Neuer Antrag für gefährliche Stäube

Zweibrücken · Nach über neun Monaten störungsfreiem Betrieb unternimmt Terrag einen neuen Anlauf, um auf der Zweibrücker Deponie auch gefährliche Industriestäube verarbeiten zu dürfen. Mit Rücksicht auf Ängste in der Bevölkerung verzichtet die Firma aber unter anderem auf gefährliche Strahlrückstände und Gießereialtsande.

 Die Konditionierungsanlage am Deponie-Eingang. Foto: E. Kolling

Die Konditionierungsanlage am Deponie-Eingang. Foto: E. Kolling

Foto: E. Kolling

Monatelang herrschte Ruhe um die Konditionierungsunterlage von Terrag auf dem Zweibrücker Deponie-Gelände bei Mörsbach. Das ist jetzt vorbei: Terrag hat einen neuen Antrag zur Behandlung "gefährlicher" staubförmiger Abfälle gestellt - und Mörsbach kündigt Widerstand dagegen an.

Den ersten Antrag an die SGD Süd (Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt) hatte Terrag am 26. Februar 2014 zurückgezogen, nachdem es darum "viel Wirbel" gegeben hatte, erinnerte Terrag-Sprecher Hubert Immesberger gestern in einer Pressemitteilung. Terrag habe die Diskussion versachlichen wollen. Doch nach einem ersten Treffen mit dem Wunschmediator der Bürgerinitiative (BI) habe diese weitere Gespräche "ohne Angabe von Gründen verweigert". Von der Mörsbacher Ortsvorsteherin sei, im Gegensatz zu Nachbarorten, "auch auf mehrfache schriftliche und mündliche Einladungen keinerlei Reaktion" gekommen.

Nun habe Terrag, wie schon beim Rückzug angekündigt, einen überarbeiteten Antrag eingereicht: "Dieser enthält im Vergleich zum ersten Antrag nur noch fünf statt elf Abfallarten."

Die Deponie sei "ausdrücklich für solche Abfälle geeignet". Immesberger betonte, die beantragten "gefährlichen" Abfälle besäßen "ausdrücklich NICHT die Gefahreneigenschaft ,giftig'". Als "gefährlich" werde eine Abfallart aufgrund der Konzentration von Inhaltsstoffen klassifiziert. Verzichtet habe Terrag im neuen Antrag "beispielsweise auf von der Bevölkerung als besonders kritische eingeschätzte Stoffe, etwa ,gefährliche Strahlrückstände' und ,gefährliche Gießereialtsande', ergänzte Immesberger auf Merkur-Nachfrage.

Schon heute verarbeitet die Konditionierungsanlage nicht gefährliche Industriestäube mit Wasser zu einem feuchten Gemisch, das dann in der Deponie eingelagert wird. Nach zwei Störfällen, bei denen Stäube entwichen waren, hatte die SGD Süd am 22. Juli 2015 das Ruhen der Anlage angeordnet. Nach mehreren Verbesserungen durfte sie zwei Wochen später wieder in Betrieb gehen (wir berichteten). Seitdem "ist es zu keinerlei Betriebsstörung mehr gekommen", betonte Immesberger gestern.

Der BI-Vorsitzende Dennis Nizard und Ortsvorsteherin Susanne Murer (Grüne) kündigten gestern Widerstand auch gegen den neuen Antrag an. Murer erwartet sogar eine Klage. Falsch sei die Terrag-Behauptung, sie habe auf Einladungen gar nicht reagiert, so Murer: Sie habe der Terrag lediglich gesagt, dass es nichts zu besprechen gebe, solange kein aktueller Antrag vorliege. Nun, wo dieser gestellt ist, sei sie "selbstverständlich" zu einem Gespräch bereit: "Ich bin ja kein kleines Kind!"

Nizard begründete, warum die BI Gesprächsangebote abgelehnt habe: "Beide Seiten wollen ihr Ziel durchsetzen: Terrag will sogar gefährliche Stäube verarbeiten, wie gar keine. Da ist einfach kein Konsens möglich!"

Nizard erwartet, dass nun auch die vielen Zweibrücker Politiker, die wenige Wochen vor den Kommunalwahlen 2014 gegen die Verarbeitung gefährlicher Stäube gewesen seien, sich an ihre damaligen Aussagen erinnern.

Die Entscheidung über den Terrag-Antrag liege allerdings alleine bei der SGD Süd, betonte gestern Stadtsprecher Heinz Braun. Die Stadt werde lediglich angehört. Inhaltlich könne er sich noch gar nicht zu dem neuen Antrag äußern. Terrag habe diesen der Stadt zwar am Dienstag angekündigt - um welche fünf Stoffe es gehe, habe Terrag der Stadt aber noch nicht mitgeteilt.

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