Zweibrücker Naturschutzbund Rückkehr des wilden Lebens auf dem Acker

Zweibrücken · Der Zweibrücker Naturschutzbund stellte bei der Mitgliederversammlung das Pik-Projekt vor. Auch einige Neuwahlen standen auf dem Programm.

 Herbert Kircher berichtete bei der Mitgliederversammlung des Nabu von der Amphibienwanderung in der Fasanerie.

Herbert Kircher berichtete bei der Mitgliederversammlung des Nabu von der Amphibienwanderung in der Fasanerie.

Foto: Susanne Lilischkis

Was geschieht, wenn man eine Ackerfläche größtenteils sich selbst überlässt? Welche Pflanzen und Tiere siedeln sich an? Der Zweibrücker Naturschutzbund (Nabu) hat im Rahmen des Pik-Projektes (Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen zum Erhalt landwirtschaftlicher Flächen) den Versuch gewagt und zwei vorher konventionell bewirtschaftete Äcker brachliegen lassen. Die Ergebnisse der fünfjährigen Studie, die von der Daniel-Theysohn-Stiftung mit 40 000 Euro finanziert wurde, stellte Miriam Krumbach bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Dienstag vor.

Auf zwei Flächen des Landwirtes Rolf Lehmann am Gödelsteiner Hang und Auf dem Hahn in Contwig säten die Nabu-Mitglieder einen etwa zehn Meter breiten Streifen mit einer Blüten-Saatmischung ein. Die Mitte der Felder blieb frei. Nach fünf Jahren zog man nun Bilanz und die kann sich sehen lassen. Auf den ehemaligen Äckern wurden 224 Pflanzenarten bestimmt, wobei die Blumen aus der Saatmischung immer mehr verschwanden und den einheimischen Sorten Platz machten. Zahlreiche Insekten besuchten die Wildflächen, die nur ein Mal im Jahr gemäht wurden, damit sich keine Büsche ansiedeln.

Über 70 Wildbienenarten zählte Sophie Ogan, die über das Ergebnis ihre Doktorarbeit verfasste. 24 verschiedene Tagfalter waren zu sehen, dazu 18 Heuschreckenarten. Wo viel Insekten sich tummeln, sind Vögel nicht weit – 35 Vogelarten wurden bestimmt, darunter so seltene Kandidaten wie das Braunkehlchen.

Nach Abschluss des Projektes werden die Äcker nun dem Landwirt wieder zur Nutzung zurückgegeben. Was dann mit der Insekten- und Vogelvielfalt geschieht, ist nicht abzusehen. Die meisten werden wohl verschwinden, dessen ist man sich beim Nabu bewusst. Doch das Projekt sollte ein Experiment sein, um modellhaft zu zeigen, wie man Flächen renaturieren kann und wie schnell es geht, dass sich seltene Insekten und Vögel wieder ansiedeln.

Der Nabu kann seit der letzten Versammlung im Herbst des vergangenen Jahres auf eine reichhaltige Palette an Veranstaltungen zurückblicken. Bei der Pilzwanderung im September wurden bei strömenden Regen 64 Pilzarten gefunden. Im Oktober fuhren die Mitglieder an den Lac du Der, um die dort rastenden Kraniche zu beobachten. Der neue Forstamtsleiter Florian Kemkes stellte sich bei einem Vortrag vor und Raphael Philipp sprach über die Arbeit der unteren Naturschutzbehörde. Ein Vortrag von Fledermaus-Experte Werner Mang lockte zahlreiche Mitglieder zum Stammtisch, der jetzt im Restaurant „Dehäm“ in der Fruchtmarktstraße stattfindet.

Bei Arbeitseinsätzen kümmern sich die Vereinsmitglieder um den Artenschutz. Sei es bei der Mauschbacher Herde, bei den Amphibienteichen, beim Anbringen von Nistkästen oder bei der Kontrolle der Amphibienwanderung – die Nabu-Helfer haben viel zu tun. Aktuell steht das Aufstellen des Krötenschutzzauns an der Fasanerie an. Herbert Kirchner stellte die Maßnahmen in der Fasanerie vor. Hier wurden 35 Eimer vergraben, um die Kröten davon abzuhalten, die Straße zu überqueren. Zwei Mal am Tag werden die Kröten von Herbert Kirchner und seinen Helfern aus den Eimern genommen und zum Laichteich am Fuß des Trompetenhügels getragen. Erfreulicherweise finden die Nabu-Mitglieder auch seltene Reptilien in den Eimern. „Wir hatten letztes Jahr 24 Feuersalamander eingesammelt“, berichtete Herbert Kircher stolz.

Die Naturschutzjugend blieb auch nicht untätig. Die jungen Vereinsmitglieder bastelten Vogelfutterrollen und Meisenknödel. Am kommenden Samstag steht ein Besuch des Insektenhotels im Wildrosengarten an.

Bei den anschließenden Vorstandswahlen des rund 1800 Mitglieder zählenden Vereins wurden Carmen Boegen zur Beisitzerin und Sprecherin der Naturschutzjugend und Ute Gab als Beisitzerin gewählt. Die Mitglieder entlasteten den Vorstand und bescheinigten Ulrike Behr eine korrekte Kassenführung.

 Die Finanzierung des Biodiversitäts-Projekts gegen das Insektensterben auf einer Fläche in Contwig übernahm mit 40 000 Euro die Daniel-Theysohn-Stiftung aus Ludwigswinkel.

Die Finanzierung des Biodiversitäts-Projekts gegen das Insektensterben auf einer Fläche in Contwig übernahm mit 40 000 Euro die Daniel-Theysohn-Stiftung aus Ludwigswinkel.

Foto: Roswitha und Christoph Domke/Nabu Zweibrücken

Die Naju-Kindergruppe trifft sich am Samstag, 11. März, um 15 Uhr am Imkerheim, oberhalb des Zweibrücker Wildrosengartens.

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