Neue Ideen für Forschungsansätze

Zweibrücken · Studierende aus Deutschland sind an den Universitäten Stellenbosch und Kapstadt herzlich willkommen. Die Studienbedingungen sind erstklassig. Dies ist nur eine Erkenntnis der „Economic Society of South Africa“.

 Prof. Marc Piazolo besuchte die University of Cape Town. Foto: privat

Prof. Marc Piazolo besuchte die University of Cape Town. Foto: privat

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Alle zwei Jahre trifft sich die Economic Society of South Africa zu einer Tagung - diesen September an der University of Cape Town in Kapstadt. Mit mehr als 500 Teilnehmern ist dies der größte wissenschaftliche Austausch für Volkswirte auf dem afrikanischen Kontinent. "Inzwischen sind die Themen sehr international ausgerichtet - mit vielen Beiträgen aus den Nachbarländern. Entwicklungs- und Handelspolitik sowie der Kampf gegen Armut stehen dabei im Vordergrund," so Professor Marc Piazolo. Unterschiedliche wirtschaftspolitische Strategien wie Südafrika - als wirtschaftliche Lokomotive für Sub-Sahara-Afrika - wurden kontrovers diskutiert. Die aktuelle interventionistische und staatsgläubige Politik der ANC-Regierung fand wenig Widerhall. Im Gegenteil, es wurden viele marktwirtschaftliche Strukturreformen gekoppelt mit einer effektiveren Bildungspolitik für die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung gefordert. Ein Wirtschaftswachstum in Höhe von ein bis drei Prozent reicht bei weitem nicht aus, um den Abstand zwischen Reich und Arm zu schließen. Korruption bis hinauf zu Präsident Zuma ist zudem weit verbreitet und die Regenbogennation zieht keineswegs an einem Strang.

"Die kulturellen Vorstellungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen sind auch mehr als 20 Jahre nach Ende der Apartheid sehr unterschiedlich," stellte Marc Piazolo in der Internetstudie zur Verhaltensökonomie mit über 1100 Teilnehmern fest, "verarmte Xhosa aus dem Township lehnten selbst dann unfaire Verteilungen ab, wenn Sie auf einen realen Finanzbetrag in Höhe von zwei Monatseinkommen verzichten mussten. Das hätten wir so nicht erwartet." Zudem gibt es einen klaren Bruch zwischen Südafrikanern und Deutschen: Teilnehmer aus Deutschland sind wesentlich eigennutzorientierter als Südafrikaner. Die Ergebnisse stießen auf großen Widerhall und es ergaben sich neue Ideen für weitere Forschungsansätze.

Studierende aus Deutschland sind an den Universitäten Stellenbosch und Kapstadt herzlich willkommen. Die Studienbedingungen sind erstklassig und die Betreuung ist intensiv. "Mehrere Austauschstudenten sind in der Kapregion hängen geblieben und haben ihre wissenschaftliche Karriere hier erfolgreich fortgesetzt. Wenn man mit Blick auf die hohe Kriminalität gewisse Verhaltensregeln einhält, dann lässt es sich spannend und mit vielen kulturellen Anstößen gut leben und arbeiten", so Piazolo.

Die "gefühlte" Rassendiskriminierung an den Hochschulen ist immer noch ein politisch hochsensibles Thema. So gingen in Stellenbosch einige Hundert Studierende dafür auf die Straße - viele kamen jedoch von außerhalb. Der allgemeine Bevölkerungsanteil weißer Südafrikaner liegt bei einem Zehntel: in Stellenbosch ist jedoch die Mehrheit der Studierenden weiß; selbst an der englischsprachigen Universität Kapstadt sind es noch über 40 Prozent.

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