Mietvertrag für Zweibrücker Cap-Markt verlängert – mit zwei Varianten „Die Bevölkerung hat es jetzt in der Hand“

Zweibrücken · Die Zukunft des Cap-Markts in der Hallplatz-Galerie ist für fünf Jahre gesichert. Ob der neue Mietvertrag – der unter Vermittlung von Oberbürgermeister Wosnitza gelang – sogar zehn Jahre läuft, hängt vom Einkaufsverhalten der Bürger ab.

Cap-Markt und C&A sind die Ankermieter der Hallplatz-Galerie.

Cap-Markt und C&A sind die Ankermieter der Hallplatz-Galerie.

Foto: Lutz Fröhlich

Nun ging alles schneller als zunächst gedacht. Und vor allem mit besserem Ende, als lange zu befürchten war. Die Luxemburger Mimco Capital, Eigentümerin der Zweibrücker Hallplatz-Galerie, und die Pirmasenser Heinrich-Kimmle-Stiftung als Betreiberin des in dem Zweibrücker Einkaufszentrum angesiedelten Cap-Marktes haben sich auf einen neuen Mietvertrag geeinigt. Das teilte am Donnerstagnachmittag die Stadtverwaltung mit.

Bedeutet: Der Supermarkt bleibt nun doch dort, wo er ist. Was zunächst nicht so ausgesehen hatte. Denn die Kimmle-Stiftung, deren gemeinnütziges Pirminiuswerk den integrativen Supermarkt seit 15 Jahren in der Galerie betreibt, hatte vor zweieinhalb Wochen angekündigt, den Ende September auslaufenden Mietvertrag wegen einer von Mimco Capital angekündigten deutlichen Mieterhöhung nicht verlängern zu wollen. Der Auszug des Marktes wäre die Folge gewesen – zum Nachteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Kundinnen und Kunden, besondere jener, die auf den Lieferdienst des Marktes angewiesen sind. Zumal kein Alternativ-Standort in Zweibrücken in Sicht war.

Deshalb gab es in den vergangenen Wochen zahlreiche kritische Kommentare gegen die Vermieterin und vor allem Solidaritätsbekundungen für den Cap-Markt. Und der Zweibrücker Bürger Georg Dhom startete kurz nach der Hiobsbotschaft eine Unterschriftensammlung zur Rettung des Cap-Markts, die bis Donnerstag auf ausgelegten Unterschriftenlisten und in einer Online-Petition insgesamt deutlich über 3000 Menschen unterzeichnet haben.

Nun also die Wende. „Mietvertragsverhandlungen erfolgreich abgeschlossen“, jubilierte die Stadtverwaltung am Donnerstag in ihrer Pressemitteilung. Darin hieß es weiter: „Nach zwei sehr konstruktiven Verhandlungsrunden per Videokonferenz unter Moderation des Oberbürgermeisters der Stadt Zweibrücken, Marold Wosnitza, konnten die Verhandlungen gestern Abend in Berlin zwischen den Beteiligten fortgesetzt und erfolgreich abgeschlossen werden. Wir freuen uns sehr, dass es in sehr lösungsorientierten Gesprächen gelungen ist, den Erhalt des Cap-Marktes in der Hallplatz-Galerie und so auch die 23 Arbeitsplätze, 10 davon für Menschen mit Beeinträchtigungen, für die nächsten Jahre zu sichern.“

Hintergrund: Das in der Pressemitteilung erwähnte Treffen in Berlin war nach Merkur-Informationen während der jüngsten Videokonferenz vereinbart worden. Mimco-Capital-Chef Bernd von Manteuffel hatte Stiftungsvorstand Marco Dobrani, der am Mittwoch ohnehin in der Hauptstadt weilte, für den Abend ins Charlottenburger Büro seiner Verwaltungs-Firma eingeladen.

Alle Beteiligten hätten sich „maximal bewegen und strecken“ müssen, um das Ergebnis zu ermöglichen, hieß es in der Pressemitteilung der Stadt. „Ausschlaggebend für beide Seiten war letztendlich das Bemühen“, die Arbeitsplätze zu sichern.

Mehr noch: „Der noch entscheidende Knackpunkt, eine anstehende Investition in Höhe von 250 000 Euro in die Kühltechnik des Marktes“, habe durch eine Beteiligung des Vermieters in Höhe von 100 000 Euro „gelöst werden“ können. Laut Vorstand Dobrani hat die Stiftung davon bereits 80 000 Euro für 19 neue Kühltruhen ausgegeben. Die verbleibenden 170 000 Euro würden von der Stiftung „für die Erneuerung der gesamten Kühltechnik“ des Marktes benötigt.

Der Cap-Markt wird laut der städtischen Pressemitteilung „voraussichtlich im Oktober für eine Woche geschlossen, um die notwendige Erneuerung der Kühltechnik und anstehende Malerarbeiten durchführen zu können“.

Der Mietvertrag laufe zehn Jahre, schließe aber ein Sonderkündigungsrecht der Stiftung für den Cap-Markt nach fünf Jahren ein, informiert die Stadt. Und bei der Miethöhe „wurde eine Staffellösung vereinbart, die sich am Jahresumsatz orientiert“.

Dieses Verhandlungsergebnis wird beiden Seiten gerecht: Mimco Capital, die einen Mietvertrag mit zehn Jahren Laufzeit wollte, und der Stiftung, der das zu lang war. Der Kompromiss: das der Stiftung eingeräumte Sonderkündigungsrecht nach fünf Jahren und die von ihr vorgeschlagene Kopplung der Miethöhe an den Jahresumsatz des Cap-Marktes.

Beide Seiten haben sich auch darauf verständigt, dass nicht nur der Cap-Markt, sondern auch das vorgelagerte Bistro Capino bleiben darf – auf insgesamt rund 1000 Quadratmeter Verkaufs- und 300 Quadratmeter Nebenfläche. Zudem soll – anders als von Mimco Capital ins Gespräch gebracht – in der Hallplatz-Galerie kein weiteres Lebensmittelgeschäft angesiedelt werden.

Stiftungsvorstand Dobrani zeigte sich auf Merkur-Anfrage sehr froh über die gefundene Lösung: „Wir sind guter Hoffnung, dass die Galerie, wie von Mimco Capital beabsichtigt, bald voll vermietet ist und damit eine höhere Frequentierung erreicht wird.“ Denn die Stiftung sei mit der Verlängerung des Mietvertrages „ein hohes wirtschaftliches Risiko“ eingegangen, sagte Dobrani. „Ich hoffe sehr, dass sich die positive mediale Resonanz und die zahlreichen Bekundungen für den Erhalt des Marktes und der Arbeitsplätze durch die Bürgerinnen und Bürger nun in deren Kaufverhalten niederschlagen. Denn wir brauchen deutlich mehr Umsatz, um den Markt kostendeckend weiterführen zu können – am besten über zehn Jahre. Die Bevölkerung hat es jetzt in der Hand!“

Auch Mimco-Capital-Chef von Manteuffel ist froh, dass der neue Mietvertrag nun unter Dach und Fach ist. „Das war von Anfang an unsere Absicht“, sagte er auf Merkur-Anfrage: „Ich bin schließlich ein Unternehmer und kein Unterlasser. Wir leben von der Vermietung und nicht von der Entmietung!“

Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) bedankt sich bei allen Beteiligten für die „von Anfang an durch gegenseitiges Verständnis gekennzeichneten konstruktiven Gespräche, die am Ende zu diesem positiven Ergebnis geführt haben“. Man sei sich schon von Beginn der Gespräche an einig gewesen, gemeinsam einen Weg finden zu wollen, der den Erhalt des Cap-Marktes zum Ziel hatte: „Wichtige Arbeitsplätze für Zweibrücken wurden somit gesichert und der gerade von unseren Senioren sehr geschätzte Lieferservice bleibt erhalten.“

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