläre Arbeitsplätze entstanden. Mitte vergangenen Jahres waren in der Stadt rund 14 900 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt - drei Prozent mehr als zwei Jahre zuvor, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab. Die NGG Pfalz hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn starkgemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. "Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn ", sagt Holger Winkow. So seien in Zweibrücken derzeit rund 60 Frauen weniger arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren.

Doch für Gewerkschafter Winkow ist beim Mindestlohn noch "deutlich Luft nach oben". Der NGG-Geschäftsführer spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: "Wir müssen Richtung 10 Euro pro Stunde - und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut."

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