Zu wenig Kinder, zu hohes Risiko Neues Hebammenhaus sieht keine Chance für Geburten in Zweibrücken

Zweibrücken · Das neue Hebammenhaus in der Weißen Kaserne plant keine Erweiterung zum Geburtshaus. Die Vorschriften dafür seien zu komplex und im Gegenzug sei die Zahl der möglichen Geburten zu gering.

 Das Hebammenhaus hat Räume in diesem Bau der Weißen Kaserne.

Das Hebammenhaus hat Räume in diesem Bau der Weißen Kaserne.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Seit 1. Juni gibt es in der Weißen Kaserne in Zweibrücken ein Hebammenhaus. Ein fünfköpfiges Hebammenteam kümmert sich dort um die Grundversorgung schwangerer Frauen. Und bei dieser Grundversorgung soll es auch bleiben, erklärt Gabriele Kuntz, Leiterin des Hebammenhauses, auf Anfrage unserer Zeitung.

Ein Leser unserer Zeitung war, nachdem er im Merkur den Bericht über das neue Hebammenhaus gelesen hatte, in der Redaktion vorstellig geworden. Seine Gattin erwarte im Dezember ein Kind, vielleicht, so die Hoffnung, werde das Hebammenhaus in der Weißen Kaserne bis dahin ja doch das Angebot erweitern und Geburten vor Ort ermöglichen.

Aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht, erläutert Gabriele Kuntz. „Dazu müssten wir ein Geburtshaus werden. Das Problem ist, dass wir in diesem Fall medizinisch einige Dinge vorhalten müssten, etwa einen OP-Saal. Es sind zahlreiche Vorschriften zu beachten.“ Ein Geburtshaus müsse eine „24-Stunden-Lösung“ anbieten, also rund um die Uhr bereit sein für Entbindungen. Und die könnten sehr schwierig verlaufen. „Wenn sich die Plazenta bei der Schwangeren löst, ist es schwierig, das Kind herauszuholen, sogar für ein Krankenhaus ist das ein schwieriger Fall“, verdeutlicht Kuntz. „Es gibt Vorschriften, wie schnell ein Kind herausgeholt werden muss.“ Die Komplexität dieser Anforderungen sei auch für das vor einem Jahr geschlossene Evangelische Krankenhaus in Zweibrücken mit seiner Geburtsstation ein Problem gewesen, ist sich Kuntz sicher. „Die 24-Stunden-Lösung gab dem Evangelischen Krankenhaus den Rest“, sagt Kuntz, das finanziell angeschlagene Krankenhaus habe das nicht mehr stemmen können.

Kuntz macht im Gespräch mit unserer Zeitung auch deutlich, dass beileibe nicht jede Frau, die in Zweibrücken entbinden möchte, dies in einem Geburtshaus könnte (wenn es denn eines gäbe). Kuntz: „Nicht jede Schwangere kann in einen Hebammenkreißsaal. Es gibt zahlreiche Ein- und Ausschlusskriterien, mögliche Krankheiten der Schwangeren müssen vorab geprüft werden. Nehmen wir nur einmal den Fall von Diabetes. Eine Schwangere, die Diabetes hat, kann grundsätzlich ins Geburtshaus. Aber nicht, wenn sie Insulin spritzen. Das wäre bereits ein Ausschlusskriterium.“ Selbst wenn die Mutter kerngesund sei und alle möglichen Kriterien erfülle, gebe es immer noch eine Hürde. Kuntz: „Nicht jede Frau will mit aller Konsequenz den Gang ins Geburtshaus antreten. Dazu zählt vor allem, dass dann auf die Verabreichung von Schmerzmitteln verzichtet werden muss.“

Das sei für viele Mütter letzten Endes ein Grund, doch lieber im Krankenhaus zu entbinden. Die Leiterin des Zweibrücker Hebammenhauses schätzt: „Von den rund 400 Geburten, die bislang jedes Jahr in Zweibrücken stattfanden, hätten vielleicht drei bis maximal fünf Prozent das Angebot, ins Geburtshaus zu gehen, angenommen, wenn es eines gegeben hätte.“ Diese Zahl sei deutlich zu gering, um eine solche Einrichtung wirtschaftlich betreiben zu können.

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