Naturschutzbund Zweibrücken sammelt alte Smartphones für Insekten-Fonds ein Rohstoffe sichern, Lebensräume bewahren

Zweibrücken · Mit dem Ausschlachten nicht mehr genutzter Handys, Smartphones oder Tablets werden nicht nur wertvolle Rohstoffe neuer Nutzung zugeführt und zugleich Menschenleben sowie die Umwelt geschützt. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in den Nabu-Insekten-Fonds, um Bienen, Hummeln und Co. das Leben zu erleichtern.

 Erlöse aus dem Ausschlachten alter Handys investiert der Naturschutzbund in Lebensraum für Hummeln, Bienen & Co. In Zweibrücken gibt es mehrere Sammelstellen.

Erlöse aus dem Ausschlachten alter Handys investiert der Naturschutzbund in Lebensraum für Hummeln, Bienen & Co. In Zweibrücken gibt es mehrere Sammelstellen.

Foto: Cordula von Waldow

Mit dem beginnenden Frühjahr summt und brummt es überall, wenn die Hummeln als Vorreiter und kurze Zeit später auch die Bienen durch die ersten Blüten toben. Wirklich? Mit unserer zunehmenden Bodenversiegelung und den blütenfreien, dafür korrekt englisch per Roboter abgemähten Rasenflächen wird der Lebensraum für die lebenspendenden Insekten zunehmend geringer. „Handys für Hummel, Biene & Co.“ heißt daher eine Nabu-Aktion, an der sich auch der Naturschutzbund Zweibrücken beteiligt. „Wir schlagen dabei ganz viele Fliegen mit nur einer Klappe, eine Win-Win-Win-Win-Win-Situation“, freut sich Miriam Krumbach, Vorsitzende des NABU Zweibrücken.

105 Millionen alte, nicht mehr genutzte Handys dümpeln in deutschen Schubladen, behauptet eine Statistik. Wertvolles Rohmaterial, das auf Menschen verachtende und die Umwelt schädigende Weise sonst der Erde wieder abgewonnen werden müsste. Besonders die Förderung von Edelmetallen wie Kobalt, die jedes Handy erst zum Laufen bringen, kostet in Afrika Menschen zumindest die Gesundheit, wenn nicht gar das Leben. Denn bei der Gewinnung von Edelmetallen werden giftige Chemikalien freigesetzt, die zudem in der Umwelt landen. Außerdem werden dafür häufig große Flächen an Regenwald, weltweiter Sauerstoff-Lieferant Nummer eins, abgeholzt.

Handys, Smartphones und Tablets enthalten für die Leitfähigkeit unter anderem große Mengen an Gold, Nickel, Palladium sowie Kupfer. Für eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 18 Monaten pro Handy. „Diese wertvollen Rohstoffe sind wiederverwendbar“, erinnert Miriam Krumbach. Sie freut sich sehr, dass es in Zweibrücken bereits fünf Rückgabe-Sammelstellen für alte Handys gibt. Doch mehr Standorte seien wünschenswert. Gesammelt werden alte Geräte mit Zubehör wie Netzteil, Ladekabel, Akku oder Headset. Miriam Krumbach bittet: „Aus Sicherheitsgründen den Akku im Gerät lassen und nicht lose abgeben, SIM- und Speicherkarten zur persönlichen Weiternutzung entfernen.“

Die Aufbereitung von funktionsfähigen alten Handys, die dann wiederverwendet werden können, spart zugleich Rohstoffe und Energie und schont somit die Umwelt. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer spart laut Nabu durchschnittlich pro Gerät 58 Kilogramm CO2 sowie 14 Kilogramm Rohstoffe. Der Ertrag aus dem Verkauf fließt in den Insektenfonds, denn das Insektensterben hat mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen: Jede dritte Insektenart ist nach der bundesweiten Roten Liste gefährdet bis ausgestorben.

Dafür gibt es viele Gründe. Vor allem ist es der Verlust von geeigneten Lebensräumen, damit verbunden auch der Mangel an Nahrung, für Insekten tödliche Pestizideinsätze sowie eine zu geringe Vernetzung der Lebensräume und auch Lichtverschmutzung, die zu einem drastischen Insektensterben bei uns geführt haben. In der heutigen hochintensiven Landwirtschaft bieten die monotonen Agrarlandschaften nur sehr widrige Lebensbedingungen, in denen notwendige Nahrungs- und Nistmöglichkeiten großflächig fehlen.

Mit dem Nabu-Insektenfonds werden daher Projekte gefördert, die sich um den Schutz unserer Insekten kümmern. Neben öffentlichen, sollen auch Flächen in privater Hand zu Insektenschutzflächen umgestaltet werden. Damit werden Ackerflächen und Wiesen aufgekauft, um Lebensraum für Insekten zu sichern sowie neue Hecken gepflanzt.

Der Nabu in Zweibrücken unterstützt die Insekten ebenfalls aktiv. Miriam Krumbach zählt auf: „Wir haben eine Streuobstwiese, die insektenfreundlich angelegt ist. Wir pflanzen Hecken auf unsere Grundstücke und bewirtschaften alle unsere Grundstücke so, dass wir die Insekten fördern.“ Außerdem stellte der gemeinnützige Verein im Wildrosengarten ein Insektenhotel auf.

Tatkräftig unterstützen die Zweibrücker Naturschützer Karin Grgic mit ihrem Projekt „1001 Bäume“ sowie die Aktionen der Bürgerinitiative „ZW vernetzt“.

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