Radler vs. Fußgänger in Zweibrücken „95 Prozent halten sich nicht daran“

Zweibrücken · Laut Stadtratsmitglied Thorsten Gries müssen Radfahrer mehr Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Denn immer wieder komme es zu gefährlichen Situationen. Und das nicht nur in der Stadt.

 Radler, Fußgänger, ältere Menschen mit Rollator - sie alle begegnen sich in der Allee. Gegenseitige Rücksichtnahme ist da auf jeden Fall erforderlich.

Radler, Fußgänger, ältere Menschen mit Rollator - sie alle begegnen sich in der Allee. Gegenseitige Rücksichtnahme ist da auf jeden Fall erforderlich.

Foto: Norbert Schwarz

Die Sonne scheint. Es ist warm. 25, 30 Grad. Die Menschen zieht es nach draußen, immer mehr und mehr. In den Rosengarten, in den Biergarten, ins Freibad, in den Wald. Überall dahin, wo, nach diesen meteorologisch wie epidemiologisch doch sehr tristen Wochen, eben die Sonne scheint.

Sobald Stadtratsmitglied Thorsten Gries (SPD) darüber nachdenkt, was in den vergangenen Tagen in Zweibrücken los war und in den kommenden Wochen und Monaten sehr wahrscheinlich noch los sein wird, ruft das bei ihm zwei Gefühle hervor. Einerseits Freude, da die Menschen aufgrund der steigenden Temperaturen und der sinkenden Corona-Zahlen wieder mehr unternehmen können. Natürlich.

Andererseits macht er sich aber auch ein wenig Sorgen. Denn „wenn viel Betrieb ist“, sagt er, „bringen Radfahrer die Fußgänger immer wieder in Gefahr“. Etwa in der Unterführung des Rosenweges unter der Brücke der Landauer Straße, wo Schilder darauf hinweisen, dass „Radfahrer absteigen müssen – doch sie tun es nicht“, moniert Gries: „Mindestens 95 Prozent halten sich nicht daran.“ Entweder, weil sie die Schilder ignorierten oder diese überhaupt nicht wahrnähmen. „Gerade hier kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen: Radfahrer rasen auf Fußgänger oder Jogger zu – und können gerade so noch rechtzeitig bremsen“, schildert Gries seine Erlebnisse und verweist auch auf einige Beschwerden von Anwohnern, die bei ihm vermehrt eingingen.

Ähnliche Probleme beobachtet der Lokalpolitiker im Rosenweg zwischen Bootshaus und Biergarten. „Es ist halt ein schmaler Weg, der aber von Radfahrern, Spaziergängern und Joggern gleichzeitig genutzt wird.“ Heißt: Wenig Platz, viel Verkehr. Auch hier liegt die Verantwortung laut Gries bei den Radfahrern. „Diese müssten nur für 50 Meter absteigen.“

Die Probleme sind auch den Mitgliedern der Zweibrücker Initiative „Pro Fahrrad“ nicht entgangen.  Auch sie wissen über die Konflikte Bescheid.  Etwa in der Allee, wo es zwischen Fußgängern und Radfahrern  stets zu Diskussionen komme. Deshalb hatte die Initiative bereits Anfang 2020 vorgeschlagen, die Allee mithilfe einer optischen Abtrennung als „hybriden Geh- und Radweg zu markieren“. „Es ist genug Platz, mit ein wenig Farbe einen richtigen Radweg in beide Richtungen auszuweisen“, sagte hierzu das Mitglied von „Pro-Fahrrad“ und des Stadtrats, Klaus Furhmann (SPD) Anfang Mai zum Merkur. Hier wären die Konflikte also auch politisch zu lösen.

Dass Radfahrer Fußgänger gefährden, sei nichts Neues, weiß Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann. „Insofern hat Thorsten Gries mit seiner Kritik absolut recht.“ Er habe sich schon des Öfteren gefragt, sagt Norbert Pohlmann, „wieso Radfahrer auf Gehwege ausweichen“. Seine Theorie: „Vielleicht fühlen sie sich auf der Straße nicht so sicher?“ In Schutz wolle er die Radelnden damit aber nicht nehmen.

Laut Gries  kommt es jedoch nicht nur an den gut besuchten Stellen und Straßen innerhalb der Stadt zu Konflikten. Auch im Wald sei das so. Der SPD-Politiker hatte auf diese Thematik bereits in einer Stadtratssitzung hingewiesen. „Gerade an Feiertagen und an Wochenende herrscht hier großes Treiben – besonders bei schönem Wetter“, stellt der Politiker fest.

Theodor Ringeisen, Amtsleiter vom Forstamt Westrich und Zweibrücker, sieht das ähnlich. Er spricht von „Rücksichtslosigkeiten“, die nicht nur, aber eben auch im hiesigen Wald zu beobachten seien – ja vermehrt aufkämen. „Wald ist halt der bevorzugte Erholungsraum – vor allen Dingen, wenn jetzt auch höhere Temperaturen kommen.“ Hinzu komme, dass sich aufgrund der „flächenmäßig geringen Ausdehnung des Zweibrücker Waldes viele auf wenige Stellen aufhalten“.

Laut Ringeisen profitieren die Fußgänger in Zweibrücken zumindest davon, dass die Wege zum einen nicht so steil und zum anderen nicht so stark befahren seien wie in anderen Wäldern in der Umgebung. 

Wenig Widerspruch also für Beschwerdeführer Gries, der einfach hofft, dass die Radfahrer ein wenig mehr Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Jetzt, wo die Temperaturen steigen, die Corona-Zahlen sinken und mehr Menschen deshalb wieder nach draußen gehen, sei das wichtiger denn je.

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